Tesla baut eine Fabrik in Grünheide. Jetzt hat das Magazin „Kontraste“ herausgefunden, dass der E-Autohersteller vermutlich massiv gegen Datenschutzbestimmungen verstößt und gigantischen Bilderströme aus den Fahrzeugen auf firmeneigene Server in den USA sendet. Das ist auch ein Problem für die zukünftigen Tesla-Standorte Berlin und Grünheide. Ein Kommentar von Jacek Slaski.
Gleich mehrere Kameras sind in den neuen Tesla-Modellen installiert. Sie zeichnen sowohl die Umgebung sowie das Innere des Fahrzeugs auf, die hochaufgelösten Bilder werden anschließend automatisch auf Server geladen, können aber auch per direkten Zugriff von dem Unternehmen abgerufen werden.
Was mit den Daten passiert ist unklar, ein Statement von Tesla verwies etwas schwammig auf die Entwicklung von Systemen, die autonomes Fahren ermöglichen sollen.
Stasi oder George Orwells „1984“
Wer also einen Tesla fährt, füttert den Algorithmus, beteiligt sich an der Entwicklung innovativer Technologien und wird dabei komplett überwacht. Nicht nur, und auch das wäre an sich schon zuviel, wo und wie er sich fortbewegt, sondern auch, was er (oder sie) in dem Auto so treibt und mit wem. Wer hier nicht an die Stasi oder George Orwells „1984“ denken muss, ist grenzenlos naiv oder hält den Datenschutz für ein Relikt des 20. Jahrhunderts, das in der Gegenwart und vor allem in der Zukunft keinen Bestand haben sollte.
Der Begriff vom „gläsernen Autofahrer“ macht die Runde. Und tatsächlich dringt die alles ausspähende Technik mittlerweile in Bereiche ein, an die man noch vor wenigen Jahren gar nicht gedacht hätte. Heute spionieren uns unsere Computer und Telefone alltäglich aus, eine Tatsache, die niemanden mehr aufregt. Auch Leihfahrräder, Smart-Home-Anwendungen und internetfähige Fernseher sind an unserem Verhalten interessiert und scheren sich kein Stück um die Privatsphäre des Users. Jetzt also die Autos.
Die Nachricht vom herumspionierendem Tesla ist nicht einmal überraschend
Schöne neue Welt. Irgendwie ist die Nachricht vom herumspionierenden Tesla nicht einmal überraschend. Man hat sich mit der Macht der Datenkraken abgefunden, resigniert schwebt ein „Das ist halt so!“ im Kopf. Und gleichzeitig schrillt eine Alarmglocke und man muss sich schon fragen, wo das alles hingehen soll und ob Hightech-Konzerne wirklich alles über uns wissen müssen und alles mit unseren Daten machen dürfen. Die Antwort sollte „nein“ lauten.
Das hat gar nichts mit Verschwörungstheorien und irren Geschichten über 5G und Bill Gates zu tun, viel mehr mit gesundem Menschenverstand und einem, vielleicht antiquierten, Glauben an demokratische Grundprinzipien und geltendes Recht. Dagegen verstößt Tesla vermutlich, auch wenn es derzeit noch kein Verfahren geschweige denn Gerichtsurteile dazu gäbe.
Berliner und Brandenburger Politiker, die kürzlich den Tesla-Chef Elon Musk hofierten und die Pläne von der Gigafactory in Grünheide und weiteren Standorten in Berlin vorantrieben, sollten sich die Sache vielleicht genauer anschauen und überlegen, was sie angesichts der Situation tun können. Denn Tesla alles machen lassen und fahrende Spione im Berliner Umland zu bauen, kann nicht die Lösung sein.
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