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Wahlplakate in Berlin: So schräg, peinlich und doof werben die Parteien

Berlin darf wieder wählen und das Stadtbild ist übersät mit Wahlplakaten. Mehr oder minder freundliche Menschen blicken da einen an und versprechen das Blau, Grüne, Rote und Schwarze vom Himmel. Ach, das Gelbe auch, aber die FDP vergisst man in Berlin so schnell. Wir haben uns umgeschaut und 12 Wahlplakate in Berlin gefunden, die uns den Winter 2023 nicht immer schöner machen. Hier sind sie – Schräg, peinlich und doof: 12 Wahlplakate in Berlin – Die zweite Runde.

Und nicht vergessen: Am Sonntag, 12. Februar 2023 findet die Wiederholung der Wahl zum Abgeordnetenhaus statt. Also hingehen und ein (natürlich demokratisches) Kreuz setzen. Den manchmal nervigen Wahlplakaten zum Trotz!


Auch für Autofahrer

Die CDU hat immer Vorfahrt. Aber ist das Auto nicht ein Relikt aus der Vergangenheit? Foto: Imago/Stefan Zeitz
Die CDU hat immer Vorfahrt. Aber ist das Auto nicht ein Relikt aus der Vergangenheit? Foto: Imago/Stefan Zeitz

Die Verkehrswende kommt, da führt nichts und niemand dran vorbei. Die CDU will den Prozess augenscheinlich etwas entschleunigen. Das Wahlversprechen für die Autofahrer dürfte dennoch schwer einzuhalten sein, denn verkehrsberuhigte Straßen und neue Radwege werden wohl kaum wieder dem motorisierten Individualverkehr weichen.


Lenin lebt!

Wahlplakate ind Berlin: Marx, Engels und Lenin? Das zog doch schon lange nicht mehr, liebe DKP. Foto: Imago/Emmanuele Contini
Marx, Engels und Lenin? Das zog doch schon lange nicht mehr, liebe DKP. Foto: Imago/Emmanuele Contini

Die Ewiggestrigen unter den Linken haben eine natürliche Heimat, sie heißt DKP, riecht nach Rübeneintopf aus der Zeit der Oktoberrevolution und den gesammelten Werken von Karl Marx im blauen Einband. Man beachte auf dem Wahlplakat das Hammer-und-Sichel-Logo über dem „P“. In welcher Clipart-Sammlung das wohl schlummert, weiß nur das Grafikteam der Deutschen Kommunistischen Partei.


Wahlplakate in Berlin: Ab in den Knast

Wahlplakate in Berlin: Mobile Plakatwand mit einem Wahlplakat AfD. So ist man schneller wieder weg. Foto: Imago/Olaf Schuelke
Mobile Plakatwand mit einem Wahlplakat der AfD. So ist man schneller wieder weg. Foto: Imago/Olaf Schuelke

Die AfD wird in Berlin vorwiegend am Stadtrand gewählt, dies aber in Ost wie West. Trauen sich die Rechtsblauen mal in die Mitte der Stadt, achten sie auf geeignete Fluchtwege und eine mobile Infrastruktur, um schnell wieder zu verschwinden. Dazu gehören auch Wahlplakate auf vier Rädern.


Berliner Farbenlehre

Das ist schon gemein! Grünenfeindliches Graffiti auf Wahlplakat-Rückseite. Foto: Imago/S. Gabsch/Future Image
Das ist schon gemein! Grünenfeindliches Graffiti auf Wahlplakat-Rückseite. Foto: Imago/S. Gabsch/Future Image

So fies der Spruch auf der Rückseite eines Wahlplakats der Grünen ist, wissen doch jeder Kleingärtner und jede Kleingärtnerin, dass er stimmt. Was aber für die korrekte Kompostierung zutrifft, wirkt im politischen Spektrum als Aussage zweifelhaft.


It’s so 1933

Wahlplakate in berlin: Ein kundiger Mediengestalter war hier am Werk: Wahlplakat der Jusos – "Rechts wählen ist so 1933 - Keine Stimme der AfD". Foto: Imago/S. Gabsch/Future Image
Ein kundiger Mediengestalter war hier am Werk: Wahlplakat der Jusos – „Rechts wählen ist so 1933 – Keine Stimme der AfD“. Foto: Imago/S. Gabsch/Future Image

Die Jusos haben hier zwar einen Punkt, nur Wahlkampf gegen etwas zu machen, etwa gegen die AfD, mag edel gedacht sein, aber besser ist es doch, mit den eigenen Konzepten zu überzeugen. Oder nicht? Grafisch gibt es aber hier die Bestnote. Das Plakat sieht vom Weiten aus wie die Ankündigung eines überlangen Theaterstücks an der Volksbühne, in dem viel geschrien wird und sich das Ensemble am Ende in eigenen Körpersäften wälzt.


Grenzenlos geschmacklos

Da hat sich DIE PARTEI verhoben. Satire darf vielleicht alles, aber nicht alles funktioniert. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Da hat sich DIE PARTEI verhoben. Satire darf vielleicht alles, aber nicht alles funktioniert. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Das geht nicht, liebe DIE PARTEI. Das ist scheiße!


Don’t Giffey

Wahlplakate in Berlin: Der Sticker von DIE PARTEI ist etwas lustiger: "Don't Giffey Fuck". Foto: Imago/IPON
Der Sticker von DIE PARTEI ist etwas lustiger: „Don’t Giffey Fuck“. Foto: Imago/IPON

Das geht schon eher klar, früher hatte DIE PARTEI auch immer die lustigsten Wahlplakate. Manchmal scheint es aber, als hätten sie nicht viel mehr als das.


Ganz Berlin

Jetzt ist die Interpretationsebene weit offen. Den Rest denkt man sich einfach. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Jetzt ist die Interpretationsebene weit offen. Den Rest denkt man sich einfach. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Da wollte die CDU mal die gerne auf linken Demos skandierte Parole konterkarieren. Doch ein Sponti kam daher und machte der Sache den Garaus. Ob man hier nun an „liebt“ oder „hasst“ denkt, die Sache ging gründlich daneben.


Czaja steht Kopf

Alles steht Kopf! Dieses Wahlplakat der Berliner FDP wird noch zu seinem Bestimmungsort transportiert. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Alles steht Kopf! Dieses Wahlplakat der Berliner FDP wird noch zu seinem Bestimmungsort transportiert. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Wahlwerbung der FDP sieht immer ein wenig so aus, als würde die Deutsche Post neue Telefonbücher drucken, mit einer Kampagne dafür Werbung machen und auch noch 2023 versuchen, die dicken Dinger unters Volk zu bringen. Schön gelb aber irgendwie auch nutzlos. Gilt auf eine komische Art ebenso für die FDP.


Welches Klima?

Wahlplakate in Berlin: Irgendwie sieht das alles nicht nach gutem Klima aus. Foto: Imago/S. Gabsch/Future Image
Irgendwie sieht das alles nicht nach gutem Klima aus. Foto: Imago/S. Gabsch/Future Image

Auch Die Linke springt auf den Klimazug auf. Klar, das Thema ist wichtig, aber gerade auf diesem Wahlplakat im Kontrast mit dem deprimierenden Hochhaus, enden die guten Absichten zumindest visuell. Gewerkschaften, Gentrifizierung, Genossen, das passt besser zu der Truppe.


Grüne Nullaussage

Bettina Jarasch setzt auf die Kraft der Phrase. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Wahlplakate in Berlin: Bettina Jarasch setzt auf die Kraft der Phrase. Foto: Imago/Stefan Zeitz

„Berlin mit neuer Kraft regieren“ – Diesen Wahlslogan muss man sich dialektisch auf der Zunge zergehen lassen. Ein Meisterstück der Inhaltsverweigerung. Die einzige Frage, die sich angesichts dieser Nichtaussage stellt, wie hoch war das Honorar, das die dafür verantwortliche Agentur den Grünen in Rechnung gestellt hat?


Willy for ever

Politiker wie Willy Brandt werden einfach nicht mehr gemacht. Er fehlt. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Politiker wie Willy Brandt werden einfach nicht mehr gemacht. Er fehlt. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Kippe im Mundwinkel, offenes Hemd (Knitterlook), roter Sonnenschirm, Glas (Bier oder Wein?) und Mandoline. Sonst nix. Willy Brandt hat einfach mehr Stil als 94 Prozent der gegenwärtigen Politlandschaft zusammengenommen. Ob bei Erstwahl, Wiederwahl, Neuwahl oder Nachwahl. Ist so.

PS: Die erwähnten 94 Prozent sind mit wissenschaftlichen Mitteln errechnet worden und sind das Ergebnis einer sehr langen und sehr teuren Studie, die den Stil der gegenwärtigen Politlandschaft untersucht hat.

Viel Spaß an den Wahlurnen. Geht wählen!


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Wir blicken hier noch einmal auf die Plakate zur Wahl 2021 in Berlin zurück. Unser Autor kann ein Argument gegen die Initiative „DW & Co enteignen“ einfach nicht mehr hören. Was es neben Wahlplakaten noch zu entdecken gibt? Jede Menge Sehenswürdigkeiten in Berlin zeigen wir euch hier. Unsere aktuellen Empfehlungen für jeden Tag findet ihr hier: Tagestipps für Berlin.

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