Queer

CSD 2023 in Berlin: Alle Infos zu Termin, Route und Ablauf

Der CSD ist der Höhepunkt des Pride Months. Am 22. Juli 2023 werden beim 45. Christopher Street Day in Berlin eine halbe Million Menschen erwartet, die mit viel Glitzer und großem Spaßfaktor durch Berlin ziehen. Was ihr zur Pride Parade und zum CSD wissen müsst, erfahrt ihr hier.

Es wird wieder bunt in Berlin: CSD-Parade vom vergangenen Jahr. Die Infos zum Christopher Street Day 2023 in Berlin bekommt ihr bei uns. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

CSD 2023: Anforderungen an die Regenbogenstadt

Wie jedes Jahr hat das basisdemokratische Forum des Berliner CSD e.V. gemeinschaftlich über das Motto des Berlin Pride | Berliner CSD entschieden. Es lautet: „Be their voice – and ours! Für mehr Empathie und Solidarität!“ Wie auch im vergangenen Jahr ist das Motto bilingual. Damit sollen auch Nicht-Muttersprachler einbezogen werden.

Das Forum und der Vorstand des Berliner CSD e.V. machen mit dem Motto aber nicht nur auf externe, sondern auch interne Konfliktpotenziale aufmerksam. Schließlich sollten Sexualitäten, Identitäten und Lebensformen, die der LGBTQIA+-Community angehören oder auch nicht angehören, ausnahmslos mitgedacht werden und in ihrer Selbstbestimmung akzeptiert und unterstützt werden. Ob es nun queere Opfer des Krieges gegen die ukrainische Bevölkerung oder des iranischen Regimes oder kaum sichtbare Menschen in der Berliner Community seien, wo es mitunter an Empathie und Solidarität fehle. „Wir müssen endlich wieder jene Regenbogenstadt werden, von der alle so gern sprechen – als Gemeinschaft – und durch mehr Support der Politik“, ist auf der CSD-Berlin-Webseite zu lesen.

Diesjährige Forderungen des CSD sind zum Beispiel das Thema „Grundgesetz für Alle“: Die Menschen der queeren Community sollen in ihrer ganzen Bandbreite durch Artikel 3 des Grundgesetz geschützt werden. Von Berliner Senatorin für Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung, Cansel Kiziltepe (SPD) verlangt der CSD e.V. eine schnelle und lückenlose Aufklärung aller Straftaten gegen LGBTQIA+-Menschen und eine Null-Toleranz-Policy gegenüber allen Diskriminierungsformen.

Demo-Route der 45. Pride Berlin: 7,4 Kilometer Strecke

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Ab 11.30 Uhr wird der Vorstand des Berliner CSD e.V., gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, CDU, die 45. Pride Berlin-Demonstration eröffnen. Ein besonderer Fokus soll auf die weltweit angefeindete Drag-Community, die menschenverachtenden Anti-LGBTQAI+-Gesetze und -Bewegungen in Ländern wie Uganda, Namibia oder Ghana sowie auf das Selbstbestimmungsgesetz gelegt werden. Darüber hinaus hat der Verein auch in diesem Jahr einen ausführlichen Forderungskatalog veröffentlicht.

CSD 2023: Das ist der Streckenverlauf. Abb: CSD e.V

Die große Demonstration der LGBTQIA+-Community startet am 22. Juli 2023 um 12 Uhr von der Leipziger Straße/Ecke Spittelmarkt Richtung Schöneberg und Nollendorfplatz, also zum Regenbogenkiez. Von dort geht es zur Siegessäule und dann über die Straße des 17. Juni zum Brandenburger Tor. Dort sollen um 16.30 Uhr die ersten Fahrzeuge und Fußgruppen das Brandenburger Tor erreichen, das Ziel der 7,4 Kilometer langen Parade. Dort findet dann die Abschlusskundgebung statt, mit Redebeiträgen und künstlerischen Acts auf der Bühne.

Traditionell darf man sich auf überaus viele bunte, feierfreudige, fantasievoll kostümierte Menschen auf Berlins Straßen freuen. Moderiert werden der CSD-Wagen, die Eröffnungs- und Abschlusskundgebung von allerhand queeren Berliner Persönlichkeit, wie etwa der Community-Ikone Eybe Ahlers. Der CSD Berlin endet gegen Mitternacht. Über den ganzen Tag verteilt werden 500.000 Teilnehmende erwartet.

CSD-Abschlussparty im Ritter Butzke: Sieben Areas zum Feiern

Auf der Abschlusskundgebung wird zudem wieder der geschichtsträchtige „Soul of Stonewall“-Award vergeben. „Wir sind sehr glücklich, dass wir auch in diesem Jahr breit gefächert politische, lokale, gesellschaftliche, kosmopolitische und werteorientierte Projekte und Persönlichkeiten auszeichnen dürfen“, so Vereinsvorständin Stella Spoon in einer Pressemitteilung. Vier Menschen werden in den Kategorien „Internationale Grasroot Persönlichkeit“, „Aktivistisches Lebenswerk“, „Award für Berliner Gemeinschaftsprojekte“, sowie „Internationale Persönlichkeit im Kampf für mehr Sichtbarkeit & Solidarität“ geehrt.

Die offizielle Abschlussparty steigt zum zweiten Mal im Ritter Butzke in Kreuzberg mit der House of Pride. Sieben Areas stehen den Feiernden zur Verfügung. Bei der Premiere im vergangenen Jahr hatten dort 3.000 Menschen gefeiert. Gefeiert wird im Ritter Butzke auch am Vorabend des CSD in Berlin – unter anderem mit Fatboy Slim.

Schon im vergangenen Jahr endete die Pride Berlin am Brandenburger Tor. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

44 Jahre nach den Stonewall-Unruhen ist der Protest notwendiger denn je

44 Jahre nach dem historischen Unruhen in der New Yorker Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, die vor allem von homosexuellen und trans Gästen besucht wurde und wo der Widerstand gegen eine Polizei-Razzia am 28. Juni 1969 eskalierte, ist der Protest für queere Rechte notwendiger denn je ist. In Berlin wurden 2022 so viele homo- und transfeindliche Vorfälle wie noch nie seit Beginn der Erfassung der Zahlen registriert. 230 LGBTQIA+-feindliche Vorfälle wurden gemeldet. Dies geht aus dem „Berliner Register“ hervor, das Vorfälle wie etwa Gewaltdelikte dokumentiert.

Klar wird: Auch 2023 ist es keine Selbstverständlich, laut „out and proud“ zu sein. Gründe, auf die Straße zu gehen, gibt es also mehr als genug. Vor allem in einer so queeren Stadt wie Berlin.

Text: Livia Lergenmüller & Erik Heier


Mehr queere Kultur in Berlin

Der erste CSD in Berlin fand 1979 statt. Hier erfahrt ihr alles zur Geschichte des Christopher Street Days. Berlins Clubkultur ist einzigartig. Welche Bedeutung hat sie für die queere Community? Die Pride Parade reicht euch nicht? Dann hätten wir hier weitere Tipps für queere Orte in Berlin. Anstoßen auf die Vielfalt: Queere Bars in Berlin zeigen wir euch hier. Unsere Überblicksseite zu News und Trends aus der und für die queere Community findet ihr hier.

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