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Elsa Louise Werner: „Verliebt war ich schon immer nur in Frauen“

Elsa Louise Werner, sagen viele, sei die wohl begehrteste Lesbe der Stadt, mit ihren strahlend blauen Augen. Seit ihrer Teilnahme an der queeren Dating-Show „Princess Charming“ gehen die Zahlen von Elsas Instagram-Follower:innen durch die Decke. Mit uns hat sie über lesbisches Dating in Berlin gesprochen, warum sie Labels nicht leiden kann, weshalb ihr Tinder zu unromantisch ist und warum ihre Schulzeit aufgrund ihrer Homosexualität alles andere als einfach war.

Man munkelt die schöne Berlinerin Elsa Louise Werner sei eine der begehrtesten Lesben der Stadt (Mit dem süßesten Hund der Welt)

Tinder ist mir zu unromantisch”

Elsa ist aktuell single – und happy. Denn eine Frau an ihrer Seite braucht sie zum glücklich sein nicht. „Wenn ich jemanden treffe mit dem es sich gut anfühlt, freue ich mich. Aber spezifisch auf der Suche nach einer Freundin war ich noch nie.“ sagt Elsa. Da sie in Sachen Liebe gerne alles auf sich zukommen lässt, ist sie kein Fan von klassischem Dating und lernte ihre Exfreundinnen immer durch Zufall kennen. Auch mit Dating-Apps konnte sich die schöne Berlinerin nie richtig anfreunden.

„Tinder und Raya habe ich schon mal ausprobiert, aber schnell gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. Heute habe ich keine Dating-Apps mehr installiert.“ Ein Swipe nach rechts bei Tinder wird Elsas Wunsch nach einer romantischen Kennenlerngeschichte einfach nicht gerecht. „Du wirst lachen, aber ich glaube nach wie vor an die romantische Liebe – Diese eine Frau, die man zufällig trifft und weiß das ist Sie.“

„In der Schule war ich immer die scheiss Lesbe“

Ein klassisches Outing á la „Hey Leute, Ich bin übrigens lesbisch“ hatte Elsa nie. Doch spätestens als die damals 13-jährige ihre erste feste Freundin mit nach Hause brachte, war klar, dass sie für Jungs eher wenig übrig hat. „Meine Eltern haben super reagiert und gar kein Thema daraus gemacht.“ sagt Elsa. Doch irgendwann sprach sich ihre Zuneigung für Mädchen auch in der Schule herum und sie musste nicht nur vor ihren Verwandten und Freund:innen, sondern auch öffentlich zu ihrer Sexualität stehen. „Das war damals alles andere als einfach für mich“, sagt sie.

„Vor allem in der Anfangsphase, wo man spürt, dass man vielleicht gay ist, ist man total verunsichert. Man fragt sich: Stehe ich etwa auf Frauen? Was ist hier eigentlich los? Wenn man selbst so unsicher ist, beeinflussen einen negative Kommentare oder Bewertungen von außen extrem. Man wird dann noch unsicherer und hinterfragt sich total.“

Die Pubertät. Eine Zeit, in der kaum ein Teenager weiß, wohin mit sich und in der man eigentlich nur das eine will: dazugehören. In dieser Phase war es für Elsa besonders schwierig mit ihrer Homosexualität umzugehen. Es verging kaum ein Schultag, an dem nicht hinter ihrem Rücken getuschelt wurde und sie sich blöde Sprüche anhören musste – ironischerweise ausschließlich von Jungs. „In der Schule war ich immer die scheiss Lesbe. Das war echt hart.“ Zu Elsas Jugend in den 2010er-Jahren herrschte kein Bewusstsein für die Probleme von homosexuellen Jugendlichen, weshalb sie von ihren Lehrer:innen weder aufgefangen noch unterstützt wurde. „Ich glaube, das hat sich in den letzten Jahren zum Besseren gewendet – hoffe ich zumindest.“ 

In der Klasse Aufklärungsarbeit zu leisten, um den Schüler:innen zu vermitteln, dass es absolut unnormal und in Ordnung ist, das andere Geschlecht zu lieben, hätte ihr damals geholfen. „Auch wenn man selbst kein Fan von der LGBTQIA+ Community ist, Kinder, die ausgegrenzt oder gemobbt werden, müssen von ihren Lehrer:innen beschützt werden.“ Ansonsten könne Schule schnell zum Alptraum für homosexuelle Jugendliche werden. Trotz ihrer schwierigen Schulzeit lernte Elsa mit der Zeit, sich von homofeindlichem Verhalten emotional abzugrenzen und zu sich und ihrer Sexualität zu stehen.

„Inzwischen ist es mir vollkommen egal was andere darüber sagen, dass ich gay bin. Wenn jemand ein Problem damit hat, dass ich Frauen liebe, dann ist das kein Mensch, mit dem ich etwas zu tun haben möchte. Ich bin nicht mehr verletzt, wenn diese Leute mich nicht mögen, ich mag sie ja genauso wenig.“

Finger weg von Bi-Frauen?

Es hält sich wacker: das Gerücht, dass viele lesbische Frauen zweimal darüber nachdenken, ob sie sich auf eine Bisexuelle einlassen. Schließlich besteht die Gefahr, dass sie sich, wenn es hart auf hart kommt, doch wieder für einen Mann entscheidet. Denn dass einem von der Gesellschaft weniger Steine in den Weg gelegt werden, wenn man das klassische Hetero-Beziehungsmodell fährt, ist leider Fakt.

Die LGBTQIA+-Szene steht für Inklusivität, Toleranz und gegenseitige Loyalität. Sie definiert sich durch das Ziel, die Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität zu beenden. (Symbolbild) Foto: Imago/Panthermedia

Aber ist es nicht auch eine Form von Diskriminierung innerhalb einer Szene, die für Offenheit, Toleranz und gegenseitige Loyalität steht, Frauen aufgrund ihrer Bisexualität auszuklammern? „Total. Das klingt für mich nach Doppelmoral.“ sagt Elsa, die selbst schon Sex mit Männern hatte und keinerlei Antipathie gegen bisexuelle Frauen hegt. „Ich glaube, diese Vorsicht hat auch viel mit eigener Unsicherheit und der Angst zu tun einer Bi-Frau nicht das geben zu können, was sie scheinbar von einem Mann braucht.“

„Unsere Community schreibt sich immer auf die Fahne krass offen zu sein, also warum dann Bi-Frauen ausschließen, wenn man lesbisch ist? Check ich nicht. Jeder wie er mag!“

Goldstar Lesbians – Gibt es Lesben erster Klasse?

Auch von einem Goldstar Lesbian Status, einer Art Auszeichnung, die manche Lesben anderen zuschreiben, wenn sie noch nie Sex mit Männern hatten, hält Elsa nichts. „Eine lesbische Frau ist doch nichts Besseres, nur weil sie noch nie mit einem Mann intim war“, sagt sie.

Der Goldstar Lesbian Status Status unterteilt Lesben gewissermaßen in eine „erste” und „zweite” Klasse. Ebendiese Hierarchisierungen hätten wir in unserer Gesellschaft bedauerlicherweise genug. (Stichwort: hetero- und homosexuelle Liebe) „Wir sollten nicht auch noch innerhalb der queeren Community damit anfangen“, sagt Elsa.

Guilty Pleasure: Heterofrauen

Den Wunsch, eine Frau an seiner Seite zu haben, die sich sicher in ihrer eigenen Sexualität ist, kann Elsa trotzdem nachvollziehen. „Ich hatte früher sehr oft was mit Hetero Girls, für die ich die erste Frau war.“ Damit soll jetzt aber Schluss sein, erzählt sie. Der Grund dafür: Plötzlich zu merken, dass man doch nicht (nur) auf das männliche Geschlecht steht, kann die ein oder andere Frau in eine kleine bis mittelschwere Identitätskrise stürzen. „Das wirft plötzlich ganz viele Fragen auf. Fragen, die ich mir schon mit 13 gestellt habe“, sagt Elsa.

„Durch diese schwierige Phase mit einer Partnerin zu gehen, holt vieles wieder hoch und kann ziemlich belastend sein. Das will ich nicht mehr. Ich will mit einer Person zusammen sein, die sich sicher ist, dass sie Frauen mag.“

Die Regenbogenflagge ist ein Symbol der LGBTQIA+-Community. Sie steht für Vielfalt, Stolz und Selbsstbehauptung. (Symbolbild) Foto: Imago/Zoonar

„Ich hasse Labels“

Auch wenn Elsa Teil der queeren Community ist, bewegt sie sich kaum in der Berliner Gay-Szene. Bewusst grenzt sie sich jedoch nicht ab. Das passiert eher automatisch, sagt sie, denn ihr Freundeskreis hat sich seit ihrer Jugend kaum verändert. „Ich verbringe einfach Zeit mit den Leuten, die ich mag. Wenn diese Menschen auch gay sind, cool – aber wenn nicht, genauso cool.“ Eine Sache stört Elsa an der queeren Szene aber tatsächlich: Sie hat das Gefühl, dass eine Identifikation damit nur mit einem scheinbar identitätsstiftenden Label einhergeht.

„Ich muss mir und meiner Sexualität kein Label aufdrücken, nur damit irgendwer mich besser einordnen oder in eine Schublade stecken kann. Ja, ich stehe auf Frauen. Aber das ist nicht das, was meine Persönlichkeit ausmacht.“

An den Labels nervt Elsa außerdem, dass sie einmal aufgedrückt, auch nicht mehr abwaschbar zu sein scheinen. Das gibt ihr das Gefühl, eingeschränkt zu sein und nicht frei und ohne Verurteilung ausprobieren zu können, wonach ihr ist.

 „Ich war noch nie verliebt in einen Mann, aber zu 100% ausschließen, dass mir das jemals passiert, kann ich trotzdem nicht. Und das will ich auch gar nicht.“

Könnt ihr euch nochmal küssen?“ – Fetischisierung von lesbischer Sexualität

Beleidigungen wie „Ihr scheiss Lesben!“ musste sich Elsa schon oft anhören, wenn sie in Berlin eine Frau auf der Straße geküsst hat. Eine Sache kommt aber deutlich häufiger vor als feindliche Kommentare: das Fetischisieren von gleichgeschlechtlicher weiblicher Sexualität. Vor allem wenn Elsa mit einer ihrer Exfreundinnen feiern war, grenzte es fast an ein Wunder, wenn im Laufe des Abends kein Mann mit der Bitte auf die beiden zukam, sich vor seinen Augen zu küssen und anzufassen. „Ständig wollten Männer zuschauen, wie ich mit einer Frau rummache, einfach nur weil sie das geil gemacht hat. Das ist echt kein schönes Gefühl.“ sagt Elsa.

Die gleichgeschlechtliche weibliche Sexualität wird zum Leiden der Betroffenen von vielen Männern sexualisiert und fetischisiert. (Symbolbild) Foto: Imago/YAY Images

Seitdem sie kurze Haare hat, kommt das allerdings seltener vor. Warum? „Zwei sich küssende feminin aussehende Frauen entsprechen der Porno-Fantasie von vielen Männern noch mehr.“ Dennoch waren auffälliges Anstarren oder verwirrte Blicke an der Tagesordnung, wenn Elsa mit ihrer Exfreundin unterwegs war. Man sollte meinen den Leuten fällt heutzutage nicht mehr die Kinnlade runter, wenn sie zwei Frauen in einem Café knutschen sehen – vor allem in Berlin. Die Realität ist aber eine andere. Auch wenn lesbische Frauen seltener Opfer von Gewalt werden als schwule Männer, zum Sexobjekt degradiert zu werden ist ebenfalls eine schmerzhafte und entwürdigende Erfahrung.

Kurzhaarschnitt und Boyfriendjeans

Einen androgynen und lässigen Kleidungsstil hatte Elsa schon immer, auch wenn sie die Haare bis vor zwei Jahren lang trug. Und zwar bewusst, denn sie wollte um jeden Preis nicht dem klassischen Lesben-Klischee entsprechen. Heute weiß sie, dass es die beste Entscheidung war, sich trotz dieser Bedenken an einen Kurzhaarschnitt zu trauen: „Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie mit kurzen Haaren. Das bin SO ich.“

 „Mit kurzen Haaren hätte ich es in der Schule noch schwerer gehabt. Und auch danach habe ich lange ein unangenehmes Gefühl damit verbunden, als Lesbe wahrgenommen zu werden. Aber heute ist das anders. Ich kann zu mir stehen, so wie ich bin.“

Von Männern angemacht wird Elsa seitdem zwar seltener, ab und zu kommt es aber dennoch vor. Und das, obwohl sie ihren Look selbst als „obviously gay“ beschreibt. „Ich denke mir so oft: Digga, guck mich doch mal an. Ich stehe nicht auf Männer, siehst du das denn nicht?“ sagt Elsa und lacht.

„Jeder kann mal die Prinzessin sein“

Ihre Doppelgängerin daten würde Elsa, gekleidet in einer lässigen Chino, Sneakern und Oversize-Hemd, vermutlich nicht. Sie hat nämlich eine Schwäche für feminine Frauen.

„Ich liebe feminine Frauen. Ich liebe es, wie sie sich bewegen, ihre Haare machen, sich schminken, ihre Kleidung, einfach alles.“

Maskulinen lesbischen Frauen wird oft nachgesagt „der Mann“ (Was auch immer das heißen mag) in der Beziehung zu sein. „Absoluter Bullshit“, sagt Elsa. Eben diese patriarchalen Strukturen, die stets einen „starken” und einen vermeintlich „schwachen“ Part in einer Beziehung vorsehen, seien in lesbischen Partnerschaften viel weniger ausgeprägt.

Auch die Unterstellung, maskuline Frauen seien weniger weich oder zart, ist mindestens genauso schwachsinnig wie die Behauptung, Männer hätten keine Gefühle. Elsa ist der lebende Beweis dafür: „Ich weiß ich sehe nicht so aus, aber ich bin der größte Softie überhaupt. Ich bin richtig schlimm romantisch.“ Auch starre Rollen gab es in ihren früheren Beziehungen nie, etwas das Elsa an der Liebe zwischen Frauen besonders schön findet. „Alles ist ausgeglichen. Jeder kann mal die Prinzessin oder die starke Schulter sein.“

Hund, Kind, Frau und Haus

Elsa, die mit ihrer Exfreundin schon nach einem halben Jahr Beziehung zusammengezogen ist, ist keine Verfechterin von ewigem unverbindlichen Dating. „Ich überstürze es manchmal ein bisschen. Ob das gut ist, weiß ich nicht. Aber andererseits weiß man so auch schneller, ob die Person wirklich zu einem passt oder nicht.“ 

Elsa Louise Werner hat einen Kurzhaarschnitt und trägt gerne lässige und androgyne Looks. Foto: privat

„Ich wünschte, ich müsste das Klischee, dass lesbische Frauen sehr schnell eine Beziehung eingehen, nicht bestätigen – einfach, weil ich Klischees hasse. Aber ja, da ist tatsächlich was dran. Hochzeits- und Kinderpläne nach wenigen Monaten sind keine Seltenheit.“

Auch was Beziehungsmodelle angeht, wählt Elsa lieber den klassischen Weg: „Eine offene Beziehung wäre nichts für mich. Ich teile einfach nicht gerne.“ sagt sie. Als Reaktion auf die Frage, ob Kinder Teil ihres Zukunftsplans sind, breitet sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus: „Ich liebe Kinder!“ Eigene bekommen will sie auf jeden Fall. Am liebsten schon seit gestern.

Auch wenn Elsa in ihrer Sexualität von der gesellschaftlichen Norm abweicht, ist ihr Wunsch für ihr zukünftiges Leben wohl traditioneller als der vieler Berliner:innen: „Hund, Kind, Frau und ein Haus im Grünen, das ist genau meins.“ Hinter den Hund kann Elsa jetzt schon einen Haken auf der Liste machen. Und der Rest, inklusive der großen lebenslangen Liebe, wird sich früher oder später auch noch erfüllen, da ist sie sich sicher. Elsa hat Recht, sie ist eben eine Romantikerin.


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