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Demonstration

Pride Berlin statt CSD 2020: Route für Protest-Marsch bekanntgegeben

Die große Parade zum Christopher Sreet Day entfällt – nun soll eine neue Protestaktion die Probleme der queeren Community sichtbar machen. Die Pride Berlin 2020 soll besonders politisch werden. Inzwischen steht auch die Route fest.

Christopher Street Day 2019: Auch 2020 soll eine Pride stattfinden – allerdings anders und offensiver politisch. Foto: Imago Images/König
Christopher Street Day 2019: Auch 2020 soll eine Pride stattfinden – allerdings anders und offensiver politisch. Foto: Imago Images/König

Für die Community war es eine der vielen schlechten Nachrichten des Sommers. Auch die jährliche Christopher-Street-Day-Parade, oft einfach Pride Parade genannt, fällt aus. Weil aber das Demonstrationsrecht inzwischen deutlich gelockert ist, soll nun doch ein Protest stattfinden. Allerdings weniger in der ausladenden Party-Stimmungs-Form des CSD der vergangenen Jahre, sondern eher als klassischer Protest.

Im offiziellen Facebook-Event heißt es: „Wir sind der Meinung, ein Pride muss auch an öffentlichen Plätzen sichtbar sein und stattfinden.“ Da dies aufgrund der Pandemie nur schwer möglich sei, beschloss man, „einen Pride in eigener Initiative unter dem Namen ‚Pride Berlin: Save our Community, Save our Pride‘ anzumelden.“ Neben El-Ahmad treten online auch Wolfgang Beyer, Christian Pulz, Stefan Kuschner und Anette C. Detering als Veranstalter auf.

Im Mittelpunkt der Proteste solle die extrem bedrohlich Situation „unserer Nachbarn in Polen, Russland, Ukraine und die dramatische Lage der Berliner Szene/Community“ stehen. In Polen zum Beispiel wird offen gegen Gleichberechtigung demonstriert, ganze Bereiche als LGBTQIA+-frei bezeichnet.

Pride Berlin statt CSD: Es geht um Ungerechtigkeit in Polen

Der Berliner Aktivist Nasser El-Ahmad hat sich entschieden, die Veranstaltung unter Einhaltung der dann geltenden Regeln zu starten. Nach derzeitigem Stand sind Demonstrationsveranstaltungen unter freiem Himmel nicht in der Teilnehmer*innen-Zahl beschränkt. Die Teilnehmenden sind explizit aufgefordert, Regeln, etwa Mund-Nasen-Schutz, einzuhalten.

„Gewalt und Angriffe gegen LGBTIQ* steigen dramatisch.
Wir glauben, dass Diskriminierung gegen LGBTIQ* dort bekämpft werden muss, wo sie geschieht; und das ist in der Öffentlichkeit, im Besonderen der öffentliche Raum der Straße“, heißt es im Event. Virtueller Protest sei nicht genug – findet auch tipBerlin im Kommentar zum neuen CSD.

Die genaue Demonstrationsroute wird noch auf der Facebook-Seite (und hier) bekanntgegeben. Fest steht bereits, dass es vom Nollendorfplatz in Schöneberg bis zum Alexanderplatz gehen soll. Eine lange Route – wohl auch, um die Aktion möglichst zu entzerren.

Beginn des Events ist um 12 Uhr am 27. Juni – also deutlich vor dem eigentlichen Termin der bisherigen Parade im Juli. Dies ist auch deswegen interessant, weil der Juni weltweit als Pride-Monat der Szene zelebriert wird. Dass es vielerorts bereits früher und auch später Paraden und Ereignisse gibt, liegt vor allem daran, dass sich die Organisatoren abstimmen. So haben Menschen die Chance, an mehreren Orten teilzunehmen.

Pride Berlin erinnert an alternativen CSD in Kreuzberg

Eine Zeit lang gab es in Kreuzberg auch einen alternativen CSD, der die politische Komponente der Pride-Paraden wieder mehr unterstreichen sollte. Das war eine Reaktion darauf, dass der eigentliche CSD immer mehr kommerzialisiert wurde. Und teils sehr konservative Unternehmen aus Image-Gründen plötzlich Wagen auf die Straße brachten.

In Berlin wurde bereits mehrfach gegen die Missstände in Polen demonstriert. In der Hauptstadt leidet die Szene wie auf der ganzen Welt darunter, dass Clubs und andere wichtige Örtlichkeiten zum Austausch geschlossen sind. Drag Queen Bambi Mercury erklärte im Interview, die Szene sei wegen Corona akut bedroht.

Über die Frage, inwieweit Demonstrationen den Corona-Maßnahmen widersprechen, wurde zuletzt heftig debattiert. Ein Boot-Rave für Club-Kultur eskalierte und wurde bundesweit kritisiert. Nur eine Woche fand der politische Protest für „Black Lives Matter“ in Berlin statt – Vergleiche der zwei Veranstaltungen sind allerdings Unfug.

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