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Fan-Shopping im SchwuZ: Socken für die nächste Sexparty

Das SchwuZ war für unseren Musikredakteur ein Ort zum Träumen. Nun träumt er überall von diesem Club. Sein schwules Herz blutet, getanzt werden darf hier seit langer Zeit nicht. Aber es gibt Hoffnung auf Outdoor-Partys und Trost im Online-Shop: Unser Redakteur hat sich direkt Socken gekauft – und schwelgt in Erinnerungen an ganz besondere Nächte.

Sexy! Im Online-Shop kann man Soli-Socken kaufen. Foto: SchwuZ/Matthias Hamann
Sexy! Im Online-Shop kann man Soli-Socken kaufen. Foto: SchwuZ/Matthias Hamann

Cheers Queers: Solidarität mit dem SchwuZ

Ich hab kürzlich meine ersten Fan-Socken gekauft. Soli-Socken für mein geliebtes SchwuZ. Und das war erst der Anfang meiner digitalen Shopping-Tour! Ich brauche unbedingt auch noch das SchwuZ-Soli-T-Shirt mit „Cheers Queers“ drauf und die SchwuZ-Soli-Baumpatenschaft in Brandenburg und den SchwuZ-Flamingo-Fächer mit „Hottest B!*ch“ drauf. Und eventuell sogar den SchwuZ-­Kaffeebecher, auf dem „Homo Office“ steht. Na gut, vielleicht den nicht.

Das SchwuZ ist für mich ein ganz besonderer Club, eigentlich sogar mehr als ein Club: Hier hab ich manchmal die halbe Woche verbracht: Angefangen bei der völlig unterschätzten, aber richtig geilen Party „Populärmusik“ am Mittwoch (die es leider seit ein paar Jahren nicht mehr gibt) über die Fetisch-Sex-Party „Hot Sauce – Thursday is Thirsty“ am Donnerstag. Und dann am Freitag und Samstag Klassiker wie die 80er-Jahre-Party „Bump“ (nur dort hat man mir so oft und so liebevoll Pet Shop Boys per Schallplatte aufgelegt).

Hier konnte man nach dem Ficken kickern

Oder, unschlagbar, natürlich „Popkicker“ – nicht nur beliebt, weil man hier wirklich (zum Beispiel zwischen dem Ficken) auch kickern beziehungsweise Tischtennis spielen konnte, sondern vor allem, weil die große Drag-DJ-Diva Jurassica Parka wirklich nichts von mittelmäßigen Tracks in ihren DJ-Sets wissen wollte: Bei Popkicker gab’s immer garantiert nur Superhits. Schlag auf Schlag. Madonna, Lady Gaga, Robyn, Beyoncé, ach, ein Traum.

Cheers Queers: Die SchwuZ-T-Shirts dürfte man auf Berlins Straßen bald öfter sehen. Foto: SchwuZ/Matthias Hamann
Cheers Queers: Die SchwuZ-T-Shirts dürfte man auf Berlins Straßen bald öfter sehen. Foto: SchwuZ/Matthias Hamann

Nun hab ich mir also die SchwuZ-Fansocken gegönnt, die man im Online-Shop bestellen kann. Ehrlich gesagt sind die nicht nur eine gute Soli-Sachen, sondern ich finde sie schon auch echt sexy. Wahrscheinlich fühle ich mich bald wie ein Kind, das seinen ersten Hertha-Fanschal unterm Weihnachtsbaum hat. Nur muss ich alles selbst bezahlen. Na gut.

Als ich mal eine sündhaft teure Arcade-Fire-Jacke kaufen wollte, nach einem Konzert, hatte ich zum Glück keine Kreditkarte dabei. Aber was tut man nicht alles für den geliebten Club? Vielleicht zu wenig. Im Nachhinein schäme ich mich für jede Nacht bis zum Februar 2020, in der ich last-minute dann doch nicht in den Club gegangen bin, sondern ein Buch gelesen habe. Shame on me!

Das schwule Herz blutet

Spätestens als ich kürzlich die Innenräume des SchwuZ in der Berliner Serie „All You Need“, die wir hier besprechen, gesehen habe, hat mir doch mein schwules Herz geblutet. Etwas peinlich eigentlich für die Serie, die ansonsten vieles richtig gut macht, dass sie nicht mal den Namen SchwuZ nennt.

Dabei ist der Laden Legende: Seit 1977 gibt’s ihn, geboren aus dem Spirit der Homosexuellen Aktion Westberlin, einer politischen Bewegung für Gay Rights, inspiriert durch Rosa von Praunheims Klassiker „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von 1971, mit dessen Hauptdarsteller Bernd Feuerhelm wir hier über sein Leben sprachen.

So schön glitzerten damals die Partys im SchwuZ. Foto: Guido Woller
So schön glitzerten damals die Partys. Foto: Guido Woller

Somit war das SchwuZ schon immer mehr als ein Club, sondern ist auch ein politischer Schutzraum. Auch der Umzug 2013 auf den Neuköllner Rollberg war ein Statement – übrigens sogar mit barrierearmem Zugang, da es einen Rollstuhl-Luft im Eingangsbereich gibt. So oft sah man Leute im Rollstuhl auf dem Dancefloor. Wo gibt’s das noch in Berlin?

Für viele der erste queere Ort im Leben

Und so viele waren hier, vielleicht frisch nach dem Abi, auf ihrer ersten queeren Party – vielleicht auch, als die Eltern zuhause noch gar nicht aufs Coming-Out klarkamen. Aber das SchwuZ ist ein Ort zum Träumen – von einer Welt, in der man nicht mehr angegriffen wird als Queer. Nicht mit Fäusten, nicht mit Worten. Hier wird queere Liebe zelebriert, auch mit den krassesten Performances auf der Bühne.

Oder vielmehr: wurde. Denn wie geht es den Berliner Clubs? Nicht so gut. Man konnte es freilich ahnen, aber man konnte es auch ganz gut verdrängen, denn auch die Berliner Clubs haben in den letzten Monaten weniger öffentlich darüber gesprochen. Doch eine Umfrage der Clubcommission gab kürzlich Auskunft. Viele, viele bunte Zahlen. Die bei mir am meisten hängengeblieben ist: 58,3 Prozent der Clubbetreiber:innen sagen, sie denken gar nicht darüber nach, ihr Unternehmen aufzugeben. Das heißt aber im Umkehrschluss: 41,7 Prozent spielen zumindest mit dem Gedanken. Ich glaube, ich kaufe den SchwuZ-Becher mit „Homo Office“ drauf gleich doch noch.

Die zukünftige Lieblingstasse. Foto: SchwuZ/Matthias Hamann

Doch es gibt Hoffnung: Marcel Weber, Geschäftsführer vom SchwuZ, hat gerade angekündigt, dass das SchwuZ im Sommer Outdoor-Partys machen will – vielleicht auch auf dem Klunkerkranich. Wenn’s dann wieder kälter ist, wäre auch ein Barbetrieb in den SchwuZ-Räumen gut denkbar, so Weber. Richtige Partys, wie man sie vor März 2020 kannte, sieht Marcel Weber allerdings erst Anfang 2022 wieder im SchwuZ auf dem Rollberg in Neukölln. Uff. Das SchwuZ war ein Ort zum Träumen. Jetzt träume ich an vielen Orten vom SchwuZ.

  • Schwuz Rollbergstraße 26, Neukölln, die Socken und alle anderen Artikel der Soli-Shopping-Aktion gibt es hier im Shop

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