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Kommentar

Feuerwehr kontra Radwege: Monika Herrmann antwortet dreist, aber hat Recht

Die Feuerwehr beschwert sich, dass für sie wegen mancher Pop-up-Radwege kein Durchkommen mehr sei. Und Monika Herrmann, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg (Grüne), hat auf Twitter prompt reagiert, in „Hold-my-Beer“-Manier. Sie sagt: Dann müssen die parkenden Autos eben weg. Und bedankt sich bei der Feuerwehr für den Input. Unsere Autorin findet: Das ist zwar etwas plump, im Grunde aber hat sie Recht. Ein Kommentar.

Die neue Anordnung von Autos, Pop-up-Radweg und Autospur an der Kantstraße. Für die Feuerwehr ist das nicht optimal. Aus Kreuzberg gibt es von Monika Herrmann flapsige Antworten. Foto: Imago Images/Zeitz

Die Stadt befindet sich im Wandel. Das tut sie eigentlich immer, aber gerade geht er besonders schnell vor sich, und zwar im Bereich Verkehr. In den letzten Monaten sind 13 Pop-Up-Radwege auf rund 25 Kilometern entstanden. Die Friedrichstraße ist schon autofrei geworden, die Bergmannstraße soll es bald werden. Dort soll eine Fußgängerzone entstehen, außerdem sollen zum Wohl von Insekten und dem Grundwasserspiegel die Wasselemente mit den Grünflächen verbunden werden. Die Verkehrswende, sie ist in voller Fahrt, könnte man sagen. Allerdings ist es eine knirschende, eine ruckelnde und zuckelnde Fahrt.

Der erste Dämpfer kam letzte Woche. Das Berliner Verwaltungsgericht hat dem Eilantrag eines AfD-Politiker stattgegeben und acht von 13 Pop-Up-Radwegen als nicht rechtens eingestuft, darunter jene am Kottbusser Damm und an der Kantstraße. Die Situation auf diesen beiden Straßen war vorher besonders brenzlig für Radfahrer*innen und Gefahrenquellen, die im Straßenverkehr überall lauern, kamen dort besonders häufig vor: Immer wieder Autos, die in zweiter Reihe parkten, aufgehenden Autotüren, Autofahrer*innen, die mit viel zu wenig Abstand überholten. Der Senat hat Beschwerde gegen das Urteil eingelegt und aufschiebende Wirkung des Urteils beantragt.

Die Feuerwehr, Monika Herrmann und die Pop-Up-Radwege: Flapsig und dreist, aber richtig.
Pop-up-Radweg auf der Prenzlauer Allee. Hier besteht das Problem mit den parkenden Autos nicht. Foto: imago images/Sabine Gudath

Kantstraße: Keine Rettungsgasse möglich

Aber neue Probleme rollen schon heran. Der Vize-Chef der Berliner Feuerwehr, Karsten Göwecke, kritisierte im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses, dass für die Feuerwehr wegen der neuen Radwege keine Rettungsgassen gebildet werden könnten und die Feuerwehr nicht durchkommen würde. Als Beispiel nennt er die Kantstraße: Dort verläuft neben dem Gehweg ein Pop-up-Radweg, dann eine Parkspur, dann die Spur für die fahrenden Autos und danach kommt die Mittelinsel.

Das ist tatsächlich ein Problem. Allerdings besteht diese Aufteilung und damit an den meisten anderen Pop-up-Radwegen nicht. Ein Rettungsgasse ist dort also möglich. Trotzdem wäre es klug gewesen, die Feuerwehr mit in die Planungen miteinzubeziehen: damit die Radwege Bestand haben und die Männer und Frauen mit den Löschfahrzeugen sich nicht übergangen fühlen.

Monika Herrmann: Flapsige Antwort, aber grundsätzlich richtig

Der Pop-Up-Radweg am Tempelhofer Ufer: Auch hier besteht das Problem mit den parkenden Autos nicht. Foto: imago images/David Weyand

Monika Herrmann, Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg (Grüne), hat nun auf die Beschwerde reagiert: „Danke an die Berliner Feuerwehr, wir werden jetzt jede Straße ausmessen und da, wo die parkenden Autos eine Behinderung darstellen, das Parken grundsätzlich untersagen. So einfach habe ich mir das mit der Parkplatzreduzierung gar nicht vorgestellt.“

Zugegeben, etwas flapsig ist der Tweet schon. Vielleicht auch ein bisschen dreist. Aber im Grunde hat Monika Herrmann Recht: Weg mit den Autos, die viel zu viel Platz wegnehmen! Besser, wenn die Menschen mit privaten Autos, die nur ihnen selbst nützen, unter den neuen Radwegen leiden, als die Feuerwehr mit ihrem hohen Nutzen für die Allgemeinheit. Außerdem haben es Autofahrer*innen in Friedrichshain-Kreuzberg eh zu gut: In den meisten Straßen müssen sie nicht mal fürs Parken zahlen. Dazu kommt, dass viele von ihnen unbeachtet von der Polizei in zweiter Reihe parken.

Wenn Fahrräder mehr Platz in der Stadt bekommen sollen, müssen die Autos weichen. Das ist logisch. Außerdem will der Senat die Stadt innerhalb des Rings bis 2030 autofrei machen — damit weniger Radfahrer*innen sterben und wir alle bessere Luft atmen können. Dafür muss Autofahren unbequem werden in Berlin, so unbequem, dass es sich nicht mehr lohnt, im Privatauto durch die Stadt zu zuckeln.


Wir finden: Lasst die Pop-up-Radwege in Ruhe, sie sind ein Hoffnungsschimmer. Noch im Frühling berichteten wir über neue Pop-up-Radwege und Bußgelder — und hofften, dass die Verkehrswende näher rückt. Ihr wollt mal wieder zum Spaß Fahrradfahren? Hier sind einige tolle Radtouren durch Berlin: So erlebt ihr die Stadt auf dem Rad ganz neu. Ihr wollt lieber raus aus der Stadt? Mit diesen Radtouren durch Brandenburg entdeckt ihr das Umland mal anders. Ihr seid unsicher, was wegen der Pandemie gerade erlaubt ist? Berlin informiert regelmäßig über alle neuen Entwicklungen im Zusammenhang mit Corona.

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