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Kinder in Berlin

„Schrumpf! Musik & Theater & Tanz in Klein“ – Neue Musik für die ganze Familie

Die Reihe „Schrumpf! Musik & Theater & Tanz in Klein“ schafft Formate für die ganze Familie zwischen Neuer Musik, Performance und Installation

Nils Aguilar

Vorne auf der Bühne spielt ein Orchester oder auch ein Kammerensemble, davor sitzt das Publikum still und schweigend. Was im alltäglichen Konzertbetrieb üblich ist, wird gesprengt, sobald Kinder mit im Raum sind. Denn die würden gern herumlaufen und drängende Fragen stellen. Warum geht das eigentlich nicht? Daniella Strasfogel, Geigerin, Performerin, Mutter und selbst seit vielen Jahren sehr experimentierfreudig mit dem Ensemble Kaleidoskop, rief 2018 die familienorientierte Ideenschmiede LOUDsoft ins Leben, die schon vergangenes Jahr die erfolgreiche Familienreihe „HopSkipJump“ im Radialsystem bestritt.

Mit „Schrumpf!“ hat sie sich nun gemeinsam mit sieben sehr unterschiedlichen Ensembles und Künstlern an ein neues, spannendes Format gewagt: Produktionen, die sich ursprünglich an Erwachsene richteten, werden „geschrumpft“, also verkürzt, und in eine interaktive oder auch installative Form gebracht, sodass Grenzen zwischen Publikum und Performern, Vorführ- und Mitmachteil fallen. Kinder können sich wie Kinder verhalten, zugleich bleiben die Nachmittage auch für Eltern anregend.

Zwar klingt „schrumpfen“ zunächst so, als würde irgendetwas weggenommen. „Das sehe ich aber anders“, sagt Daniella Strasfogel, „darum finde ich das Ausrufezeichen am Ende wichtig, denn es bringt viel Positives mit sich, Aufregung, Spannung und Interesse. Einerseits schrumpfen wir die Stücke zwar zeitlich, andererseits öffnet das Schrumpfen auch, weil es die Produktionen zugänglicher macht.“ Alle Veranstaltungen der Reihe haben Altersempfehlungen, sind aber grundsätzlich offen für alle Generationen und damit auch für jüngere oder ältere Kinder.

Die Idee zu der aktuellen Reihe kam der Künstlerin während ihrer Proben mit dem Ensemble Kaleidoskop: „Ich stellte fest, dass ich meine Kinder wahnsinnig gern mitnehmen würde zu den Proben und Aufführungen, ab einem bestimmten Alter ging das aber nicht mehr. Da dachte ich mir, es müsste irgendwie möglich sein, diese ,erwachsene‘ Kunst so zu verpacken, dass alle daran teilnehmen können“, sagt Strasfogel. Mit „Abschied“ wird zum Ende des Jahres auch eine neue Kaleidoskop-Produktion Teil der „Schrumpf!“-Reihe sein.

Zunächst aber geht es am 23. Februar los mit einem Nachmittag beim deutsch-isländischen Ensemble Adapter, das mit Flöte, Klarinette, Harfe, Schlagzeug, sowie Elektronik und Licht spielt und eng mit vielen zeitgenössischen Komponisten zusammenarbeitet. Im Rahmen seiner traditionellen Kompositionswerkstatt hat das Ensemble aus 150 Bewerbungen fünf Komponist*innen blind ausgewählt, deren frisch geschriebene Stücke sie am „Schrumpf!“-Nachmittag vorstellen und teilweise mit dem Publikum nachspielen, wobei die Komponisten selbst ebenfalls alle anwesend sind. Elemente wie ein Coyote-Chor oder ein Fingerregen lassen ahnen, dass die Künstler mit viel Humor und spielerischer Freude an die Werke herangehen.

Im März steht dann eine Performance mit Bob‘s Company an, hinter der sich Michael Rauter verbirgt, der unter anderem die Vögel tanzen lässt. Übers Jahr verteilt folgen fünf weitere geschrumpfte Nachmittage, die Richtungen reichen von komponierter Neuer Musik über Musiktheater, Choreografie und Tanz und bis zur improvisierten Musik. Für letztere steht etwa das Splitter-Orchester mit kollektiven Improvisationen.

Im Juni sind die Zuschauer mitten im Orchestergeschehen zu einer experimentellen Schatzsuche eingeladen. Im September folgt eine Musik-Installation mit dem Zafraan-Ensemble, bei der das Publikum den Verlauf des Stücks über ein zentrales Mischpult mitbestimmen kann. Wird die Reihe gut angenommen, könnte im kommenden Jahr eine Fortsetzung folgen.

Schrumpf! Adapter: ExRotaprint, Gottschedstr. 4, Wedding, So 23.2., 16 Uhr, 7, erm. 4 €

Schrumpf! Bob‘s Company: Radialsystem, Holzmarktstr. 33, Friedrichshain, So 1.3., 16 Uhr, 7, erm. 4 €

www.loudsoft.de

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