Body-Mods

So pierct und tätowiert Berlin 2019

Auch 2019 wird es in Berlins dutzenden Tätowier- und Piercingstuben wieder surren. Doch was gestochen wird, wandelt sich ein bisschen.
unsplash.com © Kristian Angelo

Dass Berlin nicht nur gefühlt die Bundeshauptstadt der Körperkunst ist, kann man schon an jedem halbwegs sonnigen Tag zwischen Wann- und Müggelsee sehr gut bestaunen.

Aber auch zwischen Tattoo, Piercings und Co. gibt es wechselnde Trends. Manches konnte man mit etwas Glück schon in den letzten Wochen sehen, wenn die ersten abgehärteten Mutigen sich bereits in T-Shirt und Shorts den noch frühlingshaften Sonnenstrahlen präsentierten.

Anderes wird jedoch noch etwas länger im Verborgenen bleiben, bis die Temperaturen zuverlässig zweistellig sind. Doch was trägt Berlin denn in diesem Jahr unter und in der Haut?

1. Röntgen-Tattoos

Nein, entgegen dem, was man bei diesem Begriff glauben könnte, geht es bei diesem Trend nicht darum, auf ein Körperteil ein Bild der darunterliegenden Knochen zu tätowieren – obwohl es natürlich auch das gibt.

Bei X-Ray- oder eben Röntgen-Tattoos werden ganz normale Motive gestochen, aber eben in einem Look, der sie so wirken lässt, als hätte der gestochene Gegenstand auf einem Röntgenapparat gelegen.

Das Ganze beschränkt sich auf klassische Schwarzweiß-Motive und wirkt unheimlich filigran, weil dabei viel mit Schatten gearbeitet wird, um einen halbtransparenten Look zu kreieren, selbst bei ansonsten wenig filigranen Motiven

Definitiv vor allem für die Damenwelt der kommende Trend.

2. Holz-Plugs

Der Berliner ist meist ein gutes Stück mehr auf Natürlichkeit bedacht als die Bewohner anderer Großstädte.

Nirgendwo sonst gibt es eine solche Massierung von Veganern, von Bio-Käufern und Leuten, die wirklich versuchen, so natürlich wie möglich zu leben.

Wundert es da wirklich, dass einer der kommenden Piercing Trends darin besteht, Ohr-Plugs bzw. Tunnel aus Holz zu tragen? Sicherlich nicht. Doch Mutter Natur bzw. ihr Schutz ist nur eine Seite dieser Trend-Medaille.

Die andere: Holz sieht dank seiner Maserung nicht nur gut aus, sondern jedes Stück ist ein Unikat. Kommt noch hinzu, dass das Material sehr atmungsaktiv ist und sich somit angenehm tragen lässt.

3. Single-Liner

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Jeder, der schon mal den Entstehungsprozess eines Tattoos mitverfolgt hat, weiß, wie oft der Profi dabei an- und wieder absetzen muss. Schmale Nadeln für die Outlines, Nadelbündel fürs Ausmalen. Und dazwischen immer wieder Farbwechsel, Wischen, Reinigen.

Eines vorweg: Ganz ohne abzusetzen wird der Meister der Hautkunst zwar auch bei Single-Linern nicht auskommen. Aber diese trendigen Hautbilder sehen genauso aus – und sind dabei so simpel, dass fast schon die Untergrenze angepeilt wird.

Eine Linie, aus welcher das ganze Tattoo besteht – wer denkt, dass das einfach wäre, sollte man versuchen ein ganz normales lachendes Gesicht zu zeichnen, ohne den Stift ein einziges Mal abzusetzen.

Auch diese Motive sind relativ filigran. Aber dadurch, dass eben klar zu erkennen ist, dass alles aus einem Guss ist – und das Bild vollkommen ohne Schatten auskommt – haben sie eine ganz eigene Magie.

4. Daith-Piercings

Kennen Sie ihr Crus helicis? Falls nein, haben Sie sich nicht als Laie geoutet. Der lateinische Begriff ist tatsächlich selbst vielen Allgemeinmedizinern nicht geläufig und betrifft nur Ohrenärzte – und neuerdings auch Piercer.

Die Lage von Crus helicis lässt sich ein bisschen komplex erklären: Dort, wo der obere Außenrand der Ohrmuschel (von vorn gesehen) sich in Richtung Gehörgang hineinwindet und kurz oberhalb davon endet. Dieser Grat ist die Crus helicis.

Dort hinein wird das sogenannte Daith Piercing gestochen. Zwar existiert diese Variante schon seit geraumer Zeit. Sie konnte sich jedoch bislang nicht durchsetzen, weil nicht jeder die anatomischen Voraussetzungen hat, es recht schmerzhaft ist und lange heilen muss.

Doch Schmerz und Abheildauer waren noch nie etwas, das Body-Mod-Fans abhielt. Daher wird man an der Stelle künftig häufiger Ringe und Stecker zu sehen bekommen.

5. Ohr Tattoos[

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Wir bleiben bei unseren äußeren Gehörorganen, wechseln aber ins Tattoo-Metier. Und da sieht es so aus, dass der seit Jahren vorhandene Mini-Trend zu Mikro-Motiven derzeit richtig groß wird.

Waren es zunächst vor allem Dinge, die irgendwie mit dem Hören zu tun hatten – etwa Musiknoten oder Notenschlüssel – sind mittlerweile alle Motive erlaubt, die sich so fein stechen lassen, dass sie auch in dieser geringen Größe nicht ineinander verschwimmen.

Genau deswegen sollte man sich seinen Tattoo-Künstler auch gut aussuchen. Hier müssen gleichsam filigrane wie gestochen werden. Und es besteht, wie immer bei Kleinst-Tattoos, das Risiko für Ausblassen oder Verwischen.

Übrigens: Einhellig berichten alle Trendsetter, dass diese Tattoos sowohl auf den knorpeligen Teilen des Ohrs wie auf denjenigen mit höherem Haut-Anteil arg schmerzhaft seien.

6. Fourchette-Piercings

Natürlich ist es auch 2019 ein weiterhin ungebremster Trend, sich seine „Spaß-Teile“ modifizieren zu lassen. Vor allem bei der Damenwelt sind Intimpiercings ein Trend ohne Bruch.

Allerdings: war über lange Jahre hinweg das waage- oder (häufiger) senkrecht gestochene Klitorisvorhautpiercing das Maß aller Dinge (und auch weiterhin enorm beliebt ist), kommt ein weiterer alter Bekannter unter den Piercings vermehrt in die weiblichen Schlüpfer, das Fourchette.

Dabei werden die inneren Schamlippen senkrecht mit Stift oder Ring verziert – und zwar dort, wo sie an ihrem unteren Ende wieder zusammenlaufen.

Ein wegen der dort dünnen Haut leicht zu stechendes, unkompliziertes Piercing, welches aber abermals sehr anatomieabhängig ist und deshalb nicht bei jeder Frau gestochen werden kann. Zudem muss man u.U. lernen, anders zu sitzen, um Druck zu vermeiden.

7. Kräuter unter der Haut

Blumen gehören wohl zu den mit Abstand meistgestochenen Tattoo-Motiven überhaupt – kein Trend-Ende in Sicht und als #botanicaltattoo allein auf Instagram mit fast 200.000 Einträgen versehen.

Weitaus kleiner, aber im Kommen ist jedoch #herbaltattoo. Eine völlig neue Interpretation des Blumen-Motivs. Nicht mehr die prachtvolle Seerose, die schillernde Calla wird gestochen, sondern Rosmarin, Thymian, Holunder und Co.

Die sind nicht weniger schön anzusehen, kommen aber mit deutlich weniger überzogenem Kitsch daher. Der hatte zuletzt bei vielen Blumen-Tattoos dafür gesorgt, dass sie regelrecht bonbonbunt waren und kaum noch etwas von ihrer Natürlichkeit hatten.

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