Berlinale 2023

„Tótem“: Bärenkandidat mit der wunderbaren Naíma Sentíes

Aus Mexiko kommt das Familiendrama „Tótem“ von Lila Avilés, das wir vom tipBerlin auch zu den Favoriten auf einen Goldenen Bären zählen. Besonders hervorzuheben: Naíma Sentíes in der Rolle der sieben Jahre alten Tochter. Die Kritik zum Film.

Von links: Naíma Sentíes und Montserrat Marañon in  „Tótem“. Der Film läuft im Berlinale-Wettbewerb 2023. Foto: Limerencia
Von links: Naíma Sentíes und Montserrat Marañon in „Tótem“. Der Film läuft im Berlinale-Wettbewerb 2023. Foto: Limerencia

Ein Haus mit Garten in Mexiko: Die Szene in „Tótem“

Mit ihrem zweiten Spielfilm „Tótem“ zelebriert die mexikanische Filmemacherin Lila Avilés die einzigartige Welt der Familie – mit all ihren Untiefen. Im Zentrum steht bei ihr ein siebenjähriges Mädchen, hinreißend gespielt von Naíma Sentíes.

Die Wahl für ein fast quadratisches Bildformat wirkt immer erst einmal antiquiert: So sah doch das Kino vor hundert Jahren aus! Verschenkt die Filmemacherin dabei nicht die Kraft des breiten Kinobildes? Doch schon der Berlinale-Vorspann mit dem platzenden Sternchen-Ballon lehrt einen heute etwas anderes: Kein Format ist hierfür passender als genau dieses quadratische. Und genau so ergeht es einem auch in dem anschließenden Film, denn „Tótem“ verlässt niemals das Handlungszentrum: ein Familienhaus in Mexiko nebst Garten.

Der Vater ist sterbenskrank

Hierher wird die siebenjährige Sol (Naíma Sentíes) von ihrer Mutter, einer Schauspielerin, gebracht. Eine kunterbunte Perücke trägt das Mädchen auf dem Kopf. Denn heute soll gefeiert werden: Sols Vater Tona (Mateo García Elizondo) hat Geburtstag.

In „Tótem“ schwingt Trauer mit. Foto: Limerencia

Doch unterschwellig schwingt auch Trauer mit: Tona ist sterbenskrank, es wird wohl der letzte Geburtstag des Malers sein. Während Sols Mutter zu einem Auftritt muss, versucht das Mädchen, ihren beiden Tanten Nuri (Montserrat Marañon) und Alejandra (Marisol Gasé) bei den Vorbereitungen zur Feier zu unterstützen. Der ewig mies gelaunte Großvater ist währenddessen mit der Pflege seines Bonsaibaumes beschäftigt. Und Tona? Der muss für seinen Auftritt vor der versammelten Familie und den Freunden erst mal aufgepeppt werden, zu schwach ist der Todkranke.

Naíma Sentíes spielt Sol: Dem jungen Mädchen entgeht nichts

Sol beobachtet das Treiben um sie herum mit wachen Augen. Und auch ihr entgehen nicht die schwelenden Konflikte. Während Alejandra mit frisch gefärbten Haaren durch das Haus fegt und dabei Kette raucht, hat Nuri – wieder einmal – dem Alkohol etwas zu ausgiebig gefrönt.

„Tótem“ mit seiner wunderbaren kleinen Hauptdarstellerin zieht einen in seinen Bann. Foto: Limerenci

Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit die Autorin und Regisseurin Lila Avilés diese Szenerie mit ihrer neugierig beobachtenden Kamera einfängt. Alles wirkt überaus natürlich, und nur ganz langsam schwingen in der Familienszenerie neben der Liebe, die sich die Protagonist:innen entgegenbringen, auch schwere Themen wir Krankheit, Tod und Abschied mit, wird ganz selbstverständlich eine Art Böse-Geister-Vertreiberin durch das Haus geführt, um ihren Job zu machen. Und so nimmt einen dieser Film mit seiner wunderbaren kleinen Hauptdarstellerin in seinen Bann. Ein Bärenkandidat. Martin Schwarz


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