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Ein Jahr nach Russlands Angriff auf die Ukraine: Was in Berlin stattfindet

Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Schon ein quälend langes Jahr herrscht nun Krieg mitten in Europa. Bombenangriffe, Gewalt, Angst, Kälte, zerstörte Schulen und zerrissene Familien. Rund um den Jahrestag wird an verschiedenen Orten in Berlin zu Aktionen gegen das Ohnmachtsgefühl geladen. Gedenken statt Gleichgültigkeit: Diese Demonstrationen, Kundgebungen und Events finden in Berlin statt.


„Women in War“ im Roten Rathaus

Auch vor dem Roten Rathaus in Berlin findet die ukrainische Flagge seit nun einem Jahr ihren Platz. Foto: Imago/Imagebroker

Mut und Widerstandskraft ukrainischer Frauen im russischen Angriffskrieg: Am 22. Februar lädt das Rote Rathaus zur Podiumsdiskussion ein. Bei dem flächendeckenden russischen Angriff auf die Ukraine müssen auch ukrainische Frauen Heimat und Leben verteidigen. Als Soldatinnen in der Armee mit dem weltweit höchsten Frauenanteil, als Freiwillige, Aktivistinnen, Expertinnen, Intellektuelle und Mangerinnen in oder außerhalb ihres Landes, beweisen ukrainische Frauen jeden Tag aufs Neue: Sie nehmen ihr Schicksal und das Schicksal ihres Landes aktiv in die Hand. Dennoch ist die Berichterstattung über und die Wahrnehmung von Frauen in Kriegszeiten oft von traditionellen Opfer-Narrativen geprägt.

Die Abendveranstaltung „Women in War“ bietet Frauen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Kultur eine Plattform, um die vielschichtigen Situationen von Frauen im Krieg zu diskutieren und unterschiedliche Dimensionen zur Bewältigung der Herausforderungen aufzuzeigen.

  • „Women in War“ 22. Februar, 18 – 21 Uhr, Rotes Rathaus (Festsaal/Säulensaal), Rathausstraße 15, Mitte, weitere Infos hier

ANTIwar Comedy-Show – Charity Standup in English

Auch das Lachen darf man nicht vegressen: Mit ihrer Charity-Comedy-Show wollen die Veranstalter:innen Geld für die Anti-Kriegs-Bewegung sammeln und diese somit unterstützen. Auch wird betont, dass dies keine Anti-Russland-Show ist, sondern die Bewegung sich gegen den Krieg richtet und für Frieden steht. Tickets können vorher kostenlos über Eventbrite gebucht werden, vor Ort bezahlt man dann so viel, wie man möchte. Der komplette Ertrag wird an „Voices of Children“ und „United Help Ukraine“ gespendet. Auch am Wochenende finden weitere Comedy-Shows mit Bezug zum Ukraine-Krieg statt. Hier findet ihr weitere Comedy-Shows zum Jahrestag.

  • ANTIwar Comedy-Show 23. Februar, 20.30–22.30 Uhr, Space Meduza, Skalitzer Str. 80, Kreuzberg, weitere Infos hier

Kundgebungen und Demonstrationen am 24. Februar rund um das Brandenburger Tor

Schon seit Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 versammeln sich die Menschen immer wieder vor dem Brandenburger Tor, um gegen den krieg zu demonstrieren und dessen Opfer zu gedenken. Foto: Imago/Achille Abboud

Vor allem rund um das Brandenburger Tor und das Regierungsviertel werden Kundgebungen und Demonstrationen erwartet. Am 24. Februar startet die erste Demo „Friedenszug für die Ukraine und weltweit“ um 12 Uhr am Alexanderplatz und bewegt sich dann Richtung Reichstag. Laut einer Sprecherin der Polizei werden 5000 Teilnehmer:innen erwartet. Ab 13 Uhr werden 4500 Menschen am Brandenburger Tor zu einer Kundgebung erwartet. Parallel finden viele weitere kleine Demos in ganz Berlin mit sehr unterschiedlichen Ausrichtungen statt, die sich zum Teil auch für Friedensverhandlungen mit Russland einsetzen. Um 19 Uhr wird der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev gemeinsam mit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey am Brandenburger Tor sprechen. Damit will die Hauptstadt ein Zeichen setzen, dass Berlin eng an der Seite der Ukraine steht.

Dazu wird das Brandenburger Tor ab 18.30 Uhr auch in den Farben der Ukraine strahlen. Viele Städte haben sich der Initiative angeschlossen: Mit dabei sind auch Warschau, Prag, London, Budapest, Madrid, Brüssel, Paris, Tokio und Buenos Aires.


Café Moskau wird zu Café Kyiv: Start der großen Demo am 24. Februar

Das legendäre Café Moskau an der Karl-Marx-Allee wird vom 24. bis 27. Februar in Café Kyiv umbenannt. Der Bau aus den 1960er-Jahren war eine Verbeugung vor der Sowjetunion. Wenn sich der russische Angriff auf die Ukraine jährt, erstrahlt das Gebäude in blau-gelb, den Nationalfarben der Ukraine. Am 24. Februar startet der große Protestzug gegen den russischen Angriff unter dem Motto „Das Ungeheuerliche nicht hinnehmen“ am Café Kyiv.

Das Café Moskau wird zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs in Café Kyiv umbenannt. Foto: Imago/Schöning.

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft haben dazu aufgerufen und unterstützen damit die ukrainische Hilfsorganisation Vitsche, die die Kundgebung mit organisiert hat. Zu Beginn soll Omid Nouripour, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, am Café Kyiv sprechen, bevor der Zug quer durch Berlin bis zum Brandenburger Tor in Bewegung setzt. Hier findet die Abschlusskundgebung mit mehreren Redner:innen und einer Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj statt.

Großes Programm im Café Kyiv

Am 27. Februar laden die Organisator:innen ins kurzzeitig umbenannte Café Kyiv und thematisieren den ganzen Tag lang unterschiedliche Aspekte der Ukraine mit vielen Prominenten: Es geht um Gesellschaft, Sicherheit, Wiederaufbau und die Rolle des Landes in der europäischen Familie. Es sollen hochrangige Panel-Diskussionen stattfinden, zusammen mit einem breiten Spektrum von Workshops, Kulturangebote und die Möglichkeit der Vernetzung. Das Projekt Café Kyiv will neue Perspektiven für die deutsche und europäische Ostpolitik diskutieren. Die Talk-Runden werden genutzt, um herauszuarbeiten, was durch Russlands Aggression für unsere Freiheit in Europa auf dem Spiel steht. Kristin Wesemann von der Konrad-Adenauer-Stiftung sagt als eine der Initiator:innen, dass dieses Wochenende und die Umbenennung in Café Kyiv ein klares Zeichen dafür setzen soll, dass Kiew näher ist als Moskau.

Pop-up-Markt: Die Räume im Café Kyiv werden nach unterschiedlichen ukrainischen Städten benannt, die besonders vom Krieg betroffen sind. So findet ihr im Raum Lviv einen Pop-Up-Markt, in dem sich zahlreiche Mode- und Schmuck- Designer:innen, Künstler:innen, DJs und Initiativen aus der Ukraine vorstellen und Masterclasses anbieten. Dabei sollen Spenden für humanitäre und medizinische Zwecke gesammelt werden. Besucher:innen wird die Möglichkeit geboten, die ukrainische Kreativ-Szene und die Kultur der Ukraine kennenzulernen. @skrynya.pop.up

Food Im Raum Odesa findet ihr verschiedene ukrainische Köstlichkeiten: Spezialitäten des Restaurants Marone aus der Kastanienallee werden hier zusammen mit Kuchen und Torte von Sznezhana Oz, einer Konditorin aus der Ukraine, angeboten. Daneben findet man auch ukrainische Küchenspezialitäten der „Ukraine Hilfe Berlin“ aus der Markthalle sowie Essen von „Taste of Samarkand„, die seit 2022 jeden Sonntag einen Streetfood-Stand in der Kulturbrauerei haben.

Kunst Im Raum Bakhchysarai präsentiert die Galerie G.ART das Kunstprojekt „Hardened. The Ukrainian Phenomenon“, das dem ukrainischen weiblichen Charakter gewidmet ist, der durch viele Prüfungen in der Geschichte der Ukraine abgehärtet wurde. Zartheit und Sanftheit verbindet sich hier mit Entschlossenheit und Stärke. Weitere Austellungen sind „Charkiv: Fragmente des Widerstands“, die Foto-Ausstellung Airlift sowie die VR-Station „Wounded Culture“. Eine weitere VR-Vorstellung wird im Raum Chernigiv angeboten: „War Up Close“ ist ein Virtual-Reality-Projekt, bei dem 360°-Panorama-Aufnahmen eindrücklich die Zerstörungen in der Ukraine vermitteln.

  • Café Kyiv Karl-Marx-Allee 34, Friedrichshain, 24.–27. Februar, weitere Infos und Programm hier

Kunstaktion mit zerstörtem russischen Panzer vor der Botschaft der Russischen Föderation in Mitte

Enno Lenze und der T 72 auf einem Panzerfriedhof unweit von Kyiv. Foto: Enno Lenze

Ein russisches, von der Ukraine erbeutetes Panzerwrack soll am 24. Februar vor der russischen Botschaft Unter den Linden abgestellt werden. Die Museumsmacher Enno Lenze und Wieland Giebel vom Berlin Story Bunker haben über Monate an dieser aufsehenerregenden Kunstaktion gearbeitet. Wenig überraschend, dass es einige bürokratische Hürden dafür gibt, einen abgeschossenen Panzer in der Ukraine zu leihen, korrekt auszuführen und nach Berlin zu transportieren. Die ukrainische Botschaft in Berlin beantwortete eine entsprechende Mail von Lenze binnen Minuten. Das zuständige Amt in Mitte brauchte ein wenig länger.

„Also begann alles am 28. Juni 2022 mit einem harmlosen Antrag an das Bezirksamt – gefolgt von der Bitte die ganze etwas außergewöhnliche Sache mal zu besprechen“, schreibt Lenze in einem langen, lesenswerten Text auf seiner Berlin-Story-News-Seite und zeichnet den stellenweise bizarren, in jedem Fall von bewundernswerter Beharrlichkeit und Frustrationstolerenz zeugenden bürokratischen Hürdenlauf nach, der acht Monaten dauern sollte und bei dem es unter anderem um die Frage nach einer Beeinträchtigung des geschützten Erscheinungsbild des Boulevards, kein Anschluss unter zehn Telefonnummern im Bezirksamt und die Frage der Richtung, in die das Kanonenrohr zeigen sollten, ging.

Allerdings darf das Wrack des  T-72-Panzers am 24. Februar nun nur auf einem Spezialtransporter vor der Botschaft abgestellt werden – ein Kran-Einsatz zum Abstellen des Schrottfahrzeugs auf der Straße sei dort nicht möglich, ließ man Lenze und Giebel wissen, unter der Straße gibt es nämlich Tunnel von Deutscher Bahn und BVG. Deshalb kann das Projekt statt der ursprünglich angedachten Dauerausstellung nur über das Wochenende gezeigt werden. Finanziert werden soll die Kunstaktion mit Spenden via Crowdfunding.

  • Vor der Botschaft der Russischen Föderation Unter den Linden 63-65, Mitte

Benezifkonzert mit Daganda im Säälchen

Auch auf dem schönen Gelände in der Holzmarktstraße wird der Opfer des Ukraine-Kriegs gedacht und Spenden gesammelt. Foto: Imago/tagesspiegel

Das Säälchen auf dem Holzmarkt lädt am 24. Februar zum polnisch-ukrainischen Konzert ein, um der Opfer zu gedenken, Unterstützung zu zeigen und Solidarität im Kampf der Ukrainer:innen für ihre Freiheiten und Werte auszudrücken.

Es treten Musiker:innen auf, die den grenzüberschreitenden kulturellen Austausch seit vielen Jahren leben. Vor 15 Jahren fand die Band Daganda bei einem Workshop in Krakau zusammen und lässt seither Elemente der polnischen und ukrainischen Kultur mit Jazz, Elektronik, Roots und Pop verschmelzen. Mit ihrer Musik versuchen die vier Bandmitglieder, Grenzen zu verwischen und Brücken zu bauen, im Speziellen zwischen den Nachbarländern Polen und Ukraine. Zudem ist im Foyer eine Ausstellung mit Werken der ukrainischen Künstlerin Maria Prymachenko (1909–1997) zu sehen.

  • Benefizkonzert mit Daganda 24. Februar, 19 Uhr, (Holzmarkt (Säälchen), Holzmarktstraße 25, Friedrichshain, weitere Infos hier

„Ukraine.Resilience“ – Berlin Photo Exhibition

Ebenfalls am 24. Februar findet in Zusammenarbeit mit „Zimmer 48“ eine Ausstellung mit dem Titel „Ukraine. Resilience“ statt – ein Crowdfunding-Projekt, das die bemerkenswerte Stärke und Widerstandsfähigkeit der Ukrainer:innen hervorheben soll. Ziel ist es, durch eine Reihe von interaktiven und informationsreichen Ausstellungen die Kämpfe und Triumphe des Landes, den unerschütterlichen Bemühungen der Menschen und die kreativen Wege, die sie trotz aller Widrigkeiten beschritten haben, zu zeigen. Besonderer Gast der Veranstaltung: DJ Frolov mit der Live-Performance „Kolyskova“.

  • Ukraine.Resilience 24. Februar, ab 18 Uhr, Zimmer 48 Galerie, Zossener Straße 48, Kreuzberg, weitere Infos und Tickets hier

Stay united – Veranstaltungsserie des Deutschen Theaters und des Hotel Continental – Art Space in Exil

Auch das Deutsche Theater in Berlin zeigt sich solidarisch mit der Ukraine und unterstützt Künstler:innen aus der Ukraine. Foto: Imago/Zuma Wire

Im Rahmen der Reihe „Stay United“, gemeinsam mit dem Hotel Continental – Art Space in Exile, einem temporären Kulturzentrum in Treptow, lädt das Deutsche Theater zu einer sechsteiligen Veranstaltungsserie ein. Zusammen mit einigen DT-Ensemblemitgliedern werden ukrainische Künstler:innen drei Abende sowohl im Hotel Continental als auch im Deutschen Theater präsentieren und wagen dabei eine vorsichtige Bestandsaufnahme nach einem Jahr Krieg in der Ukraine.

  • Stay United 2023 Deutsches Theater, Schumannstraße 13a, Mitte, Hotel Continental, Elsenstraße 87, Treptow, weitere Infos hier
    STAY UNITED 2023 #1: Do 23. Februar, Saal & Do 2. März 2023 Hotel Continental
    STAY UNITED 2023 #2: Do 23. März, Saal & Do 30. März, Hotel Continental
    STAY UNITED 2023 #3: Do 27. April, Saal & Do 4. Mai, Hotel Continental

Art is a Weapon! Ukrainisches Contemporary-Art-Festival

In der Alten Münze finden immer wieder Ausstellungen und andere Events statt. Am Wochenende, wenn sich der Beginn des Ukraine-Krieg zum ersten Mal jährt, findet hier die „Art is a Weapon“ Ausstellung statt. Foto: Imago/Joko

Künstler:innen verschiedener Kunstrichtungen haben selbst in den schwierigsten Zeiten Kultur als einen Akt des Widerstands gegen die Unterdrückung durch die Invasoren Russlands geschaffen und präsentieren zeitgenössische ukrainische Kunst zum Jahrestag in der Alten Münze. Einen Tag und eine Nacht lang werden hier die Emotionen des letzten Jahres mit der Welt auf dem ersten „Art – Weapon!“ Festival in Berlin geteilt. Es werden Performances, Malereien, Musik und andere künstlerische Darstellungen genutzt, um sich auch ein Jahr nach Kriegsbeginn gegen die Invasion zu stellen und aufzuklären.

  • Art is a Weapon! 25.–26. Februar, 12-8 Uhr, Alte Münze/Molkenmarkt, Mitte, Tickets 19,20 Euro

Ukrainisches Kulturfestival „Nationencode“

Das ukrainische Kulturfestival „Nationencode“ fördert die ukrainische Kunst und die jetzt in Berlin lebenden ukrainischen Künstler:innen. Im Rahmen des Festivals werden kreative Arbeiten gezeigt und gemeinsam mit Künstler:innen aus anderen Ländern kulturelle Brücken gebaut. Programmpunkte sind Auftritte ukrainischer, deutscher, französischer, australischer und amerikanischer Musiker:innen sowie eine Kunstausstellung mit Werken bekannter ukrainischer Maler:innen, die auch käuflich erworben werden können. Außerdem werden traditionelle ukrainische Speisen und Getränke angeboten.

Unterstützt wird die Ausstellung der Künstler:innen von der Organisation UCC (Ukrainian Cultural Community), über die wir hier berichtet haben.

  • Nationencode 26. Februar, 12–22 Uhr, Hotel Aquino Tagungszentrum, Hannoversche Str. 5b, Mitte, weitere Infos hier

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