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Urlaub im Ausland: So erkennt man Berliner überall sofort

Berlinerinnen und Berliner reisen wahrscheinlich nicht mehr oder weniger gern als andere. Zumindest aber kann man sie immer erkennen, zumindest die hippen und coolen. Denn auch in Lissabon, in Stockholm oder auf Kreta behalten sie ihre typisch Berliner Gewohnheiten bei – zum Beispiel neigen sie dazu, jede Stadt mit Berlin zu vergleichen und auch dann, wenn es ihnen dort richtig gut gefällt, zu sagen: „In Berlin gibt’s ja schon mehr Kneipen.“ Oder so. An welchen Verhaltensweisen man Berliner:innen im Urlaub noch erkennt, haben wir hier aufgelistet.


Beschweren sich laufend, wie teuer alles ist

Preise wie in Berlin findet man im Urlaub in Restaurants selten vor.
Preise wie in Berlin findet man im Urlaub in Restaurants selten vor. Foto: Imago/Manngold

Die Inflation macht um Berlin keinen Bogen. Ein Reisnudelgericht in einem vietnamesischen Restaurant zum Beispiel kostet inzwischen eher zwischen acht bis zehn Euro als 6,50 Euro. Trotzdem ist das Leben hier noch immer weitaus günstiger als zum Beispiel in Köln oder Hamburg, als in Düsseldorf sowieso und als in Paris oder London erst recht. Berliner:innen im Urlaub erkennt man unter anderem daran, dass sie das andauernd mitteilen müssen: ob Mitreisenden aus anderen Städten oder Einheimischen, die ihnen ihre Stadt zeigen, ob im Kino, im Café oder in der Strandbar – dabei weiß doch jeder, dass die Cocktails in letzteren Etablissements eher schlecht sind und man hauptsächlich für die Aussicht zahlt.


Hören am Strand Musik mit 140 BPM

Viele Berliner:innen hören gerne schnelle Musik – auch am Strand. Foto: Imago/Andreas Beil

„Wie, hier hat dienstags kein Club auf?“ gehört zweifelsohne zu den Fragen, die sich Berliner:innen im Urlaub gegenseitig stellen – oder sogar denen, die ihnen ihre Stadt zeigen. Denn während uns sehr wohl bewusst ist, dass Berlin Europas Partyziel Nummer Eins ist und vor allem die Clubkultur ihresgleichen sucht, geht uns manchmal eine gewisse Sensibilität dafür ab, was wir in anderen Städten erwarten können und welche Stärken diese sonst haben. Und wenn abends keine Party wartet, beschallen Berliner:innen schon gerne mal den Strand mit schlechtem, aber schnellem Sound aus einer Boom Box.


Auf der Suche nach einem Späti, aber alle haben schon zu

Raus aus Berlin und in den Urlaub: Eine Späti-Dichte wie in Berlin gibt es in anderen Städten nicht – und wenn, dann machen die Minimärkte meist früher zu.
Eine Späti-Dichte wie in Berlin gibt es in anderen Städten nicht – und wenn, dann machen die Minimärkte meist früher zu. Foto: Imago/Hohlfeld

Egal ob in Kreuzberg oder Neukölln, Wedding oder Mitte, Friedrichshain oder Prenzlauer Berg: Spätis gibt es in Berlin an fast jeder Ecke. Es sind so viele, dass manche Spätis kreativ werden, um aus der Masse hervorzustechen, zum Beispiel indem sie frisch gepresste Säfte anbieten oder amerikanische Süßigkeiten. 12 der besten Spätis in Berlin haben wir übrigens hier aufgelistet. Wenn sich der gemeine Berliner dann im wohlverdienten Jahresurlaub befindet, kann es passieren, dass er auf der Suche nach einer Flasche Estrella Galicia oder Zigarettenblättchen durch die schmalen Gassen einer mediterranen Kleinstadt läuft. Und läuft. Und läuft. Und darbt. Denn alle Spätis haben schon zu.


An dieser Frisur

Daran erkennt man Menschen aus Berlin im Urlaub: Spock ist Trendsetter für viele Menschen in Berlin.
Spock ist Trendsetter für viele Menschen in Berlin. Foto: Imago/Ronald Grant

Wirklich en vogue sind in Berlin derzeit eigentlich nur zwei Frisuren: Der Vokuhila und die Techno-Bowl, die Spock vom Raumschiff Enterprise, modebewusst wie er war, schon vor Jahrzehnten trug. An diesen beiden Frisuren erkennen sich Berliner und auch Berlinerinnen in fremden Gefilden, denn auch tropfnass verliert der Haarschnitt seine Form nicht – praktisch!


Nehmen lieber keinen Mietwagen

Ohne Führerschein gibt’s auch keinen Mietwagen. Foto: Imago/Imagebroker/Fabian von Poser

Auch wenn Uneinsichtige immer wieder das Gegenteil behaupten: In Berlin brauchen Menschen, die nicht gerade körperlich beeinträchtigt sind oder tagtäglich schwere Dinge transportieren, kein Auto. Ein so gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln zu haben, ist Luxus, sich trotzdem ins Auto zu setzen und damit zur Arbeit zu fahren, erst recht. Ersteres hat zur Folge, dass sich in Berlin besonders viele Menschen tummeln, die kein Auto fahren. Manche sind hier geboren und haben nie die Notwendigkeit gesehen, einen Führerschein zu machen, manche haben einen und haben wegen fehlender Praxis keine Übung, für andere ist das Leben ohne Auto erst der Grund, herzuziehen.

Die nicht-autofahrenden Berliner:innen fallen vor allem im Sommerurlaub schnell auf. Dort ist es nämlich von Vorteil, sich ein Auto mieten zu können. Die schönsten Buchten, Einstiege zu Wanderungen, Bauernhöfe, die Olivenöl verkaufen und leckeren Käse erreicht man eben meist nicht mit dem Bus. Berliner:innen im Sommerurlaub erkennt man oft daran, dass sie anbieten, abends zu kochen, weil die anderen ja schon den Seat Ibiza nach einer zehnstündigen Wanderungen durch Haarnadelkurven auf engen Serpentinenstraßen lenken mussten.


Meckern, wenn innerhalb von fünf Minuten kein Bus kommt

Raus aus Berlin und in den Urlaub: Der öffentliche Nahverkehr in Berlin ist gut – das fällt dann auf, wenn man die Stadt verlässt.
Der öffentliche Nahverkehr in Berlin ist gut – das fällt dann auf, wenn man die Stadt verlässt. Foto: Imago/Pemax

Eben weil vielen Berliner:innen die Möglichkeit, mit dem Auto zum geilen Surferbeach zu kurven, nicht offen steht, wiegt der so unzulängliche Fahrplan subtropischer Küstenstaaten umso schwerer. Da kommt der Bus doch tatsächlich nur jede halbe Stunde! Berliner:innen stehen deswegen gerne mit säuerlichem Gesicht an der Haltestelle, in der Hand eine Coca Cola (in Berlin gibt’s nur noch Fritz aus dem Späti, aber man, die alten 0,33-Dosen sind schon viel ästhetischer als die langen dünnen, die es bei uns gibt) und warten auf den Bus, der sie oft deutlich weniger kostet, als eine Fahrt in Berlins gelben Omni-Engeln.


Haben die Familienpackung Sonnencreme dabei

Im Urlaub braucht man Sonnencreme und tätowierte Berliner:innen brauchen ganz besonders viel. Foto: Imago/agefotostock/

Sonnencreme war nie out, hat in den vergangenen Jahren aber einen echten Beliebtheitsschub erfahren. Denn unzählige Städter:innen rund um die Welt hören auf Beauty-Gurus auf Instagram, die dort in immer neuen Storys erzählen, dass das einzig wirksame Mittel gegen Hautalterung sei, sich tagtäglich das Gesicht einzuschmieren, auch im Winter. Im Sommer am Strand gilt das natürlich erst recht.

Berliner:innen, vor allem die jungen, erkennt man im Urlaub für gewöhnlich daran, dass sie nicht nur eine kleine Tube 50er-Sonnenfluid fürs Gesicht dabei haben, sondern auch eine große Flasche für den Körper. Denn die vielen Tattoos, die in vielen Fällen die Haut der Berliner:innen zieren, brauchen besondere Zuwendung. Da geht in einem Urlaub schon einmal eine ganze große Flasche pro Person drauf.


Essen in Portugal Sushi

Ein kulinarisches Angebot wie in Berlin gibt’s im Urlaub nicht unbedingt und vielleicht ist das auch gut so. Foto: Imago/Westend61

Mit Berliner:innen im Urlaub essen zu gehen, ist so eine Sache. Es hat sich ja noch nicht überall rumgesprochen, dass vegane Angebote, minutiös gewürzte Gerichte und ausgefeilte Sours das Mindestmaß an Zivilisation sind, das ein Ort vorweisen sollte. Dass es das alles in Berlin gibt: ein Geschenk.

Berliner:innen, nach denen sich alle anderen richten müssen und die die ganze Gruppe anderthalb Stunden durch das ehemals „süße“ Fischerdorf scheuchen, das jetzt von Bettenburgen flankiert ist, bis sie ein Restaurant mit halbwegs akzeptablem veganem Ceviche gefunden haben: die Pest. Noch schlimmer, wenn sie nicht mal vegan sind, aber trotzdem keinen Bock auf gegrillten Fisch oder frittierten Tintenfisch haben, weil es eben japanischer Tempura sein muss, der das weiße Fleisch umhüllt.


Urlaub bedeutet entweder Detox oder Retox

Detox oder Retox? Für viele Berliner:innen im Urlaub eine wichtige Frage. Foto: Imago/Chris Emil Janßen

Es ist so leicht, sich in Berlin dem Exzess hinzugeben. Der Rausch begleitet viele Berliner:innen an Wochentagen und am Wochenende, in Kneipen, Cocktailbars, Kaschemmen, in Clubs und bei Wohnungspartys. In den Urlaub zu fahren bedeutet, endlich mal den mannigfaltigen Gelegenheiten, sich abzudichten zu entkommen. Denn mal ehrlich: Wer das Berghain in unmittelbarer Nähe hat, muss sich nicht in Bari ins Nachtleben stürzen. Detox, finally. Oder doch nicht? Manche sehen es auch so: Urlaub bedeutet sich selbst zu belohnen, zum Beispiel mit Portwein-Tonic oder mit gutem Wein, der kostet in Deutschland ja ein halbes Vermögen, oder mit südeuropäisch gewürztem Bier. Detox oder Retox, Entweder-Oder, Berliner:innen mögen keine halben Sachen.


1 Look fits all: Weißes T-Shirt, schwarze Hose, Sneakers

Es gibt eine Urlaubsuniform für meist männliche Berliner. Foto: Imago/agefotostock/dolgachov

Vor allem Männer, die aus Berlin kommen und zwischen 20 und 40 Jahre alt sind, bevorzugen im Urlaub ein bestimmtes Outfit, nämlich schwarze Sporthosen, ein weißes T-Shirt und Sneakers. Es ist ein Look, der nicht viel Mühe macht und trotzdem immer gut und ausreichend cool aussieht, klar. Aber angesichts dessen, wie weit verbreitet er ist und wie gern sie ihn tragen, drängt sich schon eine Frage auf: Sind die Weißes-T-Shirt-Schwarze-Sportshorts-Männer aus Berlin Fans von einem bestimmten Cartoon-Charakter und haben wie dieser, denn so ist es bei Cartoon-Charakteren üblich, einen ganzen Schrank voll mit ein und demselben Outfit?


Doc Martens auch bei 34 Grad

Zu den Lieblingsschuhen von Menschen aus Berlin gehören auf jeden Fall Doc Martens, auch im Urlaub. Foto: Imago/Runway Manhattan/Zach Chase

Wir bleiben bei den modischen Vorlieben der Berliner:innen. Jetzt blicken wir auf ihre erstaunliche Beharrlichkeit, wenn es darum geht, für kühles Schmuddelwetter ausgelegte Schuhe auch bei 34 Grad und Sonne zu tragen. Es geht um Doc Martens, nicht die Halbschuhe oder gar die Sandalen, sondern die klassischen Boots. Wer diesen Sommer auf Festivals unterwegs war, hat sie wahrscheinlich schon zu Dutzenden gesehen: Berliner:innen in Shorts, Röcken, Unterhosen und Docs. Auf Festivals ist dieser Look auch wirklich praktisch. In die Stiefel gelangt nämlich nur eine minimale Menge an Staub, außerdem sehen braun gebrannte Beine in monumentalen Boots einfach gut aus.

Das Kuriose ist nur: Berliner:innen quälen sich in diesem Outfit auch auf gewundenen Pfaden zur versteckten idyllischen Bucht an der Côte d’Azur, durch die glühend heißen Straßen Dubrovniks am Mittag oder auf die Berge am Gardasee. Übrigens: Auch wenn Gürteltaschen beziehungsweise Bauchtaschen schon lange auch im Rest der Republik in sind: Die Chance, dass diejenigen, die sie durch Europas Ferienorte tragen, Berliner:innen sind, ist noch immer relativ hoch.


No more Selfies!

Selfies sind uncool, darauf können sich viele Berliner:innen einigen. Foto: Imago/Panthermedia/Andrey Popov

Noch peinlicher, als generische Selfies vor einem der großen europäischen Sehenswürdigkeiten zu machen, ist eigentlich nur, sie mit Selfie-Stick zu machen. Gleiches Cringe-Level: Gestellte, immer gleich aussehende Bilder vor Wasserfällen, Schlössern oder Triumphbögen machen, dafür Passant:innen einbinden und dann mit eingefrorenem Lächeln posieren. Die meisten Berliner:innen geben sich nicht die Blöße, solche Bilder zu machen oder von sich machen zu lassen – auch wenn sie vielleicht insgeheim auch gerne welche hätten.


Mehr Berlin-Eigenheiten

Ein großer Teil der in Berlin lebenden Menschen sind erst im Laufe ihres Lebens hergezogen. Es gibt eine Reihe an Dingen, an die sich Zugezogene erstmal gewöhnen müssen. An Anderes gewöhnen sie sich schnell: Diese 12 Dinge lernen Zugezogene sofort lieben. Manchmal können Neu-Berliner:innen aber auch ganz schön nerven. Diese Dinge nerven an Zugezogenen in Berlin am meisten. Lust bekommen auf Geschichten aus Berlin? In unserer Stadtleben-Rubrik versorgen wir euch mit immer neuen kuriosen und interessanten Stories aus Berlin.

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