Es sind ausschließlich Saisonarbeiter aus Polen und Kroatien, die beim Spargelbauer Simianer in Busendorf arbeiten. An diesem Morgen sind gerade mal die Hälfte der Spargelstecher, knapp über 50, auf den Feldern unterwegs, um die Planen von den Hügeln zu entfernen und nach Rissen in der Erdoberfläche zu suchen. Denn wo Risse auftauchen, wächst eine Spargelspitze in die Höhe. Die Nächte sind kalt, morgens um sechs Uhr herrschen Minusgrade. Reif liegt auf den Feldern, und viel ist im Augenblick aus den Hügeln nicht rauszuholen. Eva-Maria Hilker war mit der Fotografin Daniela Friebel vor Ort.
Zalas Wlodzimierz wird oft als Räuber bezeichnet – er trägt gerne wilde Hüte und hat die körperliche Statur eines Bilderbuchräubers. Seit 12 Jahren arbeitet er schon in Brandenburg.
Vorarbeiter Stanislaw Stefanow erzählt von seinen drei Söhnen. Zwei studieren, einer ist erfolgreicher Snooker-Spieler in der Nationalmannschaft. Motivation für die Spargelstecher aus dem europäischen Nachbarland ist der Akkord-Lohn in Brandenburg. Es wird nach Qualität und Menge gezahlt, die jeder aus den Feldern in die Sortieranlage zurückbringt. Durchschnittlich verdient ein Saisonarbeiter sieben bis acht Euro pro Stunde. In Polen bekäme man höchstens drei oder 4,50 Euro.
Mariusz Miskiewicz ist seit sieben Jahren Saisonarbeiter und seit zwei Jahren verheiratet. Er ist wortkarg – vielleicht weil seine Deutschkenntnisse nicht besonders fundiert sind, wie übrigens bei allen bis auf den Vorarbeiter.
Beate Stefanow, die Ehefrau des Vorarbeiters, ist jetzt fünf Jahre beim Spargelstechen dabei. In Polen besitzt das Ehepaar einen Hektar Heidelbeeren – mehr als Hobby denn als lukrative Einnahmequelle. Denn damit ließe sich kein Geld machen, gerade mal 20 Cent für ein Kilogramm würden dafür gezahlt.
Gerald Simianer (re.), der Chef, sorgt dafür, dass der Spargel auf den Feldern zu unterschiedlichen Zeiten geerntet werden kann – mal wird die weiße Fläche nach oben gespannt, mal die schwarze. Sein Vater Hugo hat im Badischen schon einen Spargelhof aufgebaut – mithilfe seiner Söhne, die schon als Kinder mitanpacken mussten. Gerald Simianer macht es anders: „Meine Kinder sollen erst einmal ihre Jugend genießen.“
Es herrscht ein rüder Ton, und der Humor ist nicht der subtilste. Und als die schöne Bozena Stefanow zum Foto-Shooting für den tip angelaufen kommt, heißt es lauthals: „Deutschland sucht die Superstecherin!“ Sie nimmt es mit Würde und das schon seit langer Zeit, denn sie ist seit mittlerweile 17 Jahren dabei.
Robert Daniewicz ist seit acht Jahren dabei, und er ist ein Charmeur. Das wissen die Frauen auf den Simianer-Feldern zu schätzen, doch es sind nur wenige, denn die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend. Deshalb sind zur Spargelernte überwiegend Männer im Einsatz.
Fotos: Daniela Friebel / HIPI
Über den Spargel aus Brandenburg