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Wildschweine und Berlin: Eine tierische Beziehung in 12 Fotos

Berlin ist die Hauptstadt der Wildschweine, seit den 1990er-Jahren ist der urbane Lebensraum für die Tiere immer attraktiver geworden. Zu Mauerzeiten waren sie eine Seltenheit, heute gehen Experten von etwa 5000 Wildschweinen in Berlin aus. Aus den brandenburgischen Wäldern ziehen die Rotten vor allem in die Außenbezirke wie Zehlendorf, Reinickendorf und Spandau. Entlang von 12 Fotos erzählen wir hier von dem tierischen Verhältnis von Wildschwein und Stadt.


Wildschweine in Berlin

Wildschweine in Berlin: Ein Prachtexemplar von einem Wildschwein in seinem Berliner Habitat: Auf dem Spandauer Friedhof In den Kisseln. Foto: Imago/Metodi Popow
Ein Prachtexemplar von einem Wildschwein in seinem Berliner Habitat: Auf dem Spandauer Friedhof In den Kisseln. Foto: Imago/Metodi Popow

Erstaunlicherweise sind die Lebensbedingungen für Wildschweine in Berlin recht gut. Im Umland wird viel Mais angebaut, den die Tiere gerne verspeisen, und in den Berliner Wäldern und auf den Grünflächen wie Friedhöfen, Kleingärten und Parks können sie sich entspannt zurückziehen. Natürliche Feinde haben sie hier ohnehin nicht, gejagt wird in Berlin auch nicht und weil die Bauern Angst vor kranken Tieren haben, die das Vieh etwa mit Schweinegrippe anstecken könnten, werden die hiesigen Wildschweine geimpft und ihre Population steigt.


Nachtschwärmer im Straßenverkehr

Wildschweine auf einer dunklen Waldstrasse am Wannsee in Zehlendorf. Foto: Imago/Olaf Wagner
Wildschweine auf einer dunklen Waldstrasse am Wannsee in Zehlendorf. Foto: Imago/Olaf Wagner

Wer abends und nachts mit dem Auto in bewaldeten Gebieten unterwegs ist, trifft nicht selten auf Wildschweine entlang der Fahrbahn. Immer wieder kommt es auch zu gefährlichen Situationen, die Berliner Polizei verzeichnet etwa 200 Wildunfälle mit Wildschweinen im Jahr. Sachschäden, ein hohes Verletzungsrisiko für die Autoinsassen und der Tod der Tiere sind die Folge. Immer muss bei einem Unfall mit Wildtieren die Polizei verständigt werden. Wer ein „erlegtes“ Tier in den Kofferraum packt, macht sich übrigens der Wilderei schuldig.


Wilder Eber in Dahlem

Bronzeplastik Wilder Eber von Paul Gruson. Foto: Imago/Schöning
Bronzeplastik Wilder Eber von Paul Gruson. Foto: Imago/Schöning

Zu Berlin gehören aber nicht nur lebende Wildschweine, es gibt auch eine berühmte Wildschwein-Skulptur, die die Stadt prägt. Die Geschichte des „Wilden Ebers“ geht so: Zuerst gab es ein Gartenlokal mit dem Namen „Zum wilden Eber“. Dann erschuf Paul Gruson eine Skulptur, die das stolze Tier darstellte und schließlich bekam der ganze Platz in Dahlem den Namen. Heute kann man an dem zwar grünen, aber doch eher dem Autoverkehr überlassenem Platz nicht mehr zünftig einkehren. Doch das Bronzetier steht mitten auf der Verkehrsinsel und ist wild wie eh und je. Tipp: Über den Messelpark und die Pücklerstraße, vorbei an schönen Villen, gelangt man zum Brücke-Museum.


Auf dem Parkplatz!

Wildschweine in Berlin: Wildschwein-Bache mit Nachwuchs an einem Parkplatz. Foto: Imago/Petra Schneider
Wildschwein-Bache mit Nachwuchs an einem Parkplatz. Foto: Imago/Petra Schneider

WIldschweine sind mächtige Tiere, Keiler können bis zu 150 Kilogramm wiegen und erreichen eine Schulterhöhe von etwa einem Meter. Vor Menschen haben die Tiere zwar Respekt, aber von richtiger Angst kann man nicht sprechen. Vor allem die auf dem Stadtgebiet lebenden Tiere haben sich an die harmlosen Zweibeiner gewöhnt und spazieren, wie hier auf diesem Parkplatz, seelenruhig mit Kind und Kegel an parkenden Autos vorbei.


Reinickendorfer Wildschwein-Gang

Wildschweine streifen durch eine Wohngegend in Reinickendorf. Foto: Imago/Petra Schneider
Wildschweine streifen durch eine Wohngegend in Reinickendorf. Foto: Imago/Petra Schneider

Zum Berliner Alltag gehören Wildtiere dazu. Hasen, Füchse, Falken und Rotwild haben sich in der Metropole Nischen gesucht und an die urbanen Gepflogenheiten gewöhnt. Auch die Wildschweine gewöhnen sich an Autolärm, Menschen, Straßen und Gebäude, nicht immer zur Freude der Anwohner, die sich von den Rotten belästigt fühlen.


Achtung Wildschweine!

Achtung Wildschweine! - Türen bitte schließen! Foto: Imago/Müller-Stauffenberg
Achtung Wildschweine! – Türen bitte schließen! Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

Ob Parks, Kleingärten oder der Garten vor dem haus, ist einmal eine Wildschweinrotte durchs Grün gezogen, sieht man nicht mehr viel von den liebevoll angelegten Beeten und auch der gepflegte Rasen gleicht eher einem Acker. Das ärgert viele Berliner und Berlinerinnen, die mit verstärkten Zäunen der Plage beizukommen versuchen. Dieses Warnschild an einem Hoftor in Wannsee warnt vor streunenden Wildschweinen. Ob es hilft?


Wildgehege am Tegeler Forst

Zwei Frischlinge im Wildgehege am Tegeler Forst. Foto: Imago/Petra Schneider
Zwei Frischlinge im Wildgehege am Tegeler Forst. Foto: Imago/Petra Schneider

Dabei sind Wildschweine doch soo süß! Vor allem die niedlich gestreiften Frischlinge erfreuen nicht nur Kinderherzen. In der Natur sollte man vor den Muttertieren mit Nachwuchs vorsehen, denn sie würde alles tun, um ihre Kleinen zu beschützen, im Wildgehege im Tegeler Forst lassen sich aber die Wildschweinfamilien aus sicherer Entfernung beobachten. Also, auf nach Tegel! Dort kann man übrigens auch mehr als „nur“ Wildschweine entdecken. Hier unsere besten Tegel-Tipps.

  • Wildgehege im Tegeler Forst Schwarzer Weg 17, Tegel

Wildschwein als Wurst und auf dem Teller

Trüffel-, Wildschwein- und Eselsalami an einem Verkaufsstand mit Spezialitäten. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg
Trüffel-, Wildschwein- und Eselsalami an einem Verkaufsstand mit Spezialitäten. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

Nicht nur beim gallischen Helden Asterix steht das Wildschwein ganz oben auf dem Speisezettel. Auch in Berlin kommt das Schwarzwild in verschiedener Form auf den Teller. Neben verschiedenen Restaurants etwa Hirschen Eber in Prenzlauer Berg, bieten auch Fachgeschäfte in und um Berlin herum Wildspezialitäten an.


Friedhof In den Kisseln

Wildschweine in Berlin: Friedhof In den Kisseln. Foto: Imago/Metodi Popow
Friedhof In den Kisseln. Foto: Imago/Metodi Popow

Der Friedhof In den Kisseln gehört zu den tollsten Orten in Spandau und ist in den letzten Jahren zum Wallfahrtsort für Zoo-Omas geworden, ist hier doch der Tierpfleger Thomas Dörflein begraben, der es als Ziehvater des Eisbären Knut zu internationaler Berühmtheit brachte. Dörflein, ein sympathisch wirkender Hippie, der 2008 mit nur 44 Jahren an einem Herzinfarkt starb, hat einen ungewöhnlichen Grabstein: in Form eines Eisbergs. Der Friedhof ist auch so ein spannender Ort, zuletzt sorgte er für Aufsehen, weil sich dort Wildschweine herumtrieben.

  • Friedhof In den Kisseln Pionierstraße 82, Spandau

Am Teufelssee

Wildschweine suchen nach Essen am Teufelssee. Foto: Imago/Emmanuele Contini
Wildschweine suchen nach Essen am Teufelssee. Foto: Imago/Emmanuele Contini

Am Ende der Teufelsseechaussee befindet sich, wie der Name schon verrät, der Teufelssee, einer der beliebtesten Badeseen im Westen der Stadt. Er liegt im Ortsteil Grunewald des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und ist etwa 2,1 Hektar groß. Baden ist erlaubt, allerdings ist der See zu einem großen Teil von Naturschutzgebiet umrandet – und den Picknickkorb sollte man am besten nicht unbeobachtet am Ufer stehen lassen, denn dann kann es sein, dass sich einer herumstreunende Wildschweinrotte über die Köstlichkeiten hermacht. Und wenn nicht, gibt sie sich auch mit den Mülltonnen zufrieden.

  • Teufelssee Teufelsseechaussee, Grunewald

Wildschweine im Spandauer Forst

Wildschweine in Berlin: Wildschwei im Spandauer Forst. Foto: Imago/Metodi Popow
Wildschweine im Spandauer Forst. Foto: Imago/Metodi Popow

Der Spandauer Forst zählt im Allgemeinen zu den eindrucksvollsten Mischwäldern Berlins. Der ganze Wald ist als Natur- und Vogelschutzgebiet unter Schutz gestellt. Auch die Berliner Wildschweine fühlen sich hier im abgelegenen Westen der Stadt ziemlich wohl. Feuchtgebiete, Seen, Tümpel und Dickicht sorgen für den perfekten Lebensraum. Hier haben wir 12 Tipps für tolle Waldspaziergänge zusammengetragen, auch im Spandauer Forst. Und mit etwas Glück begegnet man dabei auch einem Wildschwein, doch wie immer gilt: Sicherheitsabstand bewahren!


Die Löwin von Kleinmachnow

Dieses Video der vermeintlichen Löwin versetzte die Stadt in Aufruhr. Foto: Privat/Nico M./Twitter: @lqzze1

Im Juli 2023 tauchte ein aus dem Auto heraus gedrehtes Video auf, auf dem eine Löwin zu sehen sein sollte. Das Tier streifte durch eine Grünfläche in Kleinmachnow. Mehrere Tage wurde die vermeintliche Raubkatze von der Polizei gesucht, auch Hubschrauber und Kameradrohnen kamen zum Einsatz. Alles vergeblich, keine Löwin weit und breit. Der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert meldete ernsthafte Zweifel an und hielt das Tier auf dem Video eher für zwei nach rechts laufende Wildschweine. Auch die Auswertung einer Kot-Probe vom Sichtungsort konnte den Verdacht nicht erhärten. So geht die Löwin von Kleinmachnow als verkapptes Wildschwein in die Geschichte der Sommerloch-Themen ein. Der gefräßige Monsterwels bleibt in dieser Saison unbeachtet.


Mehr Tiere in Berlin

Tiere beobachten in Berlin: 12 Mal freie Wildbahn in der Stadt. Inzwischen hat sich der Fuchs ausgesprochen gut in Berlin eingelebt – ein Exemplar hat sogar einen eigenen Instagram-Account. Wer gern etwas weiter raus will: 12 Ausflüge ins Berliner Umland – so schön ist es vor den Toren der Stadt. Die wilde Natur Brandenburgs könnt ihr im Rahmen dieser spannenden Naturprojekt kennenlernen. Nicht wirklich wild, dafür aber genauso interessant und putzig: 12 berühmte Tiere aus dem Zoo Berlin – Wir nehmen euch mit auf eine Zeitreise mit Knautschke, Rieke, Knut & Co.

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