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Glosse

Wohnung finden in Berlin: Tipps, mit denen ihr (vielleicht) Erfolg habt

In Berlin eine Wohnung finden, die schlimmste Runde „Reise nach Jerusalem“ aller Zeiten. Vor den Häusern herrscht Festivalatmosphäre, nur der Spaß fehlt im Ellenbogenwald. Häufig endet es mit Frust und geprellten Rippen. Ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage lässt anderes nicht zu. Um Chancen beim Cherrypicking Vermietender zu haben, braucht es (neben Gehaltsnachweisen von vor zehn Jahren, der Bürgschaft des gesamten Stammbaums) ein bisschen Glück. Oder ihr nehmt es selbst in die Hand. Wir haben „eventuell“ passende Tipps dafür. Alles ohne Gewähr.

Bevor einige entrüstet sind: Es sind keine ernstgemeinten Ratschläge, vielmehr dienen sie der Unterhaltung. Bittere Wahrheit ist hingegen, dass der Mietmarkt in Berlin hart umkämpft ist. Bisschen Humor kann da nicht schaden.


Der FDP beitreten und schnell in Berlin eine Wohnung finden

Nein, das gab es nun wirklich nicht, auch in puncto Wohnung finden in Berlin. Danke für die Spätschicht, Christian! Foto: Imago/Eibner

Sie ist besonders vermieterfreundlich, die FDP. Sie positioniert sich gegen den Mietendeckel, Generalsekretärin Linda Teuteberg bezeichnete ihn gar als „häßliches Besteck aus der sozialistischen Küche“, heißt es hier. Von Enteignung sind die Freien Demokraten ebenfalls nicht angetan. Der gelbe Damm gegen rote Strömungen. Ein Wahlprogramm ausgelegt auf viel bauen und weniger Steuern für Eigentümer:innen unterstützt diejenigen, die viel besitzen. Und ihre Gunst gilt es zu gewinnen. Denn wie eine kleine Regel besagt: der Freund meines Freundes ist mein Freund. Und Freund:innen lässt man nicht auf der Straße sitzen.


Gegen Enteignung protestieren

Nein zum Nein oder Ja zum Nein? Protestiert einfach! Foto: Imago/agefotostock

Protestieren ist was Schönes. Romantisiert ist es eine Schlacht um Gerechtigkeit, ein Kampf für Minderheiten. Vermietende gibt es deutlich weniger als Mietende, also solltet ihr die Faust auch für sie heben. Ihnen dürfte es gefallen. Macht euch dabei sichtbar, baut Tische gegenüber der Zentrale von Wohngesellschaften auf. Nicht direkt davor, ansonsten wittern Passant:innen Gleichmacherei.

Sammelt Unterschriften, betont den Kampf für die Sache, die Freiheit der öffentlich Gepeinigten. Fangt linksgrüne Peitschenhiebe ab. Euch werden die Glieder vielleicht schmerzen, doch die könntet ihr, bei ausreichend Hingabe, in einer gemütlichen, zentralen Wohnung ausstrecken. Jedoch müsst ihr schnell sein. Sollte die SPD und mit ihr Franziska Giffey wieder in die Berliner Regierung kommen, ist das Thema Enteignung ohnehin vom Tisch. Ein Streik wäre damit hinfällig.


Unterschriftsblöcke der Anhänger:innen von „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ sammeln

Die Blocke liegen da, nehmt sie mit. Müssen nur ein paar Unterschriften drin sein. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

Sollte euch der Protest zu wenig sein, geht einen Schritt weiter, jagt Anhänger:innen von „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Sind sie doch Hassobjekte der Vermieter:innen; fiese Fressfeinde in ihrem Habitat; undankbare Nestbeschmutzer:innen. Viele von ihnen leben in Berlin und sie beschweren sich trotzdem?! Zwölf Prozent der Berliner Wohnungen wollen „Deutsche & Wohnen & Co. enteignen“ pöbelisieren, alles im Rahmen einer Vergesellschaftung.

Und dann kommen sie auch noch mit dem sozialistischen Paragraphen 15: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz…“ den Rest müssen wir zensieren, zum Wohle mitlesender Liberaler. Stattdessen solltet ihr deren Stimmung heben, Geschenke bringen. Ein paar vollgekritzelte Unterschriftsblöcke der Anhänger:innen der aufrührerischen Bande dürften genügen, wobei ja offenbar alles ausgezählt ist. Beweise können aber immer noch verschwinden. Als Gegenleistung bekommt ihr, gemessen an der Anzahl, einen Wohnsitz: vier Blöcke und ihr landet in Wedding, zwölf sind euer Ticket für Charlottenburg.


Vermieter:in sein

„Nein Marius, die Miete können wir leider nicht senken, sorry.“ Foto: Imago/Panthermedia

Die einfachste Methode, um einen Wohnsitz zu sichern. Kauft euch doch einen – oder zwei, dann habt ihr ein wenig Auswahl. Kramt in den Taschen, sucht die Sofaritzen ab, geht zu Sparkassenmitarbeitenden mit ihren „wiekannichhelfen“-Buckeln, bittet um Spenden für einen höheren Zweck, eine Dachgeschosswohnung zum Beispiel. Veränderung braucht einen Willen, Wille braucht Geld, Geld gibt es überall. Und mal ehrlich: Erfolg ist kein Glück, hört nicht auf Klassengelaber. Ist nur Neidrhetorik, alles Floskeln faulenzender Versager:innen.


Einheiraten

Beziehungen vereinfachen das Leben auf vielerlei Ebene. Foto: Imago/Westend61

Scheitert ihr trotzdem, tindert euch durch die Wohnungen, bis ihr auf Heiratswillige trefft. Couchsurfend in die Ehe. Eventuell braucht es nicht einmal das Ja-Wort, sondern ein unausgesprochenes „Kannst bleiben“. Eine Alternative für Gegner:innen der Institution. Habt ihr euch erstmal eingenistet, könnt ihr euch auf den Schlimmstfall vorbereiten, für den Rausschmiss wappnen. Ein paar Tipps, um eine Wohnung in Berlin zu finden, habt ihr jetzt. Und ein paar ernstgemeintere findet ihr hier.


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