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Abschied

Zitty eingestellt: Mach’s gut, Schwesterherz – der tipBerlin-Abschiedsbrief

In eigener, trauriger Sache: Unser Schwesterheft „Zitty“ wird ab sofort eingestellt. Wir bei tipBerlin sind sehr traurig. Und sagen leise: Mach’s gut, Schwesterheft!

Die Zitty wird eingestellt. Nach 43 Jahren, in denen das Magazin die Stadt und das Stadtbild prägte. Foto: Imago/Steinach

Ach, Zitty! Du wilde, lustige, feierfreudige, (vor)laute, neugierige, schlaue, kleine Schwester! Jetzt ist es also doch passiert. Corona hat dich erwischt. Du wirst ab sofort nicht mehr als Print-Heft erscheinen. Wir könnten heulen, wenn es irgendetwas daran ändern würde. Ach egal. Wir heulen trotzdem. 43 Jahre sind wir zusammen in der großartigen Stadt um die Häuser gezogen. Unsere gemeinsame Geschichte war doch noch längst nicht auserzählt. Da ging noch was.

Scheiße, du wirst uns fehlen, Zitty. Uns, deinen treuen Leser*innen, den Kulturschaffenden und allen, die diese Stadt ein bisschen besser, lebenswerter, rebellischer und gerechter machen wollen. Zitty, du wirst Berlin fehlen. Diese Stadt wird ärmer sein ohne dich.

Abschied von der Zitty: Wirklich alles versucht

Wir haben wirklich alles versucht, gemeinsam durch diese verdammte Zeit zu gehen. Uns gegen die die Krise zu stemmen, die unseren Verlag GCM Go City Media, wie so viele, heftig getroffen hat. Als die Kinos und Theater plötzlich dicht machten. Die Restaurants, die Kneipen, die Bars, die Clubs. Was machen Veranstaltungsmagazine, wenn es keine Veranstaltungen mehr gibt? Und keine Veranstalter, die dafür noch Anzeigen schalten können.

Aber wir wollten da gemeinsam durch, Zitty, du und wir. Haben sogar unsere Hefte zusammengelegt, für gemeinsame Monatsausgaben statt im gewohnten 14-Tage-Rhythmus. Das hätte sich vor ein paar Jahren nun wirklich keiner vorstellen können. Damals, als wir noch in verschiedenen Verlagen, verschiedenen Konzernen erschienen. Und uns gern mal auch zofften. Wie zwei Schwestern, die sich öfter mal in die Haare kriegten. Aber insgeheim wussten, wie gern sie sich hatten. Und haben. Damals, heute. Immer.

Mit unseren Leser*innen war das ja früher auch so. Früher konnte die Frage „Liest du tip oder Zitty?“ darüber entscheiden, wo zum Beispiel der Clubabend dann weiterging. Gemeinsam im Taxi nach Hause. Oder alleine an der Theke.

Manchmal waren wir auch neidisch

Jetzt können wir es dir ja sagen, Zitty. Manche deiner Titelgeschichten fanden wir so toll, dass wir sie gern selbst gehabt hätten. Das bleibt aber unter uns okay? Du hattest immer den Finger am Puls der Zeit. Bist den Mächtigen auf den Zeiger gegangen. Hast Skandale aufgedeckt. Warst für die Schwachen da. Und hattest immer eine verdammt gute Idee, was wir am nächsten Abend, am nächsten Wochenende unternehmen sollten. Und dann erst die Comics!

Aber wir sind noch nicht miteinander fertig, Zitty. Wir gehen einander nicht verloren. Einige Teile von dir werden auch im gedruckten tip Berlin weiter erscheinen. Meinungskolumnen, Comics. Und dann gibt es bald auch eine neue Webseite von uns, da haben wir dir ein schönes Plätzchen reserviert. Du wirst staunen, Zitty. Vielleicht haben deine Leser*innen ja auch Spaß daran. Und bleiben dabei, trotz allem. Würde uns freuen.

Und jetzt mach’s gut, Zitty. Es war eine schöne Zeit. Komm, lass uns darauf noch einen trinken gehen. Oder auch zwei. Wir sehen uns, Zitty! Traurige Grüße

Dein tipBerlin

PS: Eine Galerie mit den besten Covern und mehr zum Abschied findet ihr bei – richtig – Zitty.de.

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