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Das Festival Purple zeigt innovative Tanzstücke für junges Publikum

Gefühlschaos und Zauberei: Zum vierten Mal zeigt das Festival Purple innovative Tanzstücke für junges Publikum

Was tun, wenn die Gefühle wild durcheinander wirbeln: „Drunter und drüber“ von Canan Erek. Foto: Miriam Tamayo

Auf rollenden Bürostühlen hat das Publikum Platz genommen. Dazwischen bewegen sich vier Tänzer, mal im Gleichschritt, mal zu zweit eng umschlungen, mal wild, mal zart. Die Zuschauer müssen immer wieder ausweichen auf ihren Stühlen, manchmal werden sie auch ein Stück geschoben. Die Produktion „Balancing Bodies“ der Compagnie Woest aus Amsterdam macht so auf ganz entspannte Weise einen interaktiven Rahmen auf, den das Publikum auf seine ganz eigene Weise nutzen kann.

„Das Stück verändert sich sehr stark mit den Zuschauern: Sind viele Kinder im Publikum, wird es oft sehr bewegt, sie rollen begeistert durch den Raum, während etwas vorsichtigere Erwachsene oft nur das Nötigste mit ihren Stühlen machen“, sagt Canan Erek. Als Initiatorin und künstlerische Leiterin des Festivals hat sie nun schon zum vierten Malaußergewöhnliche Stücke wie dieses ausgewählt, um Tanz in all seinen sehr unterschiedlichen Spielarten einem jungen Publikum vom Grundschul- bis ins Teenie-Alter nahezubringen.

Diesmal sind zehn Produktionen dabei, die aus Schweden, Spanien, der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden stammen. Ein Motto stellt Canan Erek den Festival-Ausgaben bewusst nicht voran: „Mir ist stattdessen besonders wichtig, dass die Tanzstücke eine kommunikative Ebene haben und ihr Publikum ernst nehmen. Ob sie das mit Hilfe von Objekten oder Musik tun, ist für mich zweitrangig.“

Das Eröffnungsstück „Hocus Pocus“ der Schweizer Tanzcompagnie Philippe Saire aus Lausanne etwa kombiniert auf scheinbar einfache, aber optisch äußerst wirkungsvolle Weise Tanz, Zaubershow und Puppentheater. In einer Art schwarzer Guckkastenbühne bewegen sich zwei Darsteller zwischen zwei hellen Lichtröhren. Arme, Beine und Köpfe verschwinden und tauchen wie durch Magie immer wieder auf, mal nackt, mal im Tier- oder Ritterkostüm.

Auch Berliner Arbeiten sind traditionell wieder Teil des Programms, darunter Canan Ereks eigenes Stück „Drunter und Drüber“, in der die wild durcheinander brausenden Emotionen eines sechsjährigen Kindes durch vier Tänzer verkörpert werden. Neu als Partner und Spielort ist diesmal die Jugendwerkstatt Spandau hinzugestoßen, in der das schwedische Stück „Soon Swoon“ zu sehen sein wird. Zum ersten Mal ist mit der Theater o.N.-Produktion „Fliegen & Fallen“, in der zwei Tänzer und eine Matratze die Schwerkraft aushebeln, auch ein Stück für die ganz kleinen Theatergänger ab zwei Jahren im Programm.

Letztere Zusammenarbeit ist gekoppelt an ein weiteres Projekt, die „Offensive Tanz für Junges Publikum Berlin“, die vom bundesweiten Förderprogramm Tanzpakt gefördert wird und für die sich mit Purple, Theater Strahl, Theater o.N. und Tanzkomplizen vier Berliner Partner zusammengeschlossen haben. Die Theater-Strahl-Produktion „Can Touch This“ über Angst vor und Sehnsucht nach Berührungen, die auf dem Festival ihre Premiere feiert, ist im Rahmen der „Offensive“ entstanden, die zur Purple-Festival-Eröffnung am 19. Januar auch näher vorgestellt wird.

Wesentlicher Bestandteil des Festivals ist auch diesmal ein Rahmenprogramm mit Gesprächsrunden und Workshops. „Es geht mir darum, auch eine Beziehungsebene herzustellen, um über das Gesehene zu reden oder andersartig zu reflektieren, je nach Altersgruppe“, sagt Canan Erek. Obwohl das Festival bereits viele treue Fans gewonnen hat, sowohl unter Familien und Teenagern als auch unter Lehrern mit ihren Schulklassen, ist wie jedes Jahr noch ungewiss, ob die Förderung für 2021 steht. Tut sie das, sind Zusammenarbeiten mit weiteren Partnern wie dem Theater an der Parkaue angedacht.

In „Hocus Pocus“ von der Cie. Philippe Saire tauchen zwei Freunde in eine spektakuläre Welt der Illusionen ein

Uferstudios und weitere Orte So 19.– So 26.1. Eintritt Erwachsene 13, erm. 8, Schüler 6 €, www.purple-tanzfestival.de

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