Avant-Pop

The Residents spielen im Columbia Theater

Beatles-Avatare: The Residents mögen Masken – wären aber auch ohne krassomat

Wenige Bands haben ihre Identität so konsequent verschleiert wie die Residents. Bis ­heute ist nicht geklärt, wer hinter dem um 1970 in San Francisco gegründeten Avantgarde-Pop-Kollektiv steckt, dessen Markenzeichen die riesigen Augapfel-Masken sind, die sie bei Auftritten tragen. Die Geheimniskrämerei wäre aber nur halb so spannend, wenn die Residents nicht so aufregende Musik gemacht hätten. Sie nahmen auf ihren Alben Sample-Techniken vorweg, inszenierten sich als Beatles-Avatare (was zu dem Gerücht führte, sie seien die Beatles), verstiegen sich in 20-minütige Songcollagen und durchgeknallte Konzeptalben über indigene Völker oder Maulwurf-Zivilisationen, widmeten George Gershwin einen Plattenzyklus und brachten das sensationelle „Commercial Album“ (1980) heraus, auf dem in 40 einminütigen Songminiaturen ein Pop-Paralleluniversum entworfen wurde.

Auch technologisch waren die Residents Pioniere, sie nutzten früh digitale Produktionsmethoden und die Vertriebsmöglichkeiten des Internets, was ihre Kreativität noch befeuerte: Seit der Millenniumswende erschienen zwei Dutzend Studioalben. Ihre berühmten Eyeballs lassen sie bei der aktuellen Tour im Fundus; unter dem Motto „In Between Dreams“ erkunden sie die Welten des Unterbewussten in spitzgesichtigen Masken, die an mittelalterliche Pestärzte erinnern. Dahinter steckt bestimmt ein kluger Köpf.

Columbia Theater Columbiadamm 9-11, Tempelhof, Mi 30.1., 20 Uhr, VVK 34 €

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