„Roberte Ce Soir“ – eine Ausstellung mit Malerei und Skulpturen des französischen Malers, Schriftstellers und Philosophen Pierre Klossowski
Wir sehen Roberte, immer wieder Roberte. Als keusche Dame, häufiger jedoch nackt und in pikanter Pose. Die Ausstellung „Roberte Ce Soir“ knüpft an ein 1953 von Pierre Klossowski (1905-2001) verfassten Roman mit demselben Titel an, den er auch illustrierte. Das Büchlein ist zugleich Teil seiner Roman-Trilogie „Gesetze der Gastfreundschaft“: Die weibliche Hauptfigur Roberte, deren Gesichtszüge übrigens denen von Klossowskis Ehefrau Denise nachempfunden sind, soll sich darin auf Wunsch ihres Gatten Octave allen Gästen des Hauses sexuell zur Verfügung stellen – so will es das Gesetz der Gastfreundschaft. Ursprünglich sollte sein Bruder, der Künstler Balthasar Klossowski de Rola (bekannt als Balthus) die Geschichte bebildern. Unzufrieden mit dem Ergebnis griff Pierre, der bis dato eher als Schriftsteller und Philosoph in Erscheinung getreten war, schließlich selbst zum Stift.
Noch in den 1990er-Jahren schuf der inzwischen betagte Künstler die beinahe lebensgroßen Skulpturen, die sich thematisch an die Illustrationen anschließen. Hier sehen wir wieder Roberte, dieses Mal in Gestalt der keuschen Jagdgöttin Diane. Laut Sage wird sie beim Bad im Wald von Aktaion überrascht. Sie verwandelt die zudringliche Gottheit in einen Hirsch, der von Hunden gehetzt und in Stücke gerissen wird. Hier gibt die Mythologie zwar den Rahmen des Geschehens vor. Doch erlauben Klossowskis Skulpturen hier ganz unterschiedliche Interpretationen zwischen Macht, Aggression und Liebe.
In der Regel widmet sich der Schinkel Pavillon e.V., der sich mit Vereinsbeiträgen und Eintrittsgeldern finanziert, zeitgenössischen Künsten. Mit „Roberte Ce Soir“ hat er nun zum zweiten Mal einen Künstler des vergangenen Jahrhunderts in den Fokus gerückt. „Er hat die zeitgenössische Kunst bis heute beeinflusst“, sagt Mitarbeiterin Alice Chardenet, die uns exklusiv außerhalb der Öffnungszeiten durch die Ausstellung führte. Zum Abschluss ging es ins Erdgeschoss, in die Schinkelklause, wo das von Marc Glöde kuratierte Filmprogramm mit Filmen der Künstler Willard Maas, Carolee Schneemann und Leigh Ledare gezeigt wurde. Dort hatten wir bei einem Glas Champagner reichlich Gelegenheit Fragen zu stellen – und die bezaubernde Architektur dieses Kunstortes zu genießen.
Text: Kirsten Niemann