So war es bei Berlin Art präsentiert von Mastercard Priceless Cities

In der Hieronymus Bosch Ausstellung in der Gemäldegalerie

Berlin ART präsentiert von Priceless Berlin in der Gemäldegalerie: „Hieronymus Bosch und seine Bildwelten“

Nur 100 Quadratmeter misst der Hauptraum der Ausstellung, versteckt hinter einer Plastikplane. Baustellenatmosphäre. Die Bilder hängen schon, aber beschriftet sind die Tafeln noch nicht. Die offizielle Eröffnung war erst in zwei Tagen.

In der Mitte steht – damit Vor- und Rückseite betrachtet werden können, das Gemälde „Johannes auf Patmos“ aus der Zeit um 1500. Das einzige Bosch-Original der Ausstellung. Eine Enttäuschung ist die Schau dennoch nicht. Sie weist vielmehr auf die Bedeutung hin, die eine Kopie damals hatte.

Weltweit mögen zwar nur 20 Gemälde von Bosch existieren, dennoch war der Maler ein Massenphänomen. Boschs Bilder wurden im 16. Jahrhundert nicht nur eifrig gesammelt, sondern auch häufig abgekupfert. Wie etwa das Bild von der Versuchung des Heiligen Antonius, das Berlin 1841 erworben hatte und das im Anschluss die Vorstellung davon prägte, wie ein echter Bosch aussieht. Erst 1888, als das Original in Lissabon auftauchte, wurde das Bild als Nachahmung entlarvt und verschwand lange Jahre im Depot des Museums. Weg damit. Eine Kopie, so empfand man im 19. Jahrhundert, sei nichts wert. Die Ausstellung, die in ihrem Titel mit Bedacht auf „seine Bildwelten“ verweist, zeigt, dass man diese Haltung nicht immer geteilt hatte. So stehen wir also vor einer zeitgenössischen Kopie der Mitteltafel von Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“, ein Wimmelbild voller symbolhafter Szenen. Es hat sogar dieselben Maße wie das zwischen 1490 und 1500 entstandene Original, das heute im Prado häng. Eine weitere Kopie hängt in s’Hertogenbosch, dem Geburtsort des Malers.

„Bosch war einzigartig, aber imitierbar“, sagt Stefan Kemperdick. Schon damals waren die Betrachter von diesen Szenen fasziniert, dieser Kleinteiligkeit, den schrulligen Monstern, die aus Eierschalen und Bäumen wuchsen und die Menschheit mit Folterinstrumenten traktierten. Es ist was los, auf diesen Bildern. Sie hatten Unterhaltungswert, damals schon. Und wer auf sich hielt, der leistete sich eine Kopie. Der Kurator macht nun auf das Triptychon der „Versuchung des heiligen Antonius“ aufmerksam, ebenfalls eine Kopie. Anders als das Original, verschweigt diese für eine protestantische Familie angefertigte Kopie das Wesentliche – nämlich die Erscheinung, auf die der standhafte Antonius zeigt: den gekreuzigten Jesus in der Kirchenruine, links im Bild. „Das Bild hat damit seine religiöse Aussage verloren und wurde zu einem Märchenbild“, erläutert Kurator Kemperdick.

Bemerkenswert ist auch die Kopie des „Jüngsten Gerichts“, die Lukas Cranach d. Ä. im Jahr 1524 anfertigte. Die Figurenanordnung ist wie beim Bosch-Original. „Aber schauen Sie sich die hübschen Gesichter der Mädchen an“, sagt der Kurator. „So etwas hätte Bosch nicht gemalt. Das war typisch Cranach.“ Cranach, der hier die früheste nachweisbare Bosch-Kopie erschaffen hatte, hat nicht einmal versuchte, seinen persönlichen Stil zu verschleiern.

Highlight der Ausstellung ist der kleinere Raum mit den Zeichnungen. Zu sehen sind sechs der weltweit elf Zeichnungen, die tatsächlich Hieronymus Bosch zugeschrieben werden können, darunter jenes mit dem Sinnspruch: „Das Feld hat Augen, der Wald hat Ohren“ und eines, das ein Monster in Gestalt eines „bösartigen Brathähnchens“ zeigt, wie Kemperdick das Monsterbild beschreibt. „Das tolle an seinen Monstern ist, dass sie so echt aussehen.“

Ein Großteil der Darstellungen stammt jedoch von Pieter Brueghel d. Älteren, auch „Bauernbreugel“ genannt, dessen Kerngeschäft das Imitieren von Bosch-Gemälden war. Als zweiter Bosch wurde der Renaissance-Maler gehandelt. Nur war er viel humorvoller als Bosch, der noch ganz im Denken des Mittelalters steckte. KIR

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