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Max Beckmann. Das Vermächtnis Barbara Göpel

Foto: Lena Ganssmann

Die Kunstwissenschaftler Andreas Schalhorn und Sven Haase habe uns durch die Ausstellung „Max Beckmann. Das Vermächtnis Barbara Göpel“ geführt.

Düster und schwermütig schaut Max Beckmann von dem Selbstporträt, das ihn in einer Bar zeigt. Hinter ihm rechts ist eine schwarze Fläche, vor ihm links ein schmiedeeisernes Gitter, und wenn man weiß, dass das Gemälde 1942 im Amsterdamer Exil entstand, Beckmann als aus Deutschland emigrierter Jude und diffamierter Künstler in einer extrem schwierigen Situation war, kann man den Aufbau dieses Bildes durchaus als Zwangslage interpretieren.

Dieses herausragende Selbstporträt Beckmanns gehört zu einem Konvolut von 46 Zeichnungen, 52 Druckgrafiken und zwei Gemälden, das die Staatlichen Museen zu Berlin von der Kunsthistorikerin Barbara Göpel vermacht bekommen haben.

Das war im März 2018. Und die Ausstellung ist quasi ein work in progress, wie Sven Haase, Stellvertretender Leiter des Archivs der Staatlichen Museen und wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung bei unserer Führung betonte. Normalerweise werden Schenkungen nicht nach so kurzer Zeit ausgestellt, weil durch die Mitarbeiter der Staatlichen Museen viel zu klären ist, unter anderem die Provenienz, also die Herkunftsgeschichte und Vorbesitzergeschichte der Kunstwerke.

Provenienz unbekannt, steht deshalb neben vielen der an der Wand hängenden Arbeiten, auch von Sven Haase jetzt schon vorsichtig abschätzen kann, dass wohl keine von ihnen unter das Verdikt „Raubkunst“ fällt und an Vorbesitzer zurückgegeben werden muss, oftmals jüdische Kunstsammler, Künstler oder Galeristen, deren Bedrohungslage in der Zeit des Nationalsozialismus für den Kunstraub skrupellos ausgenutzt wurde.

Wie kam Barbara Göpel zu der Sammlung? Ihr schon lange vor ihr verstorbener Ehemann Erhard Göpel war Kunsthistoriker, war aktiv am NS-Kunstraub beteiligt und hat für das „Führermuseum“ in Linz gearbeitet. Erhard Göpel war aber gleichzeitig auch Beckmann-Verehrer und hat den berühmten Künstler ihn vielfach im Amsterdamer Exil besucht. Wie Göpel ganz genau an die Beckmann-Zeichnungen und Grafiken gekommen ist, warum Beckmann ihn in Öl gemalt hat – das zweite Gemälde des Vermächtnisses zeigt Erhard Göpel auf einem Stuhl sitzend – ist nicht bekannt, aber man weiß, dass er Beckmann geholfen hat, mit Kunstverkäufen unter der Hand an Sammler und anderen Hilfeleistungen. Dass Göpel dabei von Beckmanns Zwangslage profitiert hat, ist klar, aber trotzdem kann man davon ausgehen, dass Beckmann alle Arbeiten freiwillig an Göpel gegeben hat.

Dieses irrsinnig spannende Kapitel Provenienzforschung, von Sven Haase mit großer Sachlichkeit erklärt, war der eine Teil unserer Tour. Der andere, von Andreas Schalhorn moderierte Teil ­– er ist Referent für moderne und zeitgenössische Kunst am Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen –,­ hat deutlich gemacht, was für einen Schatz die Staatlichen Museen mit dem Vermächtnis Barbara Göpel bekommen haben.

Großartig, wie gut sich die Entwicklung Beckmanns in dieser Ausstellung nachvollziehen lässt: erst war er ein schnell lernender Epigonen der unterschiedlichsten künstlerischen Stile in seiner Zeit als Student an der Kunsthochschule, dann kam die Zäsur des Ersten Weltkriegs, den Beckmann als Sanitäter in Lazaretten sehr schrecklich erlebt hat, und danach der kantige, rauhe, existentielle Beckmann-Stil und -Strich, den ihn zu einem der wichtigen Künstler der Moderne gemacht hat.

Text: Stefanie Dörre

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