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So war es bei Berlin Art präsentiert von Mastercard Priceless Cities

In der Ausstellung „Picasso. Das späte Werk. Aus der Sammlung Jacqueline Picasso“

Über 400 Porträts hat Pablo Picasso von seiner zweiten Frau Jacqueline gemalt. Mehr, als von jeder anderen Frau in seinem Leben. Und das, obwohl er schon 73 Jahre alt war, als sie sich trafen. Sie dagegen war erst 27. Der Künstler-Heros und seine schöne junge Muse, wenn dieses Künstlerstereotyp zutrifft, dann hier. Picasso war fasziniert von Jacqueline. Und er warb um sie, beispielsweise mit dem Gemälde „Madame Z“ (Jacqueline mit Blumen) von 1954, ein Jahr, nachdem sie sich kennen gelernt hatten. Stolz sitzt sie da, eine Profilansicht. Er hat rosafarbene Rosen, die Blumen der Liebe, für sie in den blauen Hintergrund gemalt. „Madame Z“ ist ein öffentliches und ein privates Bild, wie viele der insgesamt 130 Arbeiten, die in der Ausstellung „Picasso. Das späte Werk“ versammelt sind. Sie dürfen und sollen ausgestellt werden, aber sie zeigen und befestigen auch eine intime Beziehung.

Alle Exponate – Gemälde, Zeichnungen, Plastiken, Keramiken – der Ausstellung stammen aus der Sammlung Jacqueline Picasso. Sie hatte nach Pablo Picassos Tod 1973 einen bedeutenden Teil seines Nachlasses (vor allem aus der Zeit 1954 bis 1973) erhalten, als dieser unter den Erben aufgeteilt wurde. Und sie hat diesen Nachlass als Sammlung Jacqueline Picasso gehütet und nur ab und an Werke für Ausstellungen ausgeliehen. Nach ihrem Freitod durch Erschießen 1986 – das Leben erschien ihr ohne Pablo sinnlos – ging der Bilderschatz in den Besitz ihrer Tochter Catherine Hutin über. Catherine, die teilweise mit Picasso aufgewachsen war, wurde seine nächste Hüterin. So kommt es, dass sich in dieser Sammlung bis heute Exponate befinden, die noch nie öffentlich gezeigt wurden. Ein echter Coup, den die Barberini-Leiterin Ortrud Westheider hier gelandet hat.

Man sollte Leben und Werk eines Künstlers niemals zu eng nebeneinander denken. Und doch sind die drei meterhohen Fotografien von Picassos Atelier in der Villa Californie, die im ersten Stock gezeigt werden, ein guter Startpunkt, um in die Ausstellung einzutauchen. Ein herrschaftliches Anwesen, das Picasso zu einem riesigen Atelier gemacht hat, überall stehen Gemälde und Skulpturen. Mit Jacqueline als Muse und Hausherrin, die ihn quasi rund um die Uhr inspirierte. Wenn sie in ihrem Schaukelstuhl saß, auf ihrem Lieblingsplatz. Ein häufiges Motiv. Oder wenn sie schlief.

Foto: Lena Gansmann

Wobei sie ihm nicht Modell saß, wie uns Ira Oppermann erklärt hat. Die promovierte Kunsthistorikerin war unser Guide auf diese super spannende Reise durch den hier ausgestellten Picasso-Kosmos der späten Jahre. Alle Zeichnungen und Gemälde, auch die Porträts, sind aus seinem Gedächtnis entstanden, aus seinem inneren Auge heraus. So hat er Jacqueline als Spanierin verewigt, mit Kopftuch und in der traditionellen schwarzen Tracht der verheirateten Frau. Er hat sie 1964 sitzend mit Katze gemalt und dabei die Blaue Periode, die Rosa Periode mit den plumpen Händen und die kubistische Periode in nur einem Gemälde wieder aufleben lassen. Gerade in seinem späten Werk hat Picasso, wie Ira Oppermann uns erklärte, alle früheren Stilrichtungen souverän genutzt und in seinen Arbeiten vereint.

Auch neue Techniken eignete er sich an. Wie den Linolschnitt. Oder die Verwendung von Filzstiften, die es erst in den 1970 gab, und die Picasso auch in einer der ausgestellten Zeichnungen einsetzt. Besonders interessant sind die „performativen Skulpturen“, wie Ira Oppermann sie nannte, also solche, die, wenn die Besucher sie umrunden, immer wieder ganz anders aussehen. Auch bei einer diesen Skulpturen findet sich wieder das Motiv von Jacqueline als Spaniern, nur ihr Kopf, der ausgestanzt ist aus Metall und mit Kanten gefaltet. Diese Faltung sorgt beispielsweise dafür, dass von einem der Betrachtungs-Punkte die Mantilla, das spanische Schleiertuch, wie ein Baum erscheint.

Und auch der Mann, mal als Stierkämpfer, mal als Minotaurus und mal als Selbstporträt des Künstlers, hat seinen Platz in der Schau. Oder eben nur als archetypischer „Mann“, wie ein Gemälde auf gelbem Grund von 1971 betitelt ist (die Titel sind allesamt nicht von Picasso selber, sie wurden erst später hinzugefügt). Dieser Mann trägt Speer/Pinsel in der rechten Hand. Oder der „Kopf eines Mannes“ (Selbstporträt), ebenfalls von 1971, bei dem der Dargestellte einen cäsarenhaften Lorbeerkranz im Haar trägt.

Wirklich sensationell, was das Museum Barberini da an Werken für diese Ausstellung nach Potsdam holen konnte. Nicht nur wegen der selten oder noch nie gezeigten Arbeiten. Nein, sie widerspricht auch der gängigen Meinung über Picassos Spätwerk. Die landläufige kunsthistorische Einordnung skizziert nämlich einen Jahrhundertkünstler, der in den letzten zwanzig Jahren einerseits in der Spätfolge seines Ruhms mit großen Staatsaufträgen geehrt wurde, der aber andererseits am Ende seiner Schaffenskraft war. Doch das stimmt nicht. Denn der Picasso des späten Werks, den das Museum Barberini hier präsentiert, ist frisch, kraftvoll und immer noch voller Ideen. Schön, dass wir mir ZITTY Art präsentiert von Mastercard Priceless Berlin schon am Eröffnungstag als allererste diese tolle Ausstellung sehen durfte.

Text: Stefanie Dörre

Foto: Lena Gansmann

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