Wir treffen uns heute in der Oberbaum-City, auch bekannt als ehemaliges Glühlampenviertel. Einst befand sich dort der Firmensitz von Osram, zu DDR-Zeiten folgte Narva. Die Verarbeitung von feinem Glas hat in diesem Kiez also schon eine lange Tradition. Im Erdgeschoss der Rother Straße 21 befindet sich die Glasmanufaktur von Christine Mühlhan-Korner. Die studierte Industriedesignerin hat 2009 die großzügigen Räumlichkeiten bezogen, die zugleich als Atelier, Galerie und Verkaufsraum fungieren. Unser Glasfusing-Workshop präsentiert von Mastercard Priceless Berlin startet mit einer kurzen Führung durch die vielseitige Ausstellung, vorbei an Glasschalen, Glastellern, Glasobjekten in allen Farben und Formen und zum Teil auch mit echtem Silber und Gold bemalt.
Christine Mühlhan-Korner erzählt von diversen Sonderanfertigungen, zum Beispiel für ein Sterne-Restaurant, das Glasteller in Auftrag gab, die aber gar nicht nach Tellern aussehen sollten. Daraufhin entwarf sie schwarze flache Platten mit einem grobkörnigen Relief – clever gelöst und der Kunde war begeistert. Interessante Anekdoten und Entstehungsgeschichten zu den einzelnen Stücken hat die Glaskünstlerin viele parat. Und nebenbei erklärt sie uns auch die technischen Herausforderungen, die es zu beachten gilt, wenn sie zum Beispiel eine im Durchschnitt fast einen Meter große Schale anfertigt. Oftmals zieht sie sehr anschaulich den bildlichen Vergleich mit dem Backen eines Kuchens: der Teig muss die richtige Konsistenz haben, der Ofen die erforderliche Temperatur, die Backzeit die nötige Dauer – das leuchtet allen ein. Klingt ja fast kinderleicht. Fast.
Interessant auch, dass sich schon die alten Ägypter die Kunst der Glasverschmelzung angeeignet haben. Da fragt man sich natürlich, wie. Es wird vermutet, dass sich das Kunsthandwerk nach dem Einschlag eines Blitzes im Sand entwickelt hat. Die Hitze des Blitzes brachte den Sand zum Verschmelzen. Und Sand besteht in seinen kleinsten Teilen aus Quarzen, ähnlich wie Glas. Wirklich erstaunlich, was die alten Ägypter schon für aufwändige Kunstwerke aus verschmolzenem Glas fabrizieren konnten. Während früher die Brenntemperatur nur anhand der Helligkeit des offenen Feuers festgestellt werden konnte, brennt man heute in geschlossenen elektrischen Öfen. Ein solcher moderner Fusingofen befindet sich auch mitten im Raum und ist das Herzstück der CMK Glasmanufaktur. Eine Maßanfertigung mit 750 Kilogramm Gewicht, der eine Spitzentemperatur von fast 1000 Grad erreichen kann. Aber dazu später.
Jetzt geht es erst einmal an den Gestaltungsprozess. Und da machen wir heute dem Namen unserer Reihe Kreativ alle Ehre. Jeder Teilnehmer kann eine 20 mal 20 Zentimeter große, quadratische Glasplatte ganz individuell bearbeiten: Es kann gemalt, mit Glas-Mosaiken verziert, mit feinem Quarz Muster gepudert und oder die Techniken miteinander kombiniert werden. So viele kreative Möglichkeiten – unsere Teilnehmer plagt die Qual der Wahl. Christine Mühlhan-Korner erklärt geduldig alle Gestaltungsarten und nach kurzer Zeit haben alle eine Idee im Kopf, die umgesetzt werden will. Rund eine Stunde sind unsere Teilnehmer tief in die Gestaltung und Verzierung ihrer Glasplatte versunken. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: ob mit bunten Punkten verziert, mit Farben bemalt oder mit Quarzpuder bestäubt – jetzt geht es in den imposanten Ofen. Dort verschmelzen die Materialien miteinander und im Anschluss kann noch die Form der Schale bestimmt werden. Unsere Teilnehmer entscheiden sich alle für eine gleichmäßig gewölbte Schale. Der Brennvorgang dauert, je nach Dicke und Durchmesser des Glases, fast einen Tag, sodass die Kunstwerke erst ein paar Tage nach dem Workshop per Post zugeschickt werden können. Damit unsere Künstler aber nicht mit leeren Händen nach Hause gehen, hat Christine Mühlhan-Korner ein kleines Glasschälchen für jeden vorbereitet, das sich in der beliebten Goodie Bag befindet. Aber bevor wir uns verabschieden, gibt es noch in bewährter Manier ein geselliges Get-Together mit Häppchen und Drinks. Na dann Prost und bis zum nächsten Mal!
Text: Christine A. Lebert
Fotos: F. Anthea Schaap