So war das Kreativ-Event präsentiert von Mastercard Priceless Berlin

Metall-Design mit Anderl Kammermeier

Heavy Metal im lauschigen Garten

Anderl Kammermeier ist ein Original. Einer, der sich selbst die Treue hält: authentisch, ehrlich, unverschnörkelt. Auf äußerliche Etikette legt er auch keinen so großen Wert. Der gebürtige Niederbayer und Metallgestalter empfängt uns in Jeans und ausgewaschenem T-shirt vor dem Eingang seiner Manufaktur, die sich mitten in der Stadt und dennoch ganz im Grünen befindet. Dieser wundervollen Location mit der urigen Werkstatt, der nach Holz riechenden Laube und dem verwunschenen Garten können wir gar nicht genug huldigen. „Wie seid Ihr denn auf dieses Idyll gekommen?“, fragen unsere eintreffenden Teilnehmer*innen ganz begeistert und flanieren zunächst einmal neugierig über das Gelände. Seit 1988 arbeitet Anderl Kammermeier auf dem denkmalgeschützten Areal, das sich nach jahrelanger Pacht seit 1999 im Familienbesitz befindet. Hier bekommt ihn also erstmal keiner weg. Von diesem rund 2.000 Quadratmeter großen Filetstück, das sich in direkter Nachbarschaft zu der Wellnessoase Vabali Spa und nur etwas über 1.000 Meter vom Berliner Hauptbahnhof befindet. In so einer Kulisse macht unser Workshop natürlich doppelt Laune.

Wir starten in der Werkstatt. Es riecht nach Mann, Maschine und Metall. Hier wird noch komplett analog gearbeitet, erklärt uns Anderl Kammermeier. Das glauben wir ihm sofort. Die Werkstatt wurde in den 1980er Jahren aufgemacht, und die Zeit scheint seitdem stehengeblieben zu sein. Unzähliges schweres Material und Gerät stapelt sich an den Wänden: Rohre, Leisten, Platten in allen möglichen Größen und Metallsorten, Bohrmaschinen, Schweiß- und Lötgerät sowie das schwere Herzstück der Werkstatt: eine über 100 Jahre alte Abkantpresse. Hier ist die erste Station unseres Workshops. Der diplomierte Kunsthandwerker hat rechteckige Platten aus Messing vorbereitet. Aus diesen entsteht an der Presse eine Stiftablage für unsere Teilnehmer*innen. An der Presse werden die Ränder des Rechtecks rund 45 Grad nach oben gebogen, sodass eine Art Schale entsteht. Anderl Kammermeier beweist sein gutes Augenmaß. Die Ablagen verlassen fast symmetrisch und ohne Schrammen die monumentale Presse, die komplett manuell und nur mit einigem Körpereinsatz bedient werden kann. Danach werden die Kanten des Rechtecks gründlich abgeschliffen, damit sich keiner verletzt und die Haptik weich und handschmeichelnd wird. Dafür verwendet der Meister verschiedene Schleifscheiben und Schleifvlies in unterschiedlichen Körnungen. Hier gilt: Je höher der Körnungsgrad, desto feiner das Schleifpapier. Nach Belieben kann die Ablage anschließend noch mit Baumwollscheiben und Paste auf Hochglanz poliert werden.

Für den nächsten handwerklichen Teil unseres Workshops geht es in den Garten, wo bereits eine höchst interessante und extra für uns angefertigte Pop-up-Werkstation im frühabendlichen Sonnenschein auf unsere Teilnehmer*innen wartet. Die Aufgabe lautet eigentlich ganz einfach: Aus einem rund sechs Millimeter starken Aluminiumdraht soll ein Kleiderbügel gebogen werden. Anderl Kammermeier hat alles perfekt vorbereitet: Vorlagen, Schnüre, Marker und Drähte liegen bereit. Und dann führt der Metalldesigner vor, wie es unsere Teilnehmer*innen im Anschluss nachmachen sollen. Er nimmt eine Schnur und legt diese auf einen perfekt geformten Kleiderbügel. Dort, wo der Bügel eine Kurve macht, markiert er einen Punkt auf dem Seil. Nun nimmt er sich einen Draht und legt diesen in die Biegevorrichtung. Entsprechend der Schnurmarkierungen wird der Draht gebogen. Ob es passt, verrät die Vorlage, auf die man den Draht jederzeit zum Vergleich legen kann. Jetzt wird es spannend, denn nun sind unsere Kreativ-Fans an der Reihe. Mit viel Schmunzeln und guter Stimmung geht es ans Biegen und Formen im Freien. Und was so leicht aussah, fällt nicht allen so einfach von der Hand. Zum Glück lassen sich kleine Verformungen wieder ausbügeln. Und so kommen dann auch alle ins Ziel: Nach rund 30 Minuten haben alle einen Kleiderbügel hingebogen. Jeder Bügel trägt seine eigene Handschrift, keiner sieht gleich aus.

Jetzt hat sich die Gruppe aber wirklich eine Stärkung und Erfrischung verdient. Im Gartenpavillon erwartet unsere Teilnehmer*innen ein vielseitiges Büfett und dazu kühles Bier, Wein und alkoholfreie Getränke. Anderl Kammermeier hat extra für uns den Grill angeschmissen und kredenzt verschiedene Wurstspezialitäten. So lauschig und idyllisch – und das mitten in der Hauptstadt – unsere Teinehmer*innen können es immer noch nicht ganz fassen und nehmen nach Speis und Trank ganz beseelt und bestückt mit Kleiderbügel und Messingablage Abschied von Anderl Kammermeier und einem fast schon etwas märchenhaften Ausflug.

Text: Christine A. Lebert
Fotos: Sarah Bergmann

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