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Drama

Abel Ferraras „Tommaso und der Tanz der Geister“ ist fast ein Selbstporträt

Seit einigen Jahren wohnt der US-Filmemacher Tommaso mit seiner Ehefrau und der dreijährigen Tochter in Rom. Harten Drogen hat er abgeschworen, er bemüht sich, eine Routine aus Yogakursen, Italienischlernen und der Leitung einer Selbsthilfegruppe für Suchtkranke aufrechtzuerhalten. Manchmal zeigt er Stärke, etwa in der Konfrontation mit einem Mann, dessen nächtliches Gegröhle seine Tochter am Einschlafen hindert, manchmal wird aber auch seine Fragilität sichtbar: wenn er sich aufregt, dass seine Frau ohne ihn gegessen hat

Neue Visionen

Da und in den albtraumhaften Visionen Tommasos werden Abgründe der Figur sichtbar, wie so oft beim Filmemacher Abel Ferrara. Dennoch ist diese Figur weit entfernt von jenen, die daran zugrunde gehen (wie der Cop in Ferraras „Bad Lieutenant“). Letztlich ist „Tommaso“ ein verhalten optimistischer Film, was auch mit Ferrara selber zu tun haben dürfte, der hier quasi ein Selbstporträt verfertigt hat, lebt er doch seit Jahren in Rom, seine Ehefrau und seine Tochter verkörpern im Film Frau und Tochter von Tommaso.

Der dokumentarische Gestus wird durch die Handkamera unterstrichen, die nah dran bleibt am Protagonisten (Willem Dafoe spielt zum fünften Mal bei Ferrara). Der Film, an dem Tommaso arbeitet, enthält eine Szene, in der der Protagonist in Sibirien gegen einen Bären kämpft. Ferraras nächster Film heißt „Siberia“, in ihm spielt Dafoe erneut einen Mann auf der Suche nach sich selbst. Klingt nach einer Fortführung von „Tommaso“. „Siberia“ feiert seine Weltpremiere demnächst im Berlinale-Wettbewerb und soll am 19. März in die Kinos kommen.

Tommaso (OT)I/USA 2019, 115 Min., R: Abel Ferrara, D: Willem Dafoe, Anna Ferrara, Cristina Chiriac, Start: 13.2.

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