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Ultraschall Festival 2020 – Gibt es noch neue Musik?

Zum 22. Mal versucht sich das Ultraschall Festival an einem eigentlich unmöglichen Unterfangen: Musik zu finden, die tatsächlich neu ist

Das österreichische Ensemble für Neue Musik arbeitet mit dem, was andere Komponisten streichen. Foto: Andreas Hechenberger und Markus Sepperer

In den Künsten heißt es ja oft, dass gar nichts genuin Neues mehr geschaffen werden kann. Dann aber kommen die Veranstalter des Ultraschall Festivals um die Ecke und behaupten, dass es das doch gibt: Neue Musik. Da wäre zum Beispiel das Österreichische Ensemble für Neue Musik aus Salzburg, kurz œnm (Foto), das im Heimathafen unter anderem das Stück „Kaput II“ von Manuela Kerer präsentiert: Es besteht aus den gestrichenen Noten anderer Werke, also quasi aus den gesammelten Abfallprodukten der Südtiroler Komponistin, die sie zu einem neuen Werk recycelt hat. Die Gruppe Kommando Himmelfahrt und der Komponist Kaj Duncan David wiederum beziehen sich in ihrem elektronischen Musiktheater „Also sprach Golem“ auf den polnischen Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem und seine Idee des Supercomputers GOLEM XIV, der den Menschen als Krone der Schöpfung in Frage stellt. Nachdem es Google angeblich gelungen ist, einen Quantencomputer zu bauen, ist auch dieses Szenario kein fernliegendes mehr, sondern ein ziemlich gegenwärtiges. Bei all den Frankenstein-Ängsten, die wir in Künstliche Intelligenzen hineinprojizieren, kann man darin auch eine Chance sehen: Wenn den Menschen eines Tages wirklich nichts Neues mehr einfällt, dann könnten die Computer unsere Rettung sein.

Akademie der Künste, Haus des Rundfunks, Heimathafen Neukölln, Radialsystem V Mi 15.1.–So 19.1., VVK Einzeltickets 15–18 €, 
ultraschallberlin.de

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