DDR-Drama 

„Und der Zukunft zugewandt“ im Kino

Ein eindringlicher Blick zurück: 30 Jahre nach dem Ende der DDR erinnert Bernd Böhlichs Film an deren Anfänge, indem er ein Tabuthema der DDR-Gesellschaft ­aufgreift

Foto: Neue Visionen Filmverleih

Sie kommen zurück in ihr Land, und zwar in jenen Teil, in dem nach dem Schrecken des Faschismus eine sozialistische Zukunft gestaltet werden soll. Aber die drei ­Frauen, die 1952 aus der ­Sowjetunion (wohin sie als Antifaschistinnen in den 30ern emigriert waren) in die DDR kommen, haben dort etwas erlebt, worüber sie auf keinen Fall sprechen dürfen: Sie kommen aus einem Straflager in Sibirien, wo die eine mitansehen musste, wie ihr Ehemann erschossen wurde. Das hätte ihren Glauben an den Kommunismus erschüttern können, aber Antonia Berger steht weiter dazu, akzeptiert das Redeverbot und will ihre Ideale mit der Wirklichkeit in Einklang bringen.

30 Jahre nach dem Ende der DDR erinnert dieser Film an deren Anfänge, indem er ein Tabuthema der DDR-Gesellschaft ­(deren Bürger Regisseur und Autor Bernd Böhlich einst selber war) aufgreift, das auch 70 Jahre danach immer noch gerne verdrängt wird. Aber es ist nicht nur ein Film über die Vergangenheit, sondern auch einer, der die immer – und derzeit besonders – aktuelle Frage nach dem ­Umgang mit der Wahrheit aufwirft.

Diese Menschen, die trotz aller Erfahrungen an den Sozialismus glauben, von oben herab zu betrachten und Geschichte aus Siegerperspektive zu schreiben, wäre leicht gewesen. Aber sie sind eben keine konventionellen Heldengestalten, die sich auflehnen gegen Repressionen, sondern Figuren im Zwiespalt zwischen dem Eintreten für eine gerechtere Gesellschaft und den Zweifeln an den Methoden. Das ist nicht gering zu schätzen.

Und der Zukunft zugewandt D 2019, 108 Min., R: Bernd Böhlich, D: Alexandra Maria Lara, Robert Stadlober, Karoline Eichhorn, Stefan Kurt, Start: 5.9.

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin