Die Musik-Doku ist solide Unterhaltung für alle Fans der Hosen, nicht weniger, aber auch nicht mehr
Ist das noch Punk oder kann das weg? Bei den Toten Hosen ist diese Frage nicht leicht zu beantworten – und auch nach Ansicht dieser Tour-Doku ist man da nicht wirklich schlauer. Erst zum Filmende hin zündet der gute alte Punkspirit, mit Berliner Lokal-Kolorit beim Club-Auftritt im SO36 und fulminanten, energiegeladenen Auftritten in Buenos Aires. Bis dahin geht die Tendenz doch eindeutig in Richtung Stadionrock mit Spaßmusik für unkoordinierte, männliche Formationstänzer. Was nicht weiter verwundert, dokumentiert der Film doch eher routiniert statt inspiriert die Stadion-und-Open-Air-Konzerte der „Toten Hosen“ während ihrer letztjährigen, sommerlichen „Laune der Natour“-Tour.
Zwar ist Regisseurin Cordula Kablitz-Post näher dran an als sonst üblich bei Konzertfilmen, aber die Momente eines tieferen Einblicks hinter die Kulissen der geschmiert laufenden Tour-Maschinerie und der Band-Haltung dazu stellen sich selten ein. Deren Ehrlichkeit und Bodenständigkeit ist zwar immer noch sympathisch und ein großes Plus, aber gerade deshalb ist es schade, dass die Interviews zwischen den Auftritten – vorwiegend mit Sänger Campino – über Musik machen im Alter, Politik, Professionalität und Kommerz, auf wenig aussagekräftige Statements reduziert werden.
Auch die Absage einiger Auftritte, weil Campino einen Hörsturz hat, wird nicht genutzt, um das spannende Thema von Versagensängsten auf der Bühne zu vertiefen. Da werden nur ein paar kleine Zweifel laut, und nach ein paar Wochen Zwangspause geht es weiter mit der Tour und dem Film, mit seinen immer gleichen Konzertbildern, wie man sie zuhauf von ihren bisherigen Live-DVDs kennt. „Weil du nur einmal lebst“ ist solide Unterhaltung für alle Fans der Hosen, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour D 2019, 107 Min., R: Cordula Kablitz-Post, Paul Dugdale, Start: 28.3.
