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Gastronomie

Raue, Duc Ngo und Mälzer gründen Gastro-Selbsttest-Firma: Bleibt doch beim Kochen

The Duc Ngo, Tim Raue und Tim Mälzer sind eigentlich Köche. Nun verkaufen sie Selbsttests an die Gastro-Branche. Ein besonders gutes Angebot machen sie nicht. Und generell könnten die Gastro-Stars sicher besser helfen, findet unser Autor Clemens Niedenthal.

Gastro-Selbsttest: Köche verkaufen an Köche

Gegessen wird immer? Das hilft der Berliner Gastronomie in den Tagen des verschärften Lockdowns kaum weiter. So waren rund zwei Drittel aller in Windeseile hochgezogener Take-away-Angebote während des ersten Lockdowns im vergangenen Frühjahr allenfalls ein Nullsummenspiel. Und dass sich Lieferando & Co. ihre lauwarmen Fahrradtouren mit einer Provision von mindestens 30 Prozent honorieren lassen, ist in dieser Situation auch nicht gerade hilfreich.

The Duc Ngo betreibt in Berlin mehrere Restaurants, hat nun Gastro-Selbsttest mitbegründet. Foto: Imago/Piero Chiussi

So einiges deutet darauf, dass die die buchstäbliche Torte gerade neu verteilt wird. Auch und bereits für die Zeiten nach der Pandemie. Fragt sich, wie hilfreich nun folgende Geschäftsidee ist: Kantstraßenkönig The Duc Ngo (Funky Fish, Ryōtei 893, Madame Ngo, Kuchi …), der Kreuzberger Junge Tim Raue und der Hamburger Junge Tim Mälzer haben eine GmbH gegründet, die nicht anderes machen wird, als Corona-Selbsttests für die Gastronomie zu vertreiben. Sollte es indes irgendwann zu einer – verantwortungsvollen – Öffnung der gastronomischen Außenbereiche kommen, wäre das schon ziemlich viel.

Gastro-Angebot: 3,74 Euro pro Test – günstig ist das nicht

Wobei mindestens diese Frage erlaubt sein darf: Die Gastronomie hat dieser Tage sicher viele Probleme, am wenigsten aber, an Antigen-Selbsttests zu kommen. Die gibt es so, wie auch das Trio sie anbietet, ab 3,40 Euro im Internet. Die Spitzenköche verlangen 3,74 Euro pro Test im 50er-Pack, verkauft über ihre Gastro-Selbsttest GmbH (mit den Wortschöpfungen waren sie auch schon mal kreativer, um kurz auf Tim Raues unsägliches Fischsaucen-Desaster namens Mu-Shi zu verweisen). Ein immer noch fairer Preis, nur eben bei weitem nicht so sensationell und einmalig, wie es ein großer Teller von Duc Ngos Phô auf der Kantstraße wäre. Oder ein Abend im Restaurant Tim Raue.

Tim Raue ist durchaus eine Hausnummer in deer Gastro-Szene. Reicht das, um anderen Selbsttest zu verkaufen? Foto: Imago/Fotostand

Wie die ganze Chose noch zu retten wäre? Wenn Raue, Mälzer und Ngo ihre generelle Prominenz – und die Selbstbeweihräucherung um „ihre“ Selbsttest-GmbH – dazu nutzen würden, ihre (mit sehr scharfen asiatischen Gewürzen) bestrichenen Finger in jene Wunden zu legen, die hinter den runtergezogenen Rolläden unserer Lieblingslokale klaffen. Dort, wo gerade einmal die November- und Dezemberhilfen angekommen sind. Und wo man sich wenn nicht zurecht, so zumindest berechtigt fragt, warum ausgerechnet die Gastronomie per se unter Generalverdacht gestellt wird, das mit dem verantwortungsvollen Bespielen der Außenplätze gar nicht hinzubekommen. Obwohl es im vergangenen Sommer doch viele gelungene Gegenbeispiele gab.

Tim Mälzer ist der Hamburger im Trio – und dürfte mit den Selbsttests auch ganz gut verdienen, wenn die Idee zündet, einfach das anzubieten, was auch alle anderen verkaufen. Foto: Imago/Stephan Wallocha

Der Ethos der kochenden Zunft war zuletzt zurecht in die Kritik geraten. Zu männlich, zu mächtig, zu hierarchisch in den Strukturen. Was sagt es uns also, wenn nun drei Große all den Kleinen Antigen-Schnelltest (und das nicht mal besonders günstig) verkaufen (wollen)? Köche, bleibt bei Euren Töpfen.


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28.04.2021 - 12:58 Uhr

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