STADTTEILE

Friedenau

Bei einem Spaziergang durch den recht gut angebundenen Ortsteil Friedenau fällt auf: viel grün, viel schön, viel alt. Die Mischung aus mehrgeschossigen Mietshäusern und landhausartigen Gebäuden mit hübschen Vorgärten verleiht Friedenau einen besonderen Charme. Nicht nur Lehrer:innen, Beamt:innen und Pensionierte fühlen sich im idyllischen Kiez wohl. Die schmucke Nachbarschaft zog auch schon verschiedenste Kunstschaffende an. Wir wissen, was Friedenau zu bieten hat.

Dieser Altbau steht an der Rheinstraße, Ecke Schmiljanstraße. An der Kreuzung wurde 1879 zu Ehren Kaiser Wilhelms I. eine Kaisereiche gepflanzt. Foto: Imago/Schöning

Friedenau: Ein Ortsteil von Tempelhof-Schöneberg

Südlich des S-Bahn-Rings liegt Friedenau an der Schnittstelle von Schöneberg, Steglitz und Wilmersdorf. Der Verkehr findet vor allem auf der Bundesallee (über den Friedrich-Wilhelm-Platz) und der Rheinstraße statt. Die beiden Straßen treffen am Walter-Schreiber-Platz zusammen, wo die Steglitzer Einkaufsmeile auf der Schlossstraße beginnt. Die anderen Straßen in Friedenau sind eng und von zahlreichen Bäumen gesäumt. Im Krieg wurden viele schöne Häuser zerstört, aber zwischen Friedrich-Wilhelm-Platz und Breslauer Platz kann man noch immer Stadtvillen der Gründerzeit entdecken. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

In diesem Friedenauer Wohnhaus in der Niedstraße 13 lebte ab 1966 Günter Grass für etwa 30 Jahre. Ein Haus weiter, in der Hausnummer 14, wohnte sein Freund und Nachbar Uwe Johnson. Foto: Imago/Schöning

Der Breslauer Platz ist das Herz von Friedenau

Das Treiben auf dem Marktplatz vor dem Friedenauer Rathaus erzeugt einen Kleinstadt-Flair. Mittwochs, donnerstags und samstags gibt es auf dem Breslauer Platz Wochenmarkt: ein Angebot von Blumen und Köstlichkeiten wie frisches Brot, Fisch oder feinstes Geflügelfleisch von der Wildfasanerie, die es in unsere Liste der besten Marktstände geschafft hat. Direkt an der Bushaltestelle (Station Breslauer Platz) können die Friedenauer seit 1929 ihre Zeitschriften und Zigaretten an einem Kiosk mit integriertem Wartehäuschen kaufen. Heute gibt es nebenan auch Döner. Das Gebäude ist inzwischen denkmalgeschützt und eins der letzten seiner Art in Berlin.

Seit 1881 bieten Markhändler auf dem Breslauer Platz regelmäßig ihre Ware an. Damit ist der Wochenmarkt vor dem Rathaus Friedenau einer der ältesten Märkte Berlins. Foto: Imago/Schöning

Kulinarisches Highlight in Friedenau

Vor allem junge Menschen zieht es in ein – inzwischen über Friedenau hinaus bekanntes – Café am Breslauer Platz. In seinen zwei Standorten, dem Lula am Markt und dem Lula Deli Deluxe, gibt es alles, was der urbane Magen begehrt: vom Pancake-Frühstück über Pizza, Burger und Curry zu Kuchen und Zimtrollen bis hin zum hausgemachten Sauerteigbrot – ob vegan oder omnivor, im Angebot des Lula werden alle fündig. Veganen Kuchen gibt es auch auf der anderen Seite des Platzes bei Frau Behrens. Mehr Cafés in Schöneberg findet ihr hier.

Überschaubare Clubkultur in Friedenau

Auch wenn man im bürgerlichen Friedenau eher schön essen geht als durch die Bars zu ziehen, muss das Zig Zag als einer der Berliner Jazz Clubs, auf jeden Fall genannt werden. Der kleine Club in der Hauptstraße bietet ein Programm aus Jazz, Funk, Soul und Blues, zu dem man bei Cocktails und Tapas auf einem Retro-Sofa liegen oder zwischen den Stühlen tanzen kann.

Heute befindet sich im Roxy-Palast statt des Friedenauer Clubs La Belle ein Bio-Markt. Foto: Imago/Joko

Auf der anderen Straßenseite im Roxy-Palast tanzten die Club-Gänger der 70er und 80er bei einer Wahnsinnsstimmung im La Belle. Nach einem Bombenanschlag, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, musste der Friedenauer Club 1986 allerdings geschlossen werden.

Friedenauer Untergrund

Tief unter dem Innsbrucker Platz kann man mit einer Führung von Tunneltours auf Spurensuche ins vergangene Jahrhundert gehen: Der Eisack-Tunnel verband die U-Bahn-Station mit dem Betriebsgelände der damals unabhängigen Schöneberger U-Bahn. Als die Betriebsstätte 1932 schloss, wurde auch der Tunnel dichtgemacht. Bei der Führung erwartet die Untergrund-Fans auch der Rohbau eines Bahnsteigs unter der Station Innsbrucker Platz. Hier sollte einst die Linie U10 auf der Route von Weißensee nach Lichterfelde halten. Durch den Ausbau der Stadtautobahn wurden die Pläne aber nie umgesetzt. Berlin bietet Angebot an Ausflüge in den Untergrund an. Unterirdische Stadtführungen: Diese Touren zeigen Berlin von unten.

Kino in Friedenau: Klein, aber fein

Während das Cineplex Titania Palast zu Blockbustern in seine sieben Säle einlädt, erwartet die Kinogänger im Cinema am Walther-Schreiber-Platz eine viel gemütlichere Atmosphäre. Das kleine Kino gründete sich 1919 unter dem Namen Colibri als Stummfilmkino.

Das Cinema am Walther-Schreiber-Platz gehört heute zur Cineplex-Gruppe. Foto: Imago/STPP

Am heutigen Varziner Platz zeigt das Cosima-Filmtheater seit 1935 Filme jenseits des Mainstreams. In den dunkelgrünen Klappsitzen können Kinobegeisterte Arthouse-Filme ohne Werbung genießen. Das Kiez-Kino wird inzwischen zusammen mit dem Bundesplatz-Studio in Wilmersdorf betrieben.

Friedenau als Kiez der Kunstschaffenden?

Wo sich in der Bundesallee 75 heute die Lobby des Hotels Klee befindet, tranken und diskutierten in den 60ern und 70ern Schriftsteller wie Günther Grass und Max Frisch im Bundeseck. Auch Erich Kästner und Kurt Tucholsky haben in Friedenau gewohnt. In der urigen Buchhandlung Der Zauberberg in der Bundesallee gibt es noch immer hin und wieder Lesungen. Unter dem Namen Wolff’s Bücherei war der Laden einmal ein legendärer Literaturtreffpunkt. Damit hat Der Zauberberg zwar nicht mehr viel zu tun, ist wegen seiner feinen Auswahl aber trotzdem zu empfehlen.

Bevor die Buchhandlung in der Bundesallee 133 den Namen Zauberberg erhielt, prangte über den großen Fensterbögen der Name Wolff´s Bücherei. Andreas Wolff, der Gründer des Ladens, war in den 50er Jahren Geschäftsführer des Suhrkamp Verlags. Foto: Imago/Jakob Hoff

Die Ära des künstlerisch sprudelnden Lebens in Friedenau ist vielleicht vorbei, aber auf dem Friedhof in der Stubenrauchstraße können die Gräber vieler berühmter Kunstschaffender besucht werden. Besonders bekannt ist natürlich die Grabstätte von Berlins Ehrenbürgerin Marlene Dietrich und auch das Grab des Komponisten Ferruccio Busoni fällt auf: Die Stele mit einer Bronzeplastik hat Georg Kolbe entworfen. Außerdem hat der Fotograf Helmut Newton seine letzte Ruhe auf dem Quartiersfriedhof gefunden. Auf den Berliner Friedhöfen findet man viele Gräber spannender Persönlichkeiten: Hier eine Radtour entlang der Gräber von Berliner Promis.

Vielfalt im kleinen Friedenau

Auch wenn Friedenau ein recht überschaubarer Ortsteil ist: Von schönen Wohnhäusern, über das Gewerbegebiet an der Rheinstraße bis hin zu guten Restaurants und einigen Bars – auf wenig Fläche können die Friedenauer wohnen, arbeiten und ausgehen. So behält Friedenau in der Metropole Berlin seine kleinstädtische Idylle.

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