Am 15. Februar 2024 ist unser Freund und Kollege Joachim „Joe“ Metzroth völlig überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Er wurde nur 60 Jahre alt. Die öffentliche Trauerfeier für ihn findet am 26.3.2024 um 11 Uhr auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof (Großgörschenstraße 12-14, Schöneberg) statt.
Mehr als ein Vierteljahrhundert war Joe unser Mann für die Computer, die IT, die Software, die Netzwerke. Er hat für seinen Beruf gelebt, der ihm auch eine Berufung war. Und er war ein unglaublich liebenswerter Mensch.
Unser herzliches Beileid gilt seiner Lebensgefährtin, seinem Vater, seiner Familie.
Hier schreiben aktuelle und ehemalige Kolleginnen und Kollegen von tipBerlin und der Zitty über ihre Erinnerungen an unseren langjährigen Kollegen.
Mach’s gut, Joe. Wir werden dich vermissen.
Abschied von Joe
Ach Joe. Ich möchte mich nicht von dir verabschieden. Du warst doch immer da – und hast eine wie mich, die nicht immer da war (immer wieder) das Gefühl gegeben, ein Teil von „uns“ zu sein. Ob ganz am Anfang, als ich noch niemand kannte oder jetzt, wo ich alle kenne. Ich habe mich gefreut, wenn mein Computer Mucken gemacht hatte, weil ich dich dann entweder suchen gehen durfte oder mich auf ein längeres Gif-Tennismatch auf Slack mit dir einließ.
Joe, ich will mich nicht von dir verabschieden, sondern mich immer an dich erinnern und hoffe, dass ich genug von dir gelernt habe. Wenn ich groß bin, will ich so werden wie du: lustig, freundlich, empathisch, gut gelaunt und mit ganz viel Zeit für alle Menschen.
Wenn du nicht da warst, fühlte sich das Büro immer ein paar Grad kälter an. Wie wir es jetzt wieder wärmer bekommen, weiß ich nicht. (Lena Ganssmann, Fotoredaktion)
Memes
„Hallo Joe, ich kann leider kein Layout in der Contentstation sehen!” – „Joe, ich bin nicht mehr mit dem Drucker verbunden!!“ – „Hey Joe, ich komme irgendwie nicht mehr in WordPress rein!!!“ Einer dieser Sätze fiel zuverlässig ein Mal in der Woche, ob in Slack oder im Büro. Und ganz zuverlässig bekam ich stets eine adäquate Hilfestellung: ein lustiges Meme oder einfach den hier: ¯\_(ツ)_/¯, einen neuen Namen für den Drucker (Peter) oder zum hundertsten Mal geduldig mein Passwort zugeschickt. IT-Gott Joe konnte immer weiterhelfen. Brachte mich die Technik mal an den Rand des Wahnsinns, brachte Joe mich zum Lachen. „Na Joe, suchst du eine Maus?“ fragte ich ihn, wenn er ganz unvermittelt neben unseren Tischen stand. Dass er das nicht mehr tun wird, kann ich nicht begreifen. Joe, du wirst mir fehlen!!!! (Ina Hildebrandt, Redaktion)
IT-Crowd
„Joe, mein Computer …”
„Hast du schon mal einen Neustart gemacht?”
„Ja …?”
„Hast du ihn an- und ausgeschaltet?”
„Ja.”
„Hast du schon mal den Stecker gezogen?“
Ja, „The IT-Crowd“ war eine von Joes Lieblingsserien. Meine auch. (Lutz Göllner, Redaktion)
Tellerrand
Nach über 25 Jahren der beruflichen Zusammenarbeit: Joe war einer der wenigen Kollegen, der über seinen Tellerrand schauen konnte und es auch tat. Die Gespräche über „hinter dem Tellerrand” werde ich genau so schmerzlich vermissen wie den kollegialen, offenen Umgang auf Augenhöhe mit den Kolleg:innen und mir. Immer hilfsbereit und für einen Spaß zu haben. (Oliver Mezger, Grafik)
Dotjot
Joe war eine coole Socke, sehr geerdet, und er verfügte über die so angenehme Gabe des trockenen Humors. Funzte ein passwortgeschützter Zugang nicht, obwohl man vermeintlich die richtige E-Mail-Adresse eingegeben hat, dann rügte er nicht, sondern meinte nur: „Du warst lange weg, die Firma hat sich inzwischen umbenannt.“ Natürlich war Joe der erste Ansprechpartner, wenn es ein Problem mit dem Rechner gab. Ließ sich das nicht gleich einkreisen oder hatte er nicht gleich Zeit, kam meist sein Rat: „Mach ’n Neustart.“ Oft löste sich das Problem damit tatsächlich auf. Was wenige wussten: Joe führte ein Doppelleben. Als Dotjot machte er elektronische Musik, remixte Tracks und veröffentlichte sie auf Soundcloud (soundcloud.com/dotjot). Manchmal bekam ein Remix von einer Fachplattform den Ritterschlag und wurde zum „Editors Pick” gekürt. Er gab damit aber nie an, von seiner Geheimidentität Dotjot wussten viele im Verlag genauso wenig, wie die beim „Daily Planet” wussten, dass der Kollege Clark Kent eigentlich Superman ist. Und ja, Joe war wie Batman, nur hetero: er kam, wenn man ihn braucht. Doch nun ist dieser Rechner für immer runtergefahren, kein Neustart drin. Ach, Joe, Du fehlst jetzt schon! (Friedhelm Teicke, Redaktion)
Nonchalant
Er war ein leidenschaftlicher Musiker. Ein Musik-Nerd im besten Sinne des Wortes.
Ein tüfteliger Tech-Architekt. Ein Kunst-Connaisseur.
Ein liebevoller und aufmerksamer und hilfsbereiter Kollege.
Ein Mensch, dessen Nonchalance beruhigend wirkte.
Ein Mensch, der bereitstand, wenn man ihn brauchte.
Einer, der bereit war, Regeln zu brechen, wenn er so helfen konnte.
Ein Humanist.
Mit einer bewundernswerten Menge an Ruhe und Fokus, wenn es darum ging, sich in Neues einzuarbeiten. Der auch in Hochdrucksituationen den Überblick behielt. Im Lauf all der Jahre ist jeder mal ausgerastet im Büro. Nur Joe nicht.
Joe, dein Ende kam so absurd plötzlich, dass ich es gar nicht mehr geschafft habe, dir angemessen meine Wertschätzung auszusprechen. Jetzt kann ich sie dir nur noch auf diesem Wege hinterhersenden. Es soll mir eine Mahnung sein. Joe, ich habe dich höchst geschätzt.
Zutiefst betroffen: (Martin Schwarzbeck, Redaktion)
Obskurer Hip-Hop
Zwei Gangsta-Rap-Opas mit selbstgebauten Beats, irgendein junger Nordengländer, der auf zusammengelöteten Instrumenten spielt: Immer wieder kam Joe mit einem Grinsen und einer neuen obskuren Entdeckung aus den Weiten der Musikdatenbanken an meinen Tisch geschlichen. Das meiste habe ich mir nie angehört, wie es so oft ist. Aber ich wusste, dass es gut sein muss. Jetzt google ich nach Hip-Hop-Großvätern. Hoffe, ich finde sie. (Lennart Koch, Redaktion)
Großes Herz
Es ist 20 Jahre her, dass Joe und ich zusammen gearbeitet haben. Er war definitiv einer meiner Lieblingskollegen. Wenn er um die Ecke kam oder wir zusammen Mittag gegessen haben, war das immer prima. Er hatte einen Blick für die Absurditäten des Alltags und fasste seine Beobachtungen und Erlebnisse meist in eine Geschichte, der wir gerne lauschten. Wenn er sprach, klang noch etwas rheinländischer Singsang mit (er stammte aus Koblenz) und wenn es besonders lustig wurde, gab es so ein verschmitztes Joe-Funkeln in seinen Augen. Kein Show-off, sondern gute Pointen. Er war immer kollegial und hatte ein großes Herz für alle, denen es nicht gut ging.
Wenn er sich aufregte (und dafür gab es in den Jahren, in denen Zitty nicht mehr Kollektiv sondern Konzernspross war, auch genug Grund), hielt er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Er wurde nie laut, er war deutlich. Zusammen ließ sich das sehr gut aushalten. Ich erinnere mich an eine Menge Spaß mit Joe. Er wird mir fehlen. Auch wenn wir schon so viele Jahren nicht mehr zusammen arbeiten. (Anne Gröger, Zitty-Marketing)
Der Neue bei der Zitty
Ganz am Anfang, zu Beginn seiner Zitty-Zeit am Tempelhofer Ufer, stellte sich nach kurzem gegenseitigen Beschnuppern die Frage: „Der Neue, wie ist der so?“ Wolfgang Rügner, damals unser Chefgrafiker, brachte es auf den Punkt: „Der Joe? Der ist okay, ich glaub, der passt zu uns.“
Der erste Eindruck täuschte nicht. Joe wurde der hochgeschätzte Kollege, als den wir ihn alle kennengelernt haben, man hatte ihn einfach gerne um sich, in seiner genuinen Freundlichkeit, seiner Klugheit und seiner steten Bereitschaft, immer für einen Scherz offen zu sein. (Wolfgang Köglmeier, Zitty-Grafik)
Wilder Tanz
Ich habe Joe kennengelernt, bevor ich bei der Zitty angefangen habe. Marco hat mich zum Januar eingestellt, aber zur Weihnachtsfeier davor eingeladen. Ich kam im großen Tagesspiegel-Gebäude an. Völlig verschüchtert. Kannte keinen. Und stand in der Ecke und habe dem Treiben zugeschaut. Joe hat mich gerettet. Auf seine charmant-lässige Joe-Art hat er mich einfach angequatscht und mich unter seine Fittiche genommen. Wir haben sehr viel getrunken, geraucht und Quatsch gemacht. Er war sehr lustig und gut drauf und es hat einfach total Spaß gemacht mit ihm abzuhängen, bis wir beschlossen haben zu tanzen. Er hat mich rumgewirbelt und gedreht und wir wurden immer wilder, bis es passieren musste, was immer wilden Leuten passiert. Wir landeten mitten auf der Tanzfläche auf dem Boden. Peinlichkeiten schweißen zusammen. Und ab da haben wir echt viel Zeit zusammen verbracht bei der Arbeit (rauchen, hahaha). Er war ein wirklich angenehmer, toller Mensch! Ein Lieblingsmensch!!!!!!! (Linda Schirona, Grafik)
Frag Joe
Joe war einer dieser Menschen, die in Erinnerung bleiben. Als ich 2012 als Praktikantin bei der Zitty angefangen habe, ist er mir als einer der ersten, offen und absolut ohne jegliche Unterschiede zu machen, begegnet. Hatte ich Probleme mit meinem Rechner, hieß es: „Frag Joe“. Es war mir unangenehm und ich dachte – der wird mich nicht ernst nehmen – aber Joe gab einem von Anfang an das Gefühl, dazuzugehören. Er war immer da, wenn man Unterstützung brauchte. Hilfsbereit, cool, ironisch, humorvoll, verschmitzt – ein Mensch mit dem Herzen am rechten Fleck. Wir sind oft gemeinsam Mittagessen gegangen. Einmal gab es Rote Beete und ich durfte mir einen Vortrag darüber anhören, wie ungenießbar „erdig“ das Zeug schmecke. Ganz im Gegensatz zu meinem Empfinden: ich mag dieses Gemüse und esse es nicht selten. Und wie es manchmal so ist, erinnern ganz simple Begebenheiten an Menschen. Immer wenn seitdem Rote Beete aufgetischt wurde, ploppt Joe in meinem Kopf auf, der mich fragt, was ich bloß an diesem erdigen Zeug so gut finden würde. Von nun an wird diese Erinnerung viel trauriger sein. Aber ich bin sehr froh, ihn kennengelernt zu haben. Einer von den Guten, die gemeinerweise viel zu früh gehen mussten. Wer hätte gedacht, dass die Zitty Reunion Party letztes Jahr im Park am Gleisdreieck unsere letzte Begegnung sein würde? Joe, du wirst sehr fehlen! (Annabell Rühlemann, Marketing)
Radtour im Mini
Wenn er nicht schmauchte, war er am Tüfteln, Bilder schießen, Filmchen drehen, Rechner starten, Apps basteln oder eben online laufen lassen. Ne Programm-App 2010? – die Idee war gut, das Gerüst schon ausgetüftelt, im Kollektiv, aber diese Talente waren zu kreativ für einen normalen Arbeitsalltag.
Eine Radtour? – Joe machte gerne mit: „Ich fahre mit dem Mini schon mal vor, dann habt ihr nich so viel Gepäck“ (grins/smile)
Ach Joe, du warst doch sonst eher immer der Letzte, der geht!? (Alexander Kursawe, damals Anzeigenabteilung)
Laune
Joe hatte eine schier unzerstörbar gute Laune. Die war absolut systemabsturzunabhängig.
Mein Layoutprogramm will gerade nicht so richtig? Ja, er guckt gleich mal, aber das kriegt er schon irgendwie wieder hin, und vor allem: irgendwann.
Mein Server ist partout nicht auffindbar auf dem Desktop? Na gut, Neustarten halt, und wenn das nicht geht, dann sehen wir weiter.
Mein Cursor ist unerklärlicherweise verschwunden? Können wir ändern, aber keine Ahnung, was allerdings dann nicht funktioniert, aber es geht doch auch so. Ja, geht eigentlich.
Man hatte bei Joe nie das Gefühl, dass die technischen Probleme unlösbar wären, aber manchmal brauchte die Lösung eben auch ein wenig Zeit, und Gott hat für die Welt ja auch ein paar Tage gebraucht. Und in dem Ordner, wo ich seine Mails mit meinen Zugangsdaten für die Arbeitsprogramme gespeichert habe, guckt er mich jeden Morgen zu Beginn des Arbeitstags vom Foto in seiner Mail so unerschütterlich freundlich an, dass ich unwillkürlich denke: Der muss doch gleich zur Bürotür reinschlendern. Wir würden uns doch gleich an der Kaffeemaschine in der Küche begegnen. Wir haben uns doch noch so viel zu erzählen. (Erik Heier, Redaktion)
Jesuskind an der Krippe
Joe war immer für jeden Quatsch zu haben! Unvergessen bei der zitty-Weihnachtsfeier im Yorckschlösschen – Joe als Jesuskind in der Krippe, neben der Marienfigur zum Kopfdurchstecken und Fotos schießen. Wo sind die wohl? Sicher bei Joe in seinem gigantischen Archiv.
Und sein gelbes Fahrrad der Marke Gudereit. “Hab ich mir von meinem ersten Gehalt bei zitty gekauft, damit ich einen guden ride zur Arbeit habe”. Mit seinem Schalk und Wortwitz hat er sich sofort in jedes Herz gebeamt. Das sind nur kleine Beispiele, jedes Gespräch mit Joe war eine Bereicherung. Wer Joe nicht liebt, hat nicht geliebt. (Sigune Sachweh, Anzeigenabteilung)
Leicht von Begriff
Joe zählte zu den seltenen IT-Expert:innen, die ihre Kompetenzen gern weitergeben, ohne Fragenden den Eindruck zu vermitteln, sie seien schwer von Begriff. In den letzten Jahren hatte ich das unverschämte Glück, neben ihm sitzen zu dürfen. Dank seiner unkonventionellen, lustigen Ratschläge habe ich die Angst davor verloren, mit einem falschen Klick Soft-oder gar Hardware zu zerstäuben. In den Pausen haben wir Kekse, Schokolade und Zigaretten geteilt, und Joe hat dabei von seinem kranken Vater berichtet, bei dem er zuletzt seine Urlaube verbrachte. Er war ein fürsorglicher Mensch. Im Großen und im Kleinen, etwa während unseres letzten Betriebsausflugs auf der Havel an einem frischen Sommerabend. Da hatte Joe großen Spaß daran, das E-Boot “First Lady” zu steuern. Aber als ich vom Schwimmen aus dem warmen Wasser zurück in die kalte Luft kletterte, überraschte er mich mit einem bereit gehaltenen Bademantel. Eine beiläufige, supernette Geste, die so typisch war für ihn. (Claudia Wahjudi, Redaktion)
Forever Jörg
Ich musste mich als Jörg an meinem Rechner anmelden. Joe und ich lachten darüber. Ich muss mich übrigens nach wie vor als Jörg anmelden. Somit bringt mich Joe immer noch zum Lächeln – Mehrmals täglich (Ingo Böttcher, Anzeigenabteilung)
Die große Kunst, albern zu sein
Joe hat über eine besondere Fähigkeit verfügt – eine Eigenschaft, die in Berlin, der Stadt der Schnodderschnauzen und coolen Rumsteher, viel zu selten ist: albern sein zu können. Zwischen Nerdhumor, Dadaismus und sinnfreiem Rumgequatsche. Das habe ich gemocht und werde ich sehr, sehr vermissen. Ein Hauch von einer gewissen rheinischen Wesensart in der Preußenstadt. Ganz zu schweigen von der federnden Lässigkeit, mit der er mittelgroße bis schwerwiegende IT-Probleme gelöst hat. Farewell, Meister! (Philipp Wurm, Redaktion)
Zigaretten
Joe war für mich, wohl mehr als 15 Jahre, so etwas wie ein Vater-Ersatz, der immer optimistisch, mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Welt ging und einen aufmunterte – in jeder noch so fraglichen Situation. Die „Frust-Zigarette“, wenn mal etwas nicht so funktionierte, wurde mit ihm zu einem emotionalen Aufbaukurs und brachte wieder ein Stück Optimismus zurück. Er hörte immer zu und stand immer mit Rat und Tat zur Seite. Er, mit seiner lebensfrohen Art – wird uns allen fehlen. Auch jetzt noch hoffe ich, dass Joe hinter dem vergehenden Rauch der nun vereinsamten Zigarette erscheint. (Daniel Kuppe, Anzeigenabteilung)
Top Secret
Dieser Humor! Joe konnte One-Liner raushauen, die trafen ins Schwarze. Passend dazu auch sein oft beim Rauchen angesprochener Lieblingsfilm: „Top Secret” von Zucker/Zucker/Abrahams – einer dieser schreiend komischen Filme mit absurdem Witz, viel Anarchie und ohne überflüssige Schnörkel. Ein Film, der sehr gut zu Joe passte. Joe, du fehlst!!! (Martin Schwarz, Redaktion)
Jokes
Ich habe Joe auf Anhieb gemocht. Ich glaube, das ging vielen so. Joe hatte für ausnahmslos jeden Zeit übrig – von der Praktikantin, die ich war, als ich 2022 beim „Exberliner“ anfing, bis zur Chefetage. Manchmal kam er vom anderen Ende des Büros rübergeschlendert, Hände in den Hosentaschen, einfach nur, um einen Witz zu machen – natürlich auf Englisch, damit alle mitlachen konnten. Dann ist er wieder gegangen. Joe hatte das einzigartige Talent bedingungsloser Herzlichkeit und unerschütterlicher Gelassenheit, das mir sehr fehlen wird. Gute Reise, du wunderbarer Mensch. (Wanda Sachs, Redaktion Exberliner)
Fragmente
Einmal kam ich zu Joe mit einem Interview, das er in ein KI-Übersetzungsprogramm lud. Nach fünf Minuten fing die KI an, über mehrere Seiten Satzfragmente zu wiederholen. Wir haben uns sehr amüsiert. Joe meinte, das sei eine moderne Form der Poesie. (Max Hossner, Redaktion)
Chamäleon
Joe war ein Chamäleon, er hat sich den wandelnden Arbeitsbedingungen immer ohne Murren und neugierig angepasst. Als einziger ITler ging ohne ihn wenig, was er aber nie ausgespielt hat, sondern eher dazu nutzte, jede und jeden ein bisschen besser kennenzulernen, immer mit freundlichem Blick und offenem Ohr. Oft hat Joe sich einen Stuhl geschnappt, einfach hinter mir gesessen und mir bei der Arbeit zugesehen, dabei gebabbelt und kommentiert, wie nur er es konnte. Einen miesen Tag hat Joe immer ein bisschen besser gemacht. Für mich war er das heimliche Herz des Verlags – er wird fehlen. (Jenny Watkinson, Grafik)
Early Adopter
Es gibt in Sachen IT die sogenannten Early Adopter, Nerds, die die neuesten Techniken und Programme sofort ausprobieren und bald beherrschen. Und es gibt die Late Adopter, Leute wie mich, die aus Bequemlichkeit am liebsten mit den bereits bekannten Mitteln auf ewig weiterarbeiten würden. Aber natürlich nicht können, weil: Fortschritt. Dass Early Adopter mit den, nun ja, Nachzüglern Verständnis haben, ist normalerweise nicht vorgesehen. Ganz anders war das bei Joe. Wenn ich, betont verzweifelt, bei ihm mit irgendeinem Programm-, Netzwerk- oder Hardware-Problem antanzte, zog er zwar spöttisch eine Augenbraue hoch und nahm mich ein bisschen auf die Schippe, kam dann aber anstandslos an meinen Tisch und tippte ein paar mal in meine Tastatur ein. Womit er das Problem meist in wenigen Sekunden löste. Es war ein überaus freundlicher Umgang, der jedes IT-Problem zu einer liebenswerten Unterbrechung im Arbeitsalltag machte. Ich vermisse ihn sehr. (Eva Apraku, Redaktion)
Lustige Filmchen
Oft hatte Joe einen Scherz auf Lager, kommentierte mit feiner Ironie nicht nur IT-Probleme und war zu jedem Quatsch bereit (Portraits von unten in die Nasenlöcher / Elfruns Frisur auf allen Köpfen): Joe erstellte lustige kurze Filme über unseren Verlagsalltag. Seine gute Laune war ansteckend und tröstete über manchen Tiefpunkt hinweg. Unsere Freitagabende in der Volksbühne, als wir uns über Kuttners Videoschnipsel wunderten oder sie abfeierten – lange sind sie her – bleiben unvergessen! (Barbara Ruff, Anzeigenabteilung)
Mauskugeln und Autogramme
Joe hatte nicht nur einen schrägen Humor, er hatte auch einen Sinn für kuriose Dinge. Ich erinnere mich an kleine Kästchen mit Knöpfen dran, die bei ihm auf dem Schreibtisch lagen. Drückte man so einen Knopf, erklang ein komisches Geräusch: Pistolenschuss, Peitschenschlag, Pferdewiehern… sowas. Als tipBerlin und Zitty fusionierten, landeten Joe und ich in der gleichen Abteilung, in der Online-Redaktion. Wir gingen oft in der Mittagspause essen, damals im Kreuzberger Büro am Paul-Lincke-Ufer, und schwadronierten bei Asia-Reisgericht oder Pizza im Prisma Pavillon meist über Technik, Filme und die Stadt. Einmal gab es eine partielle Sonnenfinsternis und wir schauten sie uns zusammen durch dunkle Scheibchen von der Terrasse aus an. Zu meinem 40. Geburtstag, der nun auch ein paar Jahre her ist, schenkte mir Joe einen tanzenden Plastikroboter, eine Mini-Diskokugel mit Griff und eine schrille Sonnenbrille im 70s-Glitzer-Look. Toll! Mein damals sechs Jahre alter Sohn hatte genauso viel Spaß mit diesen Geschenken wie ich. Joe hatte auch eine Mauskugel-Sammlung (wer nicht weiß was das ist, soll googeln), wer hat denn sowas!? Den Spleen hat er vielleicht von seinem Vater geerbt, der hatte nämlich zeitweilig die größte Autogramm-Sammlung der Welt oder Deutschlands, das weiß ich nicht mehr so genau. Er stand aber im Guinness-Buch. Ach, Joe, jetzt bist du weg, das ist doch alles Mist. (Jacek Slaski, Redaktion)
Bitte nicht, nein!
„Ich würde gerne ein paar Leute besonders hervorheben, spare mir das aber, außer bei Erik, dem Vater, den ich nie hatte. Und Joe, dem coolen Onkel, der mir ebenfalls fehlte. Ja, der tip war für mich eine große Familie. Wenn ich bei Online anfinge, würde ich nicht mehr aufhören, zu schreiben. So, leider muss ich hier Schluss machen, Joe möchte meinen Account löschen. Bitte nicht, nein, Hil…” (Tim Kröplin in seiner Abschiedsmail nach seiner Redakteurstätigkeit).
Gute Reise, Joe. Mach’s gut.