Tiere und Gesetze

Neue Gesetze für Hunde: Gut, aber nicht immer gerecht

Für Hunde in Berlin ändert sich einiges, na ja, für ihre Halter:innen. Ein Hunderegister soll dafür sorgen, dass entlaufene Tiere schnell zurückgebracht werden können. Ein Gesetz gegen Tierquälerei schickte Kommissar Rex und alle anderen Berliner Polizeihunde (kurzzeitig) in den Zwangsurlaub und ihre Trainer:innen mussten sich erstmal anderweitig beschäftigen. Alles positiv, allerdings nicht immer optimal. Während die bundesweite Tierschutzverordnung Lücken hat, auf die ein gewitzter Polizeisprecher des benachbarten Brandenburgs hinwies, lässt das an sich wichtige Berliner Hunderegister ein paar Menschen außer Acht.

Keine Maloche mehr für Polizeihunde? Ne, nicht ganz. Foto: Imago/agefotostock

Das Problem mit dem Hunde-Register

Vor sieben Jahren brachte der Berliner Senat, damals unter Justizsenator Thomas Heilmann (CDU), das Gesetz für ein Hunderegister auf den Weg. Nun, nach sieben Jahren, sind Berliner Hundehalter:innen verpflichtet, Halterdaten und Angaben zum Hund zu melden. Das birgt zwei Vorteile. Zum einen bekommt die Stadt so einen Überblick über den Hundestand in Berlin, was trotz steuerlicher Erfassung vorher nicht möglich war, da die Daten für die Hundesteuer erstens geschützt werden sollen und zweitens nicht ausreichen. Ein zweites Register musste her, Deutschland bleibt seiner Bürokratieliebe treu. Hier sei noch angemerkt, dass das Hunderegister von einem externen Unternehmen GovConnectGmbH mit Sitz in Niedersachen geführt wird. Kein Witz.

Zweiter, bedeutend wichtigerer Vorteil: Entlaufene Hunde können schnell ihren Halter.innen zugeordnet werden. Darüber hinaus sollen die Daten noch helfen, die Gefährlichkeit bestimmter Rassen statistisch einzuschätzen. Gibt es mit einer Rasse Probleme, können Maßnahmen ergriffen werden. Dass psychische Belastung, Quälerei, schlechte Erziehung häufig die eigentlichen Katalysatoren für ein Gefahrenpotenzial sind, das Problem also möglicherweise bei den Haltenden liegt, könnte so auffallen. Vielleicht gibt es dann auch einen Hundeführerschein mit Wesenstest für Menschen. Ein Schelm, wer hier Naivität vorwirft.

Bisher alles nicht unbedingt schlecht. Was wiederum schlecht ist, dass die Registrierung Geld kostet, 17,50 Euro wenn sie online durchgeführt wird und 26,50 Euro, sollte sie schriftlich oder telefonisch erfolgen. Menschen ohne Wohnsitz und mit wenig Geld stehen hier vor einem Problem. Außerdem müssen Halter:innen eine Anschrift angeben. Obdachlose werden hier also (mal wieder) vergessen. Zudem kann, bei Verweigerung, ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro anfallen.

Keine Quälerei für Polizeihunde (also erstmal)

Beim Register werden, wie es scheint, Menschen ausgeschlossen, bei der bundesweit geltenden Tierschutzverordnung ein ganzer Berufszweig, auch wenn sich Hunde den jetzt nicht unbedingt aussuchen können. Wenige Tage waren in Berlin allen Schutzhunde der Polizei zwangsbeurlaubt. Kein Terrorlino, der ausbüxende Straftäter:innen via Zahneinsatz ausbremste; Kein Brutus, der für arme, wehrlose Beamt:innen in die Bresche sprang; Kein Killer, der Menschen bei einer Kontrolle einschüchterte.

Der Grund dafür war, dass nach der neuen Verordnung schmerzhafte Mittel bei der Hunde-Erziehung verboten sind. Schutzhunde werden bei der Polizei mit Halsbändern geführt und ausgebildet, die ihnen kurzzeitig die Luft abschnüren können. Da die Hunde darauf abgerichtet werden, Verdächtige mittels Zähnen festzuhalten, sollen sie nach einem Ruck an der Leine von ihnen ablassen. In der Ausbildung wird ihnen dieser Reflex eben per Folterinstrument antrainiert. Mittlerweile dürfen die Hunde in Berlin wieder losziehen. Die Regelung betreffe wohl nur Training und Ausbildung, nicht den Einsatz, wie Berlins Innensenatorin Iris Spranger erklärte.

In Brandenburg gab es überhaupt keine Pause. Ein Polizeisprecher wies, smart wie er ist, unmittelbar nach Eintreten der Verordnung darauf hin, dass er keine Verbindung zwischen der Regelung und dem Diensthundwesen der Polizei sehe. Es sei schließlich nur verboten, Tieren ohne vernünftigen Grund Schmerzen zuzufügen. Und den gibt es wohl, schließlich geht es um Sicherheit für Beamte und Bevölkerung. Na klar.


Mehr zum Thema

Da ein Haustier Verantwortung mit sich bringt, solltet ihr euch vor einer Adoption ein paar Gedanken machen. Wollt ihr einen Hund adoptieren, haben wir bereits ein paar Tipps für euch. Unser Autor hat sich ebenfalls ein paar Gedanken gemacht: Hund ins Haus holen? Warum die Entscheidung schwierig sein muss. Habt ihr das bereits hinter euch, sind hier ein paar tolle Hundewiesen in Berlin. Euer Vierbeiner wird’s euch danken.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad