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Expo 2035 in Berlin: Schaut auf diese Stadt!

Könnte die Expo 2035 in Berlin stattfinden? Der Verein „Global Goals für Berlin“ setzt sich dafür ein, die Weltausstellung an die Spree zu holen und mit ihr Lösungen anzubieten für die Krisen unserer Zeit. Der Architekt Christoph Langhof und der Kommunikationsexperte Lutz Engelke haben sich Gedanken gemacht über die Philosophie hinter einer Expo in Berlin. Hier ist ihr Plan.

So leicht, so luftig: So könnte das Exporum aussehen, eine Begegnungsstätte während der Expo 2035. Der Entwurf stammt aus Christoph Langhofs neofuturistischem Ideenlabor. Foto: Langhof

Expo 2035 in Berlin ist eine großartige Chance

Expos schaffen neue Denkweisen und Fantasien für die Zukunft. Eine Bewerbung für die Weltausstellung 2035 ist eine großartige Chance für Berlin – und für das Format selbst.

2035 verkörpert eine Idee: Es geht darum, die kreativsten Köpfe der Welt nicht nur in eine Stadt zu holen, sondern sie hier zu verpflanzen – lange bevor die Expo tatsächlich losgeht. Dahinter steht die Chance einer transnationalen Weltausstellung, der ersten ihrer Art. Transnational, weil die Probleme der Welt nur kooperativ angegangen werden können. Das hört sich paradox an in einer Zeit, die aktuell alte nationale Werte in den Vordergrund rückt. Aber die Krisen dieser Welt haben gezeigt: Es geht nicht in Alleingängen. Die Krisenzeit drängt, jetzt muss neu gedacht werden.

Bis zum Jahr 2035 liegt mehr als eine Dekade, die unglaublich wertvoll für die Stadt sein kann, wenn der Prozess einer Expo anders aufgesetzt wird. Werden internationale Wissens-, Wirtschafts- und Kulturnetzwerke im Vorfeld an Prozessen beteiligt, können sie ihr Knowhow, ihre Erfahrung und Strahlkraft in das komplexe Gefüge einbetten, das unsere Hauptstadt ist. Nur dann sind die Nationen dieser Welt nicht Durchreisende in einem fertigen Komplex, sondern langfristige Katalysatoren, Gestalter und Designer einer Stadt, die nicht nur ausstellt, sondern erstmals auch ausgestellt wird. Gekommen, um zu bleiben, wäre das Beste, was Berlin passieren könnte.

Berlin selbst ist die Expo

Denn Berlin hat viel zu bieten. Eine rege Stadtgesellschaft mit einzigartiger Kultur und einem ganz eigenen Zukunftswissen – nebenbei Start-up-Hotspot und Wissenschaftsstandort. Diese kreative Spielwiese zieht enthusiastische Menschen an, die neues Wissen einbringen, neue Lösungen finden, weil ihre Ideen für die Zukunft hier wachsen können, weil sie inspiriert werden.

Sie treffen auf Bürgerinnen und Bürger, die mitgestalten wollen – und eigene brillante Zukunftsstrategien zu bieten haben. Berlin für die nächsten Jahre zu einem unwiderstehlichen Innovationsmagneten zu machen, zu einem Wissensinkubator – das muss das Ziel einer Expo sein. Die Stadt ist nicht Veranstalter – Berlin selbst ist die Expo.

150 Nationen-Pavillons nebeneinander haben ausgedient

Was lässt sich lernen aus den Expos davor? Wie kann zum Beispiel vermieden werden, dass verwaiste Strukturen ohne langfristiges Nutzungskonzept in der Landschaft verbleiben und berechtigte Fragen zur Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit des Ganzen aufwerfen? Haben die 150 Nationen-Pavillons nebeneinander ausgedient?

Die Planung muss Neuland betreten. Berlin hat die Chance, die Idee der Weltausstellung anders zu denken und sich damit zu profilieren. Exzellente Expos schaffen neue Denkweisen und Fantasien für unsere Zukunft! Für den Wissenschaftsstandort Berlin wäre das die Chance, die Wissenschafts- und Kreativpotentiale der Stadt umfassend zu nutzen.

Die Weltausstellung anders denken: eine dezentrale Expo

Zu Berlin passt zum Beispiel eine dezentrale Expo – mit einem im Herzen der Stadt gelegenen zentralen Begegnungs- und Kommunikationszentrum, in dem sich die ganze Welt trifft. Berlin hat den Gedanken, eine Stadt ohne klares Zentrum – ja, mit vielen Zentren – schon immer verinnerlicht. Die Stadt kann hier unmittelbar zum Innovator und Treiber einer neuen Bewegung werden. „Ein Original“ – und gleichsam Prototyp. Das betrifft Investitionen in lokale Infrastruktur und die Anziehungskraft von aufgeladenen Orten – wie den Potsdamer Platz, das ICC, die Hallen von Tegel, Tempelhof, Entwicklungsgebiete im Südosten der Stadt etc. Das betrifft lokale Gemeinschaften, die in den Prozess einbezogen werden. Und es betrifft nicht zuletzt die Nachhaltigkeit. Denn jede zukünftige Expo ist eine klimaverträgliche Expo! Berlin kann hier all seine Kraft in ein nachhaltiges Image legen und neue Maßstäbe mit schlauen, ganzheitlichen und adaptiven Konzepten setzen.

Es braucht diese Konzepte, um die Zukunft wieder einzuholen. Die Stichworte aktuell sind globale Migration, Klimawandel, Hungerzonen, Wassermangel und Krieg. Die Welt spaltet sich. Gleichzeitig passieren unglaubliche Veränderungen. In immer höherem Tempo verändert sich die Gesellschaft. Sie muss digitales Netzwerk, Wissensspeicher, Change Agent, Klimaschützer, KI- und Systemwandler sowie Entwicklungshelfer in einem sein. Jede Expo behandelt im Grundsatz globale Themen. Das Format für 2035 muss diese Themen, diese Widersprüche der Welt, als Ganzes aufgreifen und sie in einem globalen Forum verkörpern.

Gekommen, um zu bleiben

Die Expo 2035 kann so zu einem nie da gewesenen Kommunikationsprojekt werden zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in der Stadt. Die gemeinsame Arbeit an der Umsetzung wird festgefahrene Strukturen aufbrechen und die Stadt verändern – tiefgehender, als Olympia es vermag. Im Umfeld der Expo-Organisation werden zugleich neue Arbeitsplätze entstehen, denn eine Expo ist immer auch ein Innovationsmarktplatz. Er eröffnet für Berlin im Vor- und Nachlauf entscheidende Reputationskorridore und bietet für Unternehmen der Hauptstadt als auch ganz Deutschlands die Möglichkeit, sich international ins Gespräch zu bringen. Die Wirtschaft wird davon profitieren.

2035 verspricht etwas Neues – einen Innovationsschub –, damit Berlin wieder Vorreiter darin wird, moderne Lebenswelten zu gestalten und zu navigieren, damit die Stadt zu einer Drehscheibe des 21. Jahrhunderts wird. Die Expo bietet diese Chance. Wenn sich 2035 die besten Brains der Welt verbinden, wenn sich Ideale manifestieren und Ideen materialisieren, dann schaut auf diese Stadt. Die Zukunft ist gekommen, um zu bleiben.


Zu den Personen

Prof. Christoph Langhof ist Leiter des LANGHOF® Studios für Architektur-Design. Er hat das Horst-Korber-Zentrum sowie das „Upper West“ an der Gedächtniskirche konzipiert und lehrte u. a. an der Uni Innsbruck. Foto: Langhof GmbH
Prof. Lutz Engelke ist Gründer der Kreativagentur TRIAD und der Strategieberatung DIE DENKBANK. Er entwickelte preisgekrönte Projekte auf internationalen Schauplätzen, darunter auch Weltausstellungen. Er lehrt Transformationsdesign an der FH Potsdam. Foto: Marlene Rybka

Expo 2035 in Berlin: Beilage im tipBerlin

Seit mehr als 170 Jahren öffnen sich Schaufenster in die Zukunft. Diese Möglichkeitsräume haben sich entfaltet, wenn Weltausstellungen die Menschheit ins Staunen versetzten – weil auf diesen Großmessen die Spezies Mensch ihren kreativen Geist gezeigt hat. Schon die erste Ausgabe 1851 in London war ein Publikumsknaller. Dieses Heft schaut jedoch vor allem nach vorn und präsentiert ein Zukunfts-Projekt: die Expo 2035 nach Berlin zu holen und mit ihr Lösungen anzubieten für die Krisen unserer Zeit. Es geht um Nachhaltigkeit, Partizipation und ein Ausstellungskonzept, das die übliche Kulisse mit Länderpavillons auf einem speziellen Gelände überwindet – mit einer Idee, die ganz Berlin zu einer Weltausstellung macht! Die Beilage zur Expo 2035 könnt ihr hier runterladen und als praktisches ePaper lesen.


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