Lärm, Müll, Drogen: In den Parks zeigen sich die Probleme Berlins wie unterm Brennglas. Wie können wir dafür sorgen, dass die Grünflächen weiterhin für alle da sind? Ein Streifzug durch die grünen Lungen der Stadt
Manchmal ist dann doch einfach alles grün und lebendig. Wenn der Görlitzer Park an einem Sommervormittag unter der Hitze brütet, wenn Gruppen junger Menschen, die sich schon mittags mit ihrem Radler zuprosten, auf der Wiese gegenüber vom Lokal „Edelweiß“ hocken, wenn Frauen mit Kopftuch und Kinderwagen langsam zur Kuhle in der Mitte des Parks spazieren – dann ist der Görlitzer Park gut, so wie er ist. Sauberer als früher sieht es hier aus, weil die BSR den Park seit zwei Jahren reinigt.
Wenn dann aber der Abend anbricht im Park, kann es schon mal hässlich werden. „Hey, Girl!“, rufen zwei junge Männer in Hoodies einer Frau hinterher. Die reagiert nicht. „Fuck you, fucking Bitch!“, brüllen die Männer in ihre Richtung. Die Frau beschleunigt ihren Schritt. Sanja ist ihr Name. Sie besuche den Görli am liebsten in großen Runden mit Freunden. „An den Männergruppen im Park vorbeizugehen, ist ein Spießrutenlauf ”, sagt sie. Nicht ohne Grund: Der Polizei gilt der Görlitzer Park als offiziell „kriminalitätsbelasteter Ort“, erst im Mai attackierte ein Unbekannter einen Mann mit einem Messer.
Die Parks der Stadt sind über die Grenzen Berlins hinaus bekannt: als Brennpunkte, aber auch als Freiheitsorte für alle. Auf 2.500 öffentlichen Grünanlagen mit einer Fläche von 6.500 Hektar treffen Straßenmusiker auf Rentner, Obdachlose auf Hipster, Spontan-Raver auf Großfamilien mit Grill. Aber wo Berlin zusammenrückt, konzentrieren sich auch die Probleme der Stadt wie unterm Brennglas: Müll, Dreck und Kriminalität, die Konflikte zwischen Partyhungrigen und Anwohnern machen die Berliner Parks zu umkämpften Soziotopen. Die Stadt reagiert, indem sie immer mehr Parks der landeseigenen, aber privatwirtschaftlichen GmbH Grün Berlin unterstellt. Ihre Privatisierung eröffnet mehr Möglichkeiten, um Ordnung zu schaffen. Aber man versucht das auch auf anderem Wege: Auf vielen Grünflächen werden Parkläufer auf Streife geschickt, um für Ordnung zu sorgen, anderswo organisieren sich Bürger. Wir haben uns die größten Problemfälle angeschaut – und mögliche Lösungen
Der Görli steht für failed state
Kein Park steht so sehr im Fokus wie der Görlitzer Park. In ganz Deutschland ist die Kreuzberger Grünfläche Symbol für den failed state Berlin, dessen Politiker den Problemen, den Dealern und Kriminellen nicht Herr werden. Der ehemalige Innensenator Frank Henkel (CDU) scheiterte einst krachend mit seiner „Null-Toleranz-Politik“, aber auch die Idee der Grünen-Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann, einen Coffeeshop im Görlitzer Park zu eröffnen, verlief im Sande.
Doch in den vergangenen Monaten gab es positive Nachrichten – was auch ein Verdienst der Bürger ist. Im letzten September wurde hier von Anwohnern und Nutzern der erste Parkrat Deutschlands gewählt, ein Zusammenschluss von elf Ehrenamtlichen, die zusammen mit dem Bezirksamt an Lösungen arbeiten.
Der Kreuzberger Lorenz Rollhäuser ist Mitglied im Parkrat, er kennt den Görlitzer Park seit Langem. „Nutzungskonflikte wie hier gibt es überall in Europa, aber im Görli kommen halt Gentrifizierungsdruck, Tourismus, verfehlte Drogenpolitik und Fragestellungen der Migrationspolitik zusammen“, sagt er. „Außerdem gab es im Görlitzer Park auch schon Probleme, bevor der Drogenhandel begann, zum Beispiel nächtliche Überfälle.“
Eine gemeinsame Entscheidung hat der Parkrat bereits getroffen: Wie das Bezirksamt kürzlich bestätigte, sollen am Eingang zum Görlitzer Park Kaffee- und Imbissstände aufgestellt werden – an der Stelle, an der Besucher sonst durch ein Spalier von Dealern laufen müssen.
Eine andere ungewöhnliche Personalie, um für Ordnung zu sorgen, wurde ebenso erprobt: Als erste Grünfläche Berlins bekam er einen Parkmanager. Im November 2016 trat Cengiz Demirci den Job an, eine „Parkläufer“ genannte Hilfspatrouille unterstützt ihn. „Man hat viel gewonnen, wenn die Parknutzer vor Ort jemanden ansprechen können“, sagt Sara Lühmann vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. „Wenn der Bezirk mit Personal präsent ist und nicht nur in Form von Schildern vertreten .“ Auf Demirci folgten weitere Parkmanager, etwa im Gleisdreieckpark. Nun plant der Senat, sie flächendeckend einzusetzen. 300.000 Euro stehen den Bezirken dafür jeweils zur Verfügung, sechs Manager pro Bezirk will der Senat so finanzieren.
Doch im vergangenen Mai malte sich Demirci einen dicken Skandal auf den Parkrasen: Mit Farbe umrandete er kleine Areale des Parks, mit der Idee, dass sich nun dort die Dealer aufhalten sollten – um sie von anderen Parkgästen zu separieren. Das Bezirksamt distanzierte sich von Demirci, die Opposition tobte.
Kiffen ist ok, nur nicht am Spielplatz
Will man genau wissen, wie die Parkmanager und -läufer arbeiten, geht man zum Beispiel ans andere Ende des Stadtteils: in den Viktoriapark, knapp 13 Hektar friedliches Grün. Am Fuße von Schinkels Nationaldenkmal warten die Parkläufer Tufan Sağlam und ein Kollege, der seinen Namen nicht in der Presse lesen mag. Beide tragen grüne Westen und sind mit Smartphones ausgestattet. Sağlam tippt schon beflissen: „Da hat ein Parkbesucher seinen Hund im Wasserfall baden lassen”, sagt er. Kleine Verstöße wie diesen und grobe Verletzungen des Berliner Grünanlagengesetzes gibt er in eine App ein. Die leitet die Information an die Zentrale weiter, wo der Parkmanager der jeweiligen Grünfläche sitzt. Sieht der die Notwendigkeit, leitet er den Verstoß an die zuständige Behörde weiter, zum Beispiel ans Grünflächen- oder Ordnungsamt.
Sağlams Kollege erzählt, dass er schon im Volkspark Friedrichshain und im Görlitzer Park gearbeitet habe, „aber hier ist alles ein bisschen friedlicher“. Häufigste Verstöße im Viktoriapark: „Hunde ohne Leine, Hundekot. Leute, die Shisha rauchen, defekte Geräte am Spielplatz. Heruntergefallene Äste“, sagt Sağlam. „Und abends treffen sich halt viele Heranwachsende, die Party machen.“ Klingt harmlos. Wie steht es mit Drogen? Immerhin wehen einem am Parkeingang Gras-Schwaden entgegen. „Dealer hab ich keine gesehen“ sagt Sağlam. „Klar, es gibt Konsumenten im Park. Solange sie nicht auf dem Spielplatz kiffen, ist das in Ordnung.“
Sağlam ist ein entspannter Typ mit breitbeinigem Gang. Er sagt, er sei in Kreuzberg zur Schule gegangen, wohne um die Ecke, habe im Park seine Jugend verbracht. „Ich kenne jeden Winkel, auch einige Besucher, das hilft.“ Auf dem Spielplatz scherzt er mit den Kindern, jenseits des Ziegengeheges sitzen zwei Männer mit kurzen, grauen Haaren auf einer Bank und begrüßen ihn grinsend: „Hey, wie gehts?“
Zu 90 Prozent würden die Parkbesucher positiv auf die Parkläufer reagieren, sagt Sağlam. Manche werden auch mal ungemütlich, aber nur im Extremfall rufe er die Polizei. „Wir sind auch dafür da, Polizeieinsätze so selten wie möglich zu halten. Stress haben wir meistens eh nur mit Leuten, die Alkohol intus haben.“
Das Problem der Parkläufer, dass sie theoretisch niemandem ernsthaft etwas zu sagen haben, ist aus Sağlams Sicht auch manchmal ein Segen: Viele Unruhestifter, aber auch Obdachlose oder Alkoholisierte reagieren entspannter und kooperativer, wenn sie merken, es nicht mit Polizisten oder Vertretern des Ordnungsamts zu tun zu haben.
Ein Caipi auf der Thaiwiese
Ein anderer Tag, knapp zehn Kilometer weiter westlich, Wilmersdorf, Preußenpark. Es ist früher Abend und auf dem weiten Wiesenrondell sitzen Grüppchen aus aller Welt und verspeisen thailändische Köstlichkeiten oder schlürfen kalten Caipirinha. Knapp die Hälfte der Wiese wird von einem Meer aus bunten Sonnenschirmen eingenommen, unter denen Asiatinnen vor ihren dampfenden Töpfen und Schüsseln sitzen. Robert Sann Bobowski ist mittendrin: An der rechten Hand ein Latexhandschuh, an der linken baumelt ein fünfjähriger Junge und verlangt nach Aufmerksamkeit.
Der 30-jährige Robert Sann Bobowski ist auf der Thaiwiese groß geworden. Seit 23 Jahren trifft seine Mutter, eine Migrantin aus Thailand, sich hier mit anderen Landsfrauen und deren Familien auf dem großen Wiesenrondell. Ursprünglich haben sie Picknick gemacht. Irgendwie wurde es dann immer größer. Das leckere Essen kam auch bei Nicht-Thais gut an und die Frauen begannen, sich mit dem Verkauf etwas dazu zu verdienen. Als Geheimtipp fand der informelle Markt bald Eingang in die Touristenführer. Dann entdeckten auch Restaurantbesitzer diese Einkommensquelle und verlagerten ihre Küchen in den Park. Inzwischen sind andere Nationen dazugekommen. Neben scharfen Speisen werden an vielen Ständen hochprozentige Drinks gemixt. An jedem Tag der Woche werden inzwischen Stände aufgebaut, Wochenende ist Hochkonjunktur.
Sann hilft mit einem Team, die Thaiwiese sauber zu halten. Sie sprechen die Gäste und Verkäufer an, damit sie ihren Platz müllfrei hinterlassen. „Erst rede ich mit ihnen, wenn es dann nicht funktioniert, hole ich meine Mutter“, sagt er scherzend. Robert Sann beschreibt den Markt wie ein lebendiges Wesen, das zwar keine registrierte Organisationsform hat, aber durchaus klare Regeln, über deren Einhalt die Thaicommunity wacht. Jedenfalls sei das bis vor einigen Jahren so gewesen. Im Goldrausch sind inzwischen neue Händler dazu gekommen, mit denen es auch mal Ärger gibt.“ Sie halten sich oft nicht an unsere Regeln zur Sauberkeit oder einem freundlichen Miteinander. Ihnen geht es vor allem darum, hier Geld zu verdienen”, sagt Sann.
Baustadtrat Oliver Schrouffeneger (Grüne) möchte den Markt wieder kleiner sehen: „Aus unserer Sicht geht es darum, es auf das ursprüngliche Maß zurück zu entwickeln, das Kommerzielle rauszunehmen und es wieder auf die Community-Ebene selbst zu reduzieren.“ Im Februar organisierte der Bezirk ein Treffen mit allen Interessenparteien. Hier präsentierten die Studenten ihre Entwürfe. Das Konzept „Heimathafen“ von Lene Sommer und Robin Schick, zwei TU-Studierenden, soll nun umgesetzt werden. Geld ist wohl vorhanden, ein Planungsbüro wird bereits eingerichtet. „Der Thaimarkt bleibt erhalten, wird aber auf eine befestigte Fläche gesetzt und abgegrenzt von der Wiese, die er jetzt einnimmt“, erklärt Lene Sommer. „Diese kann dann wieder als Sonnen- und Spielwiese zur Verfügung stehen.“ Die besondere Idee sind mobile Marktstände, die in einem neu zu errichtenden Multifunktionsgebäude untergestellt werden. Es wird Sitzbänke, Wasseranschlüsse und Toiletten geben: hübsch gestaltet, ordentlich – und weit entfernt vom Charme der wilden Wiesenküchen. Sommer und Schick wissen, wie wichtig es ist, dass die Thai-Community den neuen Standort akzeptiert. Sie äußern sich enttäuscht, dass es bei der Veranstaltung so wenige Gespräche mit den Thais gegeben habe: „Am Ende wird das alles so gebaut, und die Thais bleiben weg.“
Sann Bobowskis Befürchtungen gehen in dieselbe Richtung. „Weniger Händler werden nur noch auf sehr viel kleinerer Fläche verkaufen können. Wenn die Standmieten zu hoch sind und die Verkäufer ein Gewerbe anmelden müssen, werden sie wegbleiben. Dann übernehmen professionelle Gastronomen.“ Wie kann man dann verhindern, dass die Familien sich wieder auf die Wiese setzen?
Auf diese Frage antwortet Arne Herz (CDU), stellvertretender Bürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf und zuständig für Ordnungsangelegenheiten: „Eine Situation, wie sie jetzt ist, kann hinterher nicht mehr stattfinden.“ Er hatte sich Anfang Juni bereits in heftigen politischen Gegenwind begeben, als er einen sonnigen Samstag lang durch Polizeipräsenz das Markttreiben aus dem Takt brachte.
Am liebsten wollen die Thais ihre Oase auf der Wiese wieder so haben wie sie einmal war. Sie wünschen sich laut Sann auch einen Austausch über neue Regeln mit anderen Parknutzern. Gerne würden sie Schrouffeneger und Herz einmal einladen auf die Wiese.
24/7-Party im Mauerpark
Ein freier Gestaltungsraum, ein lebendes Denkmal: Es war die Intention für den Mauerpark, aus dem ehemaligen Todesstreifen einen Ort des Lebens zu machen. Und das ist gelungen. Der Architekt des Mauerparks Gustav Lange wollte offene Räume schaffen ohne Nutzungszuschreibung: ein mit Steinen eingerahmten Platz, ein Amphitheater, Wiesen, verborgene Orte. „Ich habe Lange einmal gefragt, was er sich dabei gedacht habe, wie das genutzt werden soll“, erzählt die britische Berlinerin Chris Charlesworth, die sich im Verein „Freunde des Mauerparks“ vor allem für die Geschichte des Ortes interessiert. „Er antwortete: Nichts!“ Lange fand, dass die Menschen sich den Park selbst erobern und darüber ihre Interessen untereinander aushandeln sollten. Und das, ohne dabei neue Grenzen zu errichten.
Und das geschah und geschieht: Auf der einen Seite der Wiese begeistern Breakdancer eine Menschenmenge, auf der anderen Seite lässt eine Trompetencombo die Gliedmaßen zucken. Ein punkiger Gitarrenspieler bespaßt im Gras sitzende Jugendliche. Das Herzstück ist die Karaoke-Show, die der Ire Joe Hatchiban dort wöchentlich veranstaltet. Jeden Sonntag entsteht hier ein buntes, verrücktes Chaos, das Menschen aus aller Welt anlockt.
So viel Freiraum eckt an. Es ist nicht verwunderlich, dass das Partyvolk Skeptiker auf den Plan ruft. Und Kritik ist nicht unangebracht: die Musik ist teilweise sehr laut und manche Gruppen feiern bis in die Nacht hinein, in den Büschen liegen Taschentücher und die Wiese sieht traurig aus. An sonnigen Tagen hinterlassen bis zu 50.000 Menschen Spuren.
Im letzten Jahr entzündete sich die Frage der Nutzung erneut, als Musiker im Park wegen Lärmbelästigung angezeigt wurden. Eine Initiative der Anwohner formierte sich und sammelte Unterschriften, um die Musik im Park verbieten zu lassen. Der Bezirk wurde nervös und befindet sich seither in der Zwangslage zwischen Duldung und Regulierung. Denn wenn es nach der Grünflächenverordnung geht, haben die Beschwerdeführer nicht unrecht: Musizieren ist in begrünten Anlagen nicht vorgesehen. Parks sind nach diesen Regeln dazu da, um zu flanieren und sich zu erholen, und zwar ruhig. Eine Liegewiese ist zum Liegen da und eine Spielweise zum Spielen und die Bänke zum Sitzen.
Viele fordern eine Überarbeitung dieser Verordnung. Alexander Puell, Vorsitzender der Freunde des Mauerparks, findet, dass Aktivitäten, die über Jahre gewachsen sind, ähnlich schützenswert seien wie Pflanzen. Im Bezirk Pankow herrscht über alle Parteien hinweg Einigkeit, dass der Mauerpark als kulturelles Zentrum erhalten bleiben soll. Seit September 2018 gibt es Runde Tische, zu denen bis zu 40 Interessenvertreter kommen. Eine neue Parkordnung ist entstanden, die das Besucherverhalten zähmen soll: So soll beispielsweise nur noch nach Osten, zum Jahn Sportstadion hin, musiziert werden. Die neuen Regeln werden von Parkläufern erklärt.
Auch die Musiker selbst bemühen sich um Lösungen. Die neu gegründete Initiative „Save Mauerpark“ hat eine Idee aus London aufgegriffen: Eine 3,5 m hohe Hörmuschel-Konstruktion kann den Schall konzentrieren und umlenken. Der Bezirk hat das Konzept befürwortet, stellt aber kein Geld bereit. Daher sammelt die Initiative vorerst für mobile „Shells“ Geld: bei der Fête de la Musique kamen die ersten 500 Euro zusammen.
So viel Einsatz ist lobenswert. Aber ist wirklich die Musik das Problem? „Es geht doch gar nicht um Lärm“, sagt Inga Tollé aus der Wolliner Straße. „Die Beschwerde über Lärm ist für die Anwohner lediglich eine greifbare Möglichkeit, den Ärger, den sie seit Jahren haben, zu artikulieren. Wir haben hier ganz andere Probleme. Am Sonntag ist jede einzelne Feuerwehreinfahrt zugeparkt. Menschen mit Kinderwagen oder Rollator kommen nicht mehr über die Straße. Alles ist voller Müll und die Massen schieben sich durch die Straßen. Wenn es um Freiraum geht, sage ich: Bitte lasst auch uns unseren Freiraum!“
Sie versteht nicht, warum die jährliche Walpurgisnacht im Park abgesagt wurde. Die Ansage „Musik nur noch Richtung Osten“ findet sie lächerlich. Selten sieht sie am Wochenende einmal jemand vom Ordnungsamt in ihrer Straße.
Fragt man Puell, wie es jetzt weitergeht, wird er philosophisch. Im neuen Flyer habe die Parkverwaltung Grenzen eingezeichnet zwischen den Nutzungsgebieten. Das sei das Gegenteil von dem, was der Mauerpark sein soll: „Statt Aufeinandertreffen zu ermöglichen, werden Mauern hochgezogen.“
Parks sind Freiheit im Kleinen
Grünflächen, das wird am Beispiel der Parks deutlich, sind die Berliner Freiheit im Kleinen: Alle lieben sie. Und alle müssen erproben, wie man mit ihr am besten umgeht, wenn die Stadt wächst, Interessen kollidieren und Fronten sich verhärten. Vielleicht sind Parks ein guter Ort, um Lösungsansätze auszuprobieren – sei es der Einsatz von Mediatoren an Kriminalitäts-Hotspots oder Bürgerinitiativen, die mit den Bezirksämtern zusammenarbeiten. Auf dem Spiel steht viel: eine Stadt, in deren Freiräumen die Bürger das Sagen haben.
Text: Johanna Heuveling und Julia Lorenz