Schöner, besser, klüger – will das nicht jeder sein? Sogenannte Adaptogene sollen das möglich machen. Wir haben, wenn schon nicht die Welt, so zumindest uns selbst schön getrunken – bei BTTR. in der Dresdener Straße
Kleopatra soll – der Legende nach – in Flüssigkeit aufgelöste Perlen konsumiert haben. Was man nicht so alles tut für die Schönheit. Ein paar Jahrtausende später wandeln gesundheits- oder zumindest trendbewusste Weltenbürger*innen wie Gwyneth Paltrow in ihren Fußstapfen: in wahren Saftläden in den schicken Vierteln von London oder L.A. kann man nun Nussmilch und kaltgepresste Säfte trinken, die mit Perlenstaub und allerlei anderen Wundermitteln, Verzeihung, Adaptogenen versetzt sind.
Adapto-was? Mit diesem Begriff aus der Alternativmedizin werden biologisch aktive Pflanzenstoffe bezeichnet, die Körper und Geist dabei unterstützen sollen, sich an Stress anzupassen. Adaptieren also. Und hier liegt schon das Grundproblem: Sie sind gestresst? Das ist nicht etwa ein strukturelles Problem, an dem die Gesellschaft als ganzes krankt. Nein, der Hype um Adaptogene und Co. individualisiert die Sache. Nicht der Kapitalismus ist schuld, Ihr gestiegenes Stresslevel und Ihr letzter Burnout sind auf den mangelnden Konsum von so esoterisch anmutenden Pülverchen aus He-Shou-Wu-Wurzel oder Pilzen wie Lion’s Mane (in Deutschland etwas weniger glamourös als Affenkopfpilz bekannt), Reishi oder Cordyceps (zu Deutsch Puppen-Kernkeule und immerhin Pilz des Jahres 2007) zurückzuführen.
Warten auf den Umsturz
Nun werden nahezu all diese Produkte seit vielen Jahrhunderten in traditioneller chinesischer Medizin oder im Ayurveda verwendet, bisweilen gibt es sogar medizinische Studien, die ihren Nutzen belegen. Ob aber ein paar Milligramm getrockneter Pilze wacher, klüger, schöner machen oder ob da der Placebo-Effekt greift, darüber bliebe zu debattieren.
Wer da nun mitreden möchte, sollte nach Kreuzberg pilgern: In der Dresdener Straße hat das BTTR. (was keine Abkürzung für das Wort better ist, sondern back to the roots, also „Zurück zu den Wurzeln“ heißen soll) eröffnet, um der Hauptstadt die Vorzüge von Perlenstaub und all den anderen Adaptogenen nahezubringen. Und zwar in Form von kaltgepressten Säften, Shots, und Nussmilchkreationen zu 3,50 bis 8 Euro, zuzüglich Löffelchen der zauberhaften Pulver à 50 Cent.
Er schmeckt gut, der Nussmilch-Chai mit He Shou Wu-Pulver oder der Wassermelonen-Gurkensaft mit Ashwaganda. Wird man allerdings wirklich fitter oder cleverer nach einem Saft oder zwei? Wir bleiben da skeptisch. Die wahre Wellnesskur, das wäre eine gerechtere Gesellschaft. Aber bis dahin trinken wir gerne unseren Kakao mit Chaga Pilz und Moringa Blatt und warten auf den Umsturz.
BTTR. Dresdener Str. 18, Kreuzberg, Di–Sa 9–17 Uhr, www.get-bttr.com