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Berlins erster Spargeldöner: Wie gut schmeckt die wilde Kombi?

Berlins ersten Spargeldöner gibt es bei Kebap with Attitude in Mitte. Doch schmeckt diese wilde Kombination wirklich? Wir haben den wohl provokativsten Döner der Hauptstadt probiert.

Bei Kebaps with Attitude gibt es ausgefallene Döner: Jetzt auch einen Spargeldöner. Foto: Lisa Levkic

Der Spargeldöner ist eine Provokation

„Wir brauchen bloß unseren Spargel aus Beelitz“, heißt es so schön in „Biergarten Eden“, diesem satirischen K.I.Z-WM-Song von 2010. Es gibt wohl kaum ein „deutscheres“ Gemüse. Das höchste Gut, Leitkultur. Sobald die große Stecherei beginnt, dreht sich in Restaurants, Höfen und Familienkreisen alles um die weißen Stangen. Lecker. Klassisch mit Schinken, mit einem saftigen Schnitzel oder jetzt halt… mit Döner. Der Döner polarisiert. Frank-Walter Steinmeier bringt einen Spieß aus Deutschland als Gastgeschenk mit in die Türkei, alle drehen durch. Der Berliner SPD-Politiker Frederic Augustin versucht, mit Drei-Euro-Döner-Versprechungen die Europawahl aufzumischen. Was soll das alles?

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Bei Kebap with Attitude, dem Berliner Fine-Dönier-Laden in der Gipsstraße, kann man darüber lachen. Bereits in der Vergangenheit trumpfte man hier mit deutschtürkischen Kreationen auf: einem Wild-Preiselbeere-Döner zu Weihnachten beispielsweise. Jetzt folgt die nächste Provokation: ein Kebap mit dem heiligen Beelitzer Spargel. Da kann sich unser Bundespräsident eine dicke Scheibe abschneiden. Dieses Gericht bringt Völker zusammen.

Kebap with Attitude: Der Spargeldöner schmeckt

Der „Döner Beelitzer Art“ – starker Name übrigens – vereint regionales Rindfleisch und schön bissfesten Spargel aus Beelitz. Das irritierende Aufeinandertreffen wird mit frischem Feldsalat, einer fantastischen Bärlauch-Mayonnaise, Erdbeer-Ingwer-Marmelade und – natürlich – einer dicken Kelle Hollandaise gefeiert. Doch der Spargeldöner ist kein Witz, den man mal probiert und danach doch wieder zum Klassiker greift. Zumindest nicht nur. Diese verbotene Liaison schmeckt tatsächlich verdammt gut. Und sie soll auch eine kleine politische Botschaft mit sich bringen. „Zwischen all den Unruhen und Konflikten wird es Zeit für den Döner der Versöhnung“, sagt Deniz Buchholz von Kebap with Attitude, „und wir wollen auch immer ein bisschen anecken.“ Ursprünglich sollte der Spargeldöner sogar „AfD Spezial“ heißen.

Auch den Spargeldöner isst man natürlich mit den Händen. Foto: Lisa Levkic

Seit 2019 verwirklicht der Gastronom und Döner-Fan mit seinen beiden Partnern eine ganz eigene Vision des Kebap. Die Karte reicht vom „O.G.“, einer an die traditionellen türkischen Küche angelehnten Version aus Rind, Spitzpaprika, Tomate, Joghurt, Petersilienbutter und sauren Gurken, über den Berliner Klassiker mit Knoblauch, Kräuter, Scharf, Salat komplett, bis zum Mitte-Gentrifizierungsdöner „Trüffel Delüks“, der übrigens das ganze Jahr über mit grünem Spargel angeboten wird. Kebap with Attitude huldigt der Dönerkultur – und verlangt ihr ordentlich was ab.

Der Spargeldöner kostet, was er kostet

Das Ganze hat seinen Preis: Das Fleisch kommt aus Freilandhaltungsbetrieben aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Ein Umkreis von 300 Kilometern soll bei Einkauf und Lieferung nicht überschritten werden. „Ich weiß gar nicht, warum es heutzutage immer noch angesehen ist, ein argentinisches Steak zu importieren“, sagt Deniz Buchholz. Kurze Lieferwege, hohe Qualität und gute Arbeits- und Lebensbedingungen seien ihnen besonders wichtig. Werte, die sich gewöhnliche Dönerbuden im Konkurrenzdruck oftmals leider nicht leisten können. Der Berliner Döner „Klassik“ kostet bei Kebap with Attitude 12 Euro, der „Döner Beelitzer Art“ 14,90 Euro.

Die Diskussion um steigende Dönerpreise und vergangene Zeiten, in denen man in Berlin einen Kebap für 2,50 Euro bekommen hat, wird weitergehen. Sogar im Wahlkampf. Doch ein fairer Spargeldöner in Mitte kostet halt, was er kostet. Und es gibt ihn nur so lange, bis die regionale Spargelzeit vorbei ist. Kebap with Attitude ist eben auch eher ein experimentierfreudiges Restaurant als ein Imbiss. Gegessen wird trotzdem mit den Händen. Und wie es sich gehört, saut man sich dabei ordentlich ein. Spargel und Döner, Deutschland und Türkei, das passt doch ziemlich gut. Und egal ob man sich das leisten will oder nicht, die Pointe sitzt.

  • Kebap with Attitude Gipsstraße 2, Mitte, tgl. 12-22 Uhr, 5 Jahre Party, Fr 10.5., online

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