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Berlin verstehen

Atze, Keule, Saunickel: 12 Typen, die euch in Berlin begegnen

Berlinerische Typen trifft man überall in der Stadt. Auf der Straße, in der Kneipe, im Laden, Büro und Bus. Sie sind dick, dünn, groß, klein, jung oder alt. Manche nerven, andere sind still, ganz andere spielen sich auf. Für jeden Typus hat der Berliner seine eigene berlinerische, oder berlinische (ganz wie man will), Bezeichnung. Hier sind 12 berlinerische Typen, die man kennen sollte, von Atze über Jören und Keule bis zum Saunickel.


Atze

Berlinerische Typen: Atze
Meen Atze steht am Flipper. Foto: Imago/Werner Otto

„Atze“ ist ein Kumpel, ein Typ mit dem man rumhängt, ein guter Freund aber auch der eigene große Bruder. Ein Oberbegriff für Männer, wenn sie unter sich sind. So richtige berlinerische Typen! Auf dem Foto zockt ein Atze am Flipper. Die Bezeichnung hat Karriere gemacht. In Berlin gibt es das Atze-Musiktheater und ein berühmter Comedian, bekannt aus Funk und Fernsehen, nennt seine erfundene Bühnenfigur so, mit Nachnamen Schröder. Der kommt allerdings aus Essen. Und dann gibt es noch die Atzen in Berlin, Frauenarzt und Manny Marc, zwei Rapper. So ist alles bis heute ein großer Atzenzirkel.


Fannkuchen mit Beene

Berlinerische Typen: Fannkuchen mit Beene
Een Fannkuchen mit Beene sitzt auf der Treppe. Foto: Imago/Glasshouseimages

Heute würde die politische Korrektheit lustige Bezeichnungen für Menschen mit Gewichtsproblemen vermutlich nicht mehr zulassen. Deshalb haben wir ein extra altes Foto zur Bebilderung herangezogen. Der dicke Mann wird die Sache hoffentlich verkraften, ein waschechter Berliner würde ihn „Fannkuchen mit Beene“ nennen und seiner Wege ziehen.


Fritze

Berlinerische Typen: Fritze
Berliner Typen sind oft Fritzen, hier ist der Fritze an der Kasse. Foto: Imago/WEREK

Den „Fritze“ kann man mit nahezu jedem Berufsstand aus der Dienstleistungsbranche koppeln. Das ist einer, der was verkauft oder sich um was kümmert, der repariert oder verwaltet. Es gibt den Vasich’rungsfritzen, den Jemüsefritzen, den Eierfritzen oder den Zigarrenfritzen. Fachhändler also. Dieser Fritze hier macht in Textilien.


Ihmchen

Berlinerische Typen: Ihmchen
Wenn Heidi Kabel (re.) und Tochter Heidi Mahler über einen reden, der nicht da ist. Foto: Imago/Sven Simon

Wenn sich zwei über jemanden unterhalten, der nicht anwesend ist, dann sprechen sie vom „Ihmchen“. Hier auf dem Foto sehen wir die berühmte Schauspielerin Heidi Kabel, die mit ihrer Tochter redet. Unterstellen wir den beiden mal, dass sie über eine dritte Person sprechen, die gerade nicht da ist. Ja, dann ist das wohl Ihm… Schon klar, oder?


Ische

Berlinerische Typen: Ische
Ne Ische zapft ein Pils. Foto: Imago/United Archives

Kennt man, trotzdem schön! Die „Ische“ ist halt ’ne Olle, nur in jünger. Geht mit dem Gendersternchen und feministischer Sprachregelung nicht immer in Ordnung, aber diese berlinerische Type gehört zu den Klassikern des Berliner Dialekts. Die Bezeichnung entstammt übrigens, wie viele andere berlinische Begriffe auch, dem Jiddischen.


Jören

Berlinerische Typen: Jören
Jören beim Puppentheater. Foto: Imago/Imagebroker

Die lieben „Jören“. Wie sie sich freuen und lachen, aber nerven tun sie auch, wenn sie so herumkrakeelen. Natürlich sind hier meist freche, unartige Kinder gemeint. Abgeleitet ist die Bezeichnung vom Wort „Göre“, dem der Berliner naturgemäß ein J vorsetzt. Gilt sowohl für Jungen wie für Mädchen. Dit is eben so. Historische Fotos von Rabauken, Pimpfen und Steppkes zeigen wir euch übrigens hier.


Keule

Berlinerische Typen: Keule
Die Zwillinge Manfred und Peter Diehl. Foto: Imago/WEREK

„Keule“ ist dem „Atze“ nicht unähnlich. Auch hier wird ein Kumpel, Freund oder herumstehender Typ gemeint, oder aber der Bruder. Allerdings der kleine Bruder, und „Atze“ ist der große. Wir vermuten jetzt schon, dass es sich auch andersherum oder eben gar nicht so verhalten kann. Das Berlinische ist eine wunderbare Mundart, aber sie steckt auch voller Tücken, wa, Keule!?

Das Foto zeigt übrigens die Zwillingsbrüder Manfred und Peter Diehl, beide waren in den 1970er-Jahren erfolgreiche Turner.


Lulatsch

Lulatsch
Lulatsch beim Stabhochsprung. Foto: Imago/Werner Otto

Der Stabhochsprung wird meist von hochgewachsenen Menschen betrieben, da sagt der Berliner „Lulatsch“ oder auch mal „Langer Lulatsch“, das ist aber eher dem Funkturm vorbehalten, einem der bekanntesten Türme in Berlin.


Männeken

Männeken
Männeken uffm Pferd. Foto: Imago/Galoppfoto

Im Gegensatz zum „Lulatsch“ steht das „Männeken“, ein kleingewachsener Mann. Das nennt man heute Bodyshaming und ganze Heerscharen von Psychotherapeuten müssen auf Kassenkosten traumatisierte kleine Männer betreuen, aber wat soll’s. Klein ist klein. Kann man nichts machen.


Obermima

Obermima
Obermima am Telefon. Foto: Imago/United Archives

Berlinerische Typen sind vielfältig und dringen in jeden Bereich des Lebens. Jetzt sind wir in der Arbeitswelt. Der „Obermima“ kann klein oder groß oder dünn oder fett sein, völlig egal, „Obermima“ ist „Obermima“ und der nervt. Damit ist der Chef, Direktor, Leiter, Vorarbeiter oder sonstige Autoritätsperson im Beruf gemeint. Manchmal muss man Paroli bieten, manchmal scheißfreundlich sein. Den Begriff nutzt man eher hinter dem Rücken des „Obermimas“.


Raffke

Raffke
Allet meens. Ein Raffke. Foto: Imago/Roba/Siegfried Pilz/United Archives

Haben, haben, haben. Meins, meins, meins. Damit wäre der „Raffke“ erklärt. Das ist eben ein raffgieriger Mensch. Der Typ hier auf dem Bild hat scheinbar Fotos gern. Meist geht es aber um Asche, Moneten, Penunze. Geld eben.


Saunickel

Saunickel
Een Saunickel – Torwart Sepp Maier. Foto: Imago/Fred Joch

Der Sepp Maier, Rekordtorhüter der deutschen Nationalmannschaft und Ur-Bayer, ist alles andere als ein Berliner, aber ein „Saunickel“ ist er. Zumindest auf dieser Aufnahme. Das ist also ein Typ, der sich ziemlich schmutzig gemacht hat.


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