Der Berliner Humor ist durchtränkt von den Zumutungen des Lebens in der sandigen Mark Brandenburg und von dem Trotz, den die Bewohner dem entgegensetzen. So kam der Berliner zu seiner großen Schnauze, zur derb-ehrlichen Abrechnung mit der Wirklichkeit. Aber auch zu einer guten Portion Resignation. „Dit is eben so“ und „da muss man halt durch“, damit kann man den Widrigkeiten des Alltags beikommen, und nimmt man sie mit Humor, erscheint die Sache leichter.
Dazu kommt eine Vorliebe fürs Absurde. Der Widersinn paart sich mit Wortspielen und schrägen Gedankenverbindungen. Daraus entstand eine spröde Schlagfertigkeit, die schon die Altberliner Humoristen wie Adolf Glaßbrenner und Claire Waldoff pflegten und die sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Auch bei dem Comiczeichner und Entertainer Fil oder dem Lesebühnen-Autor Ahne („Zwiegespräche mit Gott“) ist sie zu finden.
Hier sind 12 Berliner Witze, Redewendungen und lustige Gedichte versammelt, die einen guten Einstieg in den Berliner Humor geben.
Gott und die Berliner
Und am 8. Tag erschuf Gott die Dialekte. Alle Völkchen waren glücklich.
Nur für den Berliner war kein Dialekt übrig. Da wurde der Berliner ganz traurig und sagte: „Jetzt habe ich gar keinen Dialekt bekommen?“. Da sagte Gott: „Macht nüscht meen Kleener, quatschte halt wie icke hier!“
Icke
Ick sitze da un esse Klops.
Uff eemal klopp’s.
Ick kieke, staune, wundre mir,
Uff eemal jeht se uff, de Tür.
Nanu denk’ ick, ick denk’ nanu,
Jetz isse uff, erst war se zu!
Ick jehe raus und kieke.
Un wer steht draußen? – Icke!
Das berühmte „Klopslied“ wurde von Kurt Weill komponiert, der Text stammt von Jean de Bourgois (eigentlich Carl Einstein). Gibt es auch auf Youtube.
Blumenbeet jießen
Sacht ein Mann zu seiner Frau:
Ach Erna jieß doch mal draußen dit Blumenbeet.
Aber Heinrich es regnet doch.
Ejal, denn nimm’nen Schirm mit.
Ick liebe dir
Ick liebe dir, ick liebe dich,
wie’s richtig heeßt, dit weeß ick nicht.
Dit is mir och Pomade,
ick lieb‘ dir nicht im 3. Fall,
ick lieb dir nicht im 4. Fall
Ick liebe dir in jedem Fall
Keene Haare
Keene Haare uff’m Kopp, aba ’n Kamm inner Tasche!
Alles vorüba
Auf ‚m Kloo sitzt eener und singt:
„Et jeht allet vorüba, et jeht allet vorbei.“
Brüllt einer von draußen:
„Denn setz dir doch jefällichst richtig druff!“
Jarderobenhaken
Im Hörsaal in der Humboldt-Universität
sind zwee Jarderobenhaken anjebracht worden.
Darüber ’n Schild: „Nur füa Dozenten!“
Am nächsten Tach klebt n Zettel drunter:
„Aber ooch füa Mäntel jeeijnet!“
Wie man’s macht
Wie man’s macht, isset falsch, und macht man’s falsch, isset ooch nich richtig!
Stammgast
Ein nicht gerade gern gesehener
Stammgast bestellt in einer Berliner
Kneipe: „Also heute hätt ick jern ma wat,
wat ick noch nie hatte.“
Sagt der Wirt: „Da würd ick dir Hirn empfehln.“
Münchner Hauptbahnhof
Ein Berliner fragt am Münchner Hauptbahnhof
einen Einheimischen nach dem Weg –
und zwar in seiner gewohnten, sehr direkten Berliner Art:
„He Sie! Wo jeht et denn hier zum Marienplatz?“
Der Münchner: „Wenns’d mi anständig frogst, dann sog i’s da vielleicht!“
Der Berliner: „Nee, denn valoof ick ma lieber!“
Valobter stottert
„Dein Valobter stottert ja“, sacht die Mutter janz entsetzt zu ihra Tochta.
„Dit macht nüscht. Wenn wa vaheiratet sind, hatta sowieso nüscht mehr zu sagen …“
Haar in der Suppe
„Een Haar in der Suppe is relativ viel, een Haar uff ’n Kopp is relativ wenig.“
Mehr Berlin verstehen
Mit Herz und Schnauze: Berliner Sprüche, die ihr kennen solltet. Lustige Leute: Diese Berliner Komiker und Comedians solltet ihr kennen. Von Aas bis Stänkafritze: So beleidigt ihr auf Berlinerisch. Zugezogene kämpfen nicht nur mit einer Sprachbarriere. An diese Dinge müssen sich Zugezogene in Berlin erstmal gewöhnen. Deutlich bekannter dürften diese 12 Berliner Typen von Atze bis Saunickel sein. Ein wenig Geschichte gefällig? So sah Prenzlauer Berg in den 1980er-Jahren aus. Was Berlin noch bewegt, lest ihr in unserer Stadtleben-Rubrik. Spontan heute in Berlin etwas unternehmen: Veranstaltungstipps und gute Events.