Die Zeiten, in denen James Cook oder Kolumbus auf den Weltmeeren schipperten und neue Kontinente entdeckten, sind vorbei. Trotzdem bleibt der Spaß am Entdecken – in der modernisierten Form, der „Urban Exploration“. Der sogenannte „Urbexer“ erkundet alte Bahnanlagen, Militäreinrichtungen oder ehemalige Krankenhäuser – also vorrangig verlassene Gebäude der Stadt. Oft illegal, denn meist ist das Betreten der mitunter maroden Bauwerke untersagt. Genau das ist der Kick. Ebenso auch jenes Gefühl der Exklusivität, das sich einstellt bei der Erkundung eines Ortes, der nicht in Reiseführern auftaucht. In und um Berlin wimmelt es von solchen Orten: alte Bahnhöfe der Siemensbahn, Beelitz-Heilstätten, die ehemalige Abhörstation der Amerikaner auf dem Teufelsberg.
Zur obligatorischen Ausrüstung des Urbexers gehören Taschenlampe und Fotoapparat. In einschlägigen Internetforen werden Bilder und Tipps zu begehbaren Objekten ausgetauscht. Und das Interesse ist groß: Eine Urban-Exploration-Gruppe bei StudiVZ dümpelte lange mit konstanter Mitgliederzahl vor sich hin, im letzten Jahr hat sich diese verdreifacht. Eine Entwicklung auch mit Schattenseiten. Die Abhörstation auf dem Teufelsberg schaffte es im Frühjahr in die rbb-„Abendschau“, weil jemand die Außenplane des Kuppelturms in Fetzen geschnitten hatte. Den Turm im neuen Gewand hätte es nicht gegeben, wenn sich alle an den Kodex hielten: „Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.“
Text: Jms
Foto: Johanna Braunsch/tip (1)
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