Seit 2014 steht das Parkcafé Rehberge im gleichnamigen Weddinger Volkspark leer. Interesse am mittlerweile denkmalgeschützten Gebäude hatten viele, aber verpachtet wurde es bisher nicht. Eine Initiative hat große Pläne an der Catcherwiese und will den idyllisch gelegenen Flachbau wiederbeleben. Kann das gelingen?
Mitten im Volkspark Rehberge
Wer den Volkspark Rehberge im Wedding von der Afrikanischen Straße aus betritt, bekommt einen beeindruckenden Empfang: Der Fußweg zwischen dem Möwensee und dem Vereinshaus des BSC Rehberge führt durch einen spektakulären steinernen Torbogen, dahinter eröffnet sich der freie Blick auf die riesige, von Bäumen und Büschen eingefassten „Catcherwiese“ – sie heißt so wegen der Ringerskulptur von Wilhelm Haverkamp (1864–1929).
Dass der zwischen 1922 und 1929 angelegte Volkspark Rehberge, über den ihr hier mehr lesen könnt, nicht nur zur Erholung, sondern auch zur Ertüchtigung gedacht war, merkt man zum einen den bronzenen Ringern an der „Catcherwiese“ , die einst Trainingszwecken diente, an.
Zum anderen aber auch am anliegenden Stadion Rehberge – es ist die Heimspielstätte des BSC Rehberge, sowie einer Tennisanlage: Sport war im Arbeiterbezirk Wedding stets essenziell. Auch der 1929 im Stil der Neuen Sachlichkeit von Friedrich Hellweg entworfene Flachbau seitlich rechts am Weg zwischen Steintor und Wiese beinhaltete ursprünglich einmal Infrastruktur, genauer: Umkleideräume.
Das Parkcafé Rehberge hat schon bessere Zeiten gesehen
Doch die Zeiten, als Sporttreibende hier ihre verschwitzten Trikots von den Körpern pellten, ist lange vorbei. Vorbei ist aber auch die Periode, in der der Flachbau nebst der zur Wiese zeigenden Terrasse als Gastronomiebetrieb genutzt wurde, zuletzt als Parkcafé Rehberge. Mit typischem Weddinger Flair natürlich – an dem sich immer wieder die Geister scheiden.
Während „ritamaria“ auf Yelp noch 2010 „die gemütliche Couch“, „die urige Einrichtung“ und das in der Damentoilette bereitgestellte Deo plus die „öffentliche Haarbürste“ bestaunte und befand, dass „zu den in die Leere guckenden rauchenden Weddingern … die Schlager Musik vorzüglich“ passte, monierte Christian K. 2011 poetisch: „Das Ambiente ist gruselig. Wie eine Geisterbahn. Eine Art Zeitreise in ehemals bessere Zeiten. Nur sind die leider weg. Ausgeflogen. Mal vor die Tür gegangen. Sehen, was Robby, Kalle, Paul so machen. Machen nix mehr. Sind arbeitslos. Resignier, trink ’n Bier. Rat ich Dir! Davon vier, bleibste hier.“
Tatsächlich hatte es das Parkcafé Rehberge nach diesem Kommentar dann auch nicht mehr lange gemacht. Seit dem Tod des ehemaligen Pächters im Jahr 2014 steht der Flachbau leer. Und vergammelt.
Sogar Hertha BSC erhielt eine Abfuhr
Dabei hatte es immer wieder Interessierte gegeben, die das Potenzial des gleichermaßen wunderschön grün gelegenen wie bestens erreichbaren Gastronomiebetriebes gesehen haben. Patrick Neideck etwa, Betreiber des Weddinger Biergartenlokals „Deichgraf“, trat gegenüber dem Bezirk – er ist der Besitzer des Flachbaus – 2019 als Pacht-Interessent auf. Und auch Hertha BSC wollte das Gebäude anmieten: als Trainingsstätte für seine Boxabteilung.
Doch alle Interessenten erhielten bislang eine Abfuhr. Nach einem BVV-Beschluss aus dem Jahr 2017 wurde das Bezirksamt aufgefordert, alternative Nutzungen des inzwischen denkmalgeschützten Gebäudes zu prüfen: irgendwas Interkulturelles. Oder eine Begegnungsstätte für Senior:innen.
Initiative Parkcafé Rehberge will einen Ort für alle
Diese beiden – und noch mehr Anforderungen – unter einen Hut bringen will nun die noch junge Initiative Parkcafé Rehberge, eine Gruppe von mittlerweile rund 70 Weddinger:innen, darunter viele Anwohner:innen. „Wir wünschen uns im Parkcafé einen Begegnungs- und Veranstaltungsort für alle“, sagt Juliane, eine der Sprecher:innen. „Der Ort soll vielfältig und in jeder Hinsicht inklusiv sein.“
Eine der Ausdrucksformen dieser Absichten: Die Instagram-Seite der Initiative Parkcafé Rehberge ist mehrsprachig gehalten; wer mag, könnte hier das Motto der Initiative, „Ein Stück Wedding für alle“, schon mal auf Türkisch, Polnisch, Französisch oder Russisch lernen. Selbst das Logo der Initiative Parkcafé Rehberge kommt in Schrifttypen daher, die man beispielsweise im Hebräischen verorten würde.
Viele Ideen für die Nutzung
Wie der Flachbau im Volkspark Rehberge künftig genutzt werden sollte, befindet sich indes noch in der – basisdemokratischen – Planung. „Alle zwei Wochen treffen wir uns online zu einem großen Plenum“, sagt Juliane. Diskutiert wird dann, was die insgesamt zehn Arbeitsgemeinschaften (AGs) der Initiative entwickelt beziehungsweise herausgefunden haben.
Die „AG Vernetzung/Kontakte zur Politik“ etwa hält darüber auf dem Laufenden, wie weit das Interessensbekundungsverfahren gediehen ist, das Verfahren also, innerhalb dessen sich Interessierte beim Bezirk mit Nutzungskonzepten für das Parkcafé bewerben können. Die „AG Bau, Handwerk, Gestaltung“ sowie die „AG Finanzen“ macht sich unter anderem mit der zu erwartenden technischen wie finanziellen Sanierung des maroden Gebäudes vertraut.
AGs wie „Veranstaltungen/Raumnutzung“ oder „Jugendtreff“ schließlich wollen für die Software sorgen: den Inhalten, mit denen das Parkcafé Rehberge bespielt werden soll. Auch Gastronomie, geplant von der „AG Gastro/Café“, soll es künftig wieder geben. Allerdings nicht als Gewerbebetrieb, sondern nichtkommerziell und zugunsten des geplanten Vereins oder der Genossenschaft: Wie sich die Initiative Parkcafé Rehberge künftig organisieren will, ist derzeit noch nicht entschieden.
Nun sitzt der Bezirk am Hebel, ob sich die hochfliegenden Pläne dann auch tatsächlich verwirklichen lassen. Damit den Verantwortlichen in den Amtsstuben die Dringlichkeit für die Realisierung des Parkcafés als inklusives, multikulturelles Mehrgenerationen-Kulturtreffs auch wirklich klar wird, gab‘s zur Einstimmung am 28. März schon mal eine Kundgebung mit Musik vor Ort – und mit Abstand. Stephan von Dassel, Bürgermeister von Berlin-Mitte, wurde – so, wie viele weitere Politiker:innen – jedenfalls in der Menge gesichtet.
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