Im Berliner Mikrokosmos werden Heuschrecken und Mehlwürmer frittiert. Selten waren essbare Insekten ansprechender, immerhin probieren Start-ups und Restaurants seit einiger Zeit, Krabbeltiere zum Verzehr anzubieten. Viele scheiterten, selbst mit „Höhle des Löwen“-Investorendoping. Das muss jedoch nicht für das Mikrokosmos gelten, dafür sind die Köche dort zu geschickt in der Insektenzubereitung.
Keine Mutprobe: Insektenküche im Mikrokosmos
Vor über fünf Jahren hat die gebürtige Italienerin Nicole Sartirani mit dem „Mikrokosmos Berlin“ ein Projekt gestartet, das Speise-Insekten weitläufig salonfähig machen soll. Nun wurde das dazugehörige Lokal eröffnet. Und, Fluch oder Segen?, in der Wochenkarte mit nur zwei auf den kleinen Krabbeltieren basierenden Gerichten: frittierten Insekten als Vorspeise sowie in karamellisierter Form als Topping beim Dessert.
Das Lokal, eine gemütliche Speisepinte, viel Holz, neben Büchern und Gewürzen allerlei Krimskrams wie eine kleinen Basttasche in Maikäferform. Das Mittagsmenü spricht an: Vor- oder Nachspeise, Hauptgericht, ein halber Liter Wasser und ein Kaffee für 15 Euro. Die frittierten Krabbler vorweg sind ein hübscher Anblick. Kross und warm kuscheln in Deutschland gezüchtete Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken auf frittierten, filigranen Spinatblättern.
Im Mikrokosmos sind Berührungsängste überflüssig
Um es auf den Punkt zu bringen – Mini-Knusper-Fingerfood, dessen Geschmack ohne Frittierfett und dem köstlichen Soja-Ingwer-Limetten-Knofi-Dip nicht existent wäre. Berührungsängste sind überflüssig, einzig die Flügel der Heuschrecken erzeugen Kopfkino. „The Future is now“ prankt in einem Moosbild über der Küchenausgabe und beschreibt die über Speise-Insekten hinausgehende Philosophie des Projekts und Lokals, die Ernährung der Zukunft zu gestalten. Die Küche ist, bis auf Krabbler- und wenige andere Ausnahmen, vegan, vegetarisch und nachhaltig aufgestellt, arbeitet mit Bio-Obst und -Gemüse aus Brandenburg.
Wobei der Mikrokosmos auch eine neue südamerikanisch inspirierte Adresse in der Stadt ist. Chefkoch Diego Castro kommt aus Lima, vereint etwa frittierten Rosenkohl mit Butterbohnen-Hummus und Salsa. Oder, eine feine Soulfood-Ode an den Sommer, sein warmes Röstaromen-Spitzkohl-Ceviche mit säurelastiger Tiger- und Buttermilch, die bei Experimentierfreude durch ein paar aufgesparte Insekten eine Knusper-Einlage erhalten.
- Mikrokosmos Reichenberger Str. 122, Kreuzberg, Do–Mo 12–22 Uhr, Tel. 0176/64 78 68 06, online
Mehr Genuss
Manchmal ist es nicht die kulinarische Auswahl, sondern Lage, Architektur und Einrichtung, die Etablissements auszeichnen – Außergewöhnliche Restaurants in Berlin und Umland: Von Pagode bis Milchbar. Auf der Suche nach einem schönen Ausflugslokal? Gute Restaurants in Brandenburg findet ihr hier: Schöne Lokale und gemütliche Gaststätten.
Immer aktuelle Tipps und Geschichten ums Essen und Trinken in Berlin lest ihr in unserer Food-Rubrik. Immer noch hungrig in Berlin? Mit der Berlin Food App von tipBerlin ist das passende Restaurant schnell gefunden.