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Berlin extrem

Schärfste Currywurst Berlins: Die tip-Mutprobe bei Curry & Chili

In Gesundbrunnen gibt es die schärfste Currywurst Berlins, womöglich sogar der Welt – das zumindest ist die Eigenwerbung von „Curry & Chili“. In der kultigen Imbissbude auf der Mittelinsel der Osloer Straße bietet Frank Spieß teuflische Saucen an, die selbst Profis an ihre Grenzen bringen. Waghalsige können sich durch verschiedene Schärfestufen probieren. Die Nummer 10 hat wahnsinnige 7,7 Millionen Scoville und muss vollständig gegessen werden, um mit einem Foto an der Ehrenwand zu landen. Jil Swaine und Lennart Koch haben den Versuch gewagt…

Schärfste Currywurst bei Curry & Chili: Voller Ehrgeiz messen sich Praktikantin Jil und Volontär Lennart im Schärfe-Duell. Foto: Lisa Levkic

Curry & Chili bietet die schärfste Currywurst – das wollen wir probieren

Schon von Weitem sieht man den roten Quader durch Menschen- und Automassen blitzen. An der Osloer Str. /Ecke Prinzenallee auf dem Mittelstreifen lässt sich die der Kultimbiss Curry & Chili von Frank Spieß finden. Auf den letzten Metern zum Snackpoint fährt der erste von vielen Krankenwagen an uns vorbei. Noch witzeln wir, dass genau so einer uns nach unserem Vorhaben abholen und versorgen kann.

Mein Kollege und ich sind auf die (Achtung: Spoiler) selten dämliche Idee gekommen, uns zu messen, wer denn schärfer essen kann – und zwar genau bei diesem Imbiss. Denn Curry & Chili hat neben den üblich verdächtigen Leckereien etwas ganz Spezielles im Angebot. Saucen. Viele – scharfe – Saucen.

Frank Spieß, Chef von Curry & Chili, ist Berlins Meister der teuflischen Currywürste. Foto: Lisa Levkic

Schärfste Currywurst Berlins: Curry & Chili hat teuflische Saucen mit bis zu 7.777.777 Scoville

Frank bietet zehn Saucen in unterschiedlichen Schärfegraden an, die selbst geübte Schärfefans an ihre Grenzen bringen. Die teuflische Nummer 10 hat wahnsinnige 7,7 Millionen Scoville. Zum Vergleich: Ein handelsüblicher Tabasco hat gerade mal 5000. Die Maßeinheit Scoville gibt an, wie viele Tropfen Wasser benötigt werden, um einen Tropfen der jeweiligen Substanz zu neutralisieren. Wir haben mal gerechnet: Um einen Milliliter der schwarzen
Sauce mit der 10 darauf auszugleichen, müssten 38,8 handelsübliche Badewannen voll Wasser getrunken werden.

Schärfetest bei Curry & Chili: Die Nummer 4 ist noch keine große Herausforderung. Foto: Lisa Levkic

Schön angerichtet, stehen die Saucen der Schärfe nach sortiert im latent fettverschmierten Fenster. Noch nicht
ahnend, was uns erwartet, einigen wir uns auf folgende Regeln: Pro Runde teilen sich beide Kontrahent:innen eine Wurst, in unserem Fall eine vegane. Getoppt wird die in zehn Stücke geteilte Currywurst mit einem von Curry & Chili selbst gemachten Ketchup. Auf diesen kommt dann tröpfchenweise das Teufelszeug.

Schärfste Currywurst Berlins: Schärfestufe 4 ist noch kein Problem, 6 schmeckt fantastisch

Da wir pro Runde eine halbe Wurst verspeisen werden, beginnen wir mit der Nummer 4 und arbeiten uns in Zweier-Schritten aufwärts. Runde eins beginnt und noch grinsen wir uns an, als wir die ersten Stücke verspeisen. Mit einer
leichten Knoblauchnote zählt die Nummer 4, die den Name „Garlic Bomb“ trägt, zu den eher sanfteren Saucen. Geschmacklich nicht schlecht, aber mehr als pikant würden wir ihr auch nicht zuschreiben.

Für die zweite Runde wird die fleischlose Alternativwurst mit der „Scorpion Silver Cup“ beträufelt,
einer süßlichen Geschmacksexplosion. Unser beider Favorit. Eine gute Menge an Schärfe, die uns
Respekt vor der nächsten Stufe haben lässt, zu Recht.

Schärfestufe 8 ist schon eine andere Liga. Jil setzt sich lieber hin, die Nase läuft und der Rachen brennt. Lennarts Kopf wird rot, im Mantel wird es zu heiß. Foto Lisa Levkic

Schärfste Currywurst Berlins: Die „Ass Explosion“ hat es in sich

Wir hoffen inständig, dass der Name „Ass Explosion“ nicht Programm ist. Bevor es aber im Allerwertesten explodiert, entfacht sich das Feuer nun bei uns im Hals. Da die Schärfe sich erst nach und nach entwickelt, stehen wir uns anfangs noch kauend mit einem breiten Grinsen im Gesicht gegenüber, bis der Kopf des Kontrahenten Lennart rot anläuft. Spätestens da merken wir: „Oh, oh, das wird lustig!“ Die restlichen Stücke schnell runtergewürgt, haben wir erst mit dem letzten Bissen realisiert, was uns mit der 10 bevorsteht.

Wer innerhalb von 6 Monaten alle Stärken ein Mal komplett isst und die 10 als Letzte, kommt bei Frank Spieß mit einem Foto an die Wand. Als wir ihn besuchen, schmücken knapp 450 Bilder die Außenwände seines Bistros. Der Laden ist seit 2005 in seinem Besitz. Ergo, so viele sind es nicht, die hier die schärfste Sauce Berlins einfach so wegstecken.

Schärfste Currywurst Berlins: Die 10 grenzt an Körperverletzung

Die Schärfestufe 10 grenzt schon an Körperverletzung. Wer es nicht selbst probiert hat, wird nicht glauben, wie scharf eine Sauce sein kann. Die Fotos der 10er-Bezwinger:innen spornen an. Foto: Lisa Levkic

Die drei zuvor probierten Saucen waren alle rot, das, was uns im vierten Gang erwartet, sieht schon gefährlich aus. Uns wird eine Wurst mit rotem Ketchup und schwarzem Chili Extrakt serviert. Dazu gibt es trockene Schrippen und ne Flasche Vanillemilch – passenderweise hat der Gast vor uns den letzten Ayran gekauft. Ein letztes Mal tief durchgeatmet, piksen wir in unser Verderben.

Wie Frank Spieß vorher prophezeite, entfaltet sich diese unsägliche Schärfe langsam aber erbarmungslos. Was als Brennen im Rachen beginnt, wird zu einer schmerzhaften Herausforderung für den ganzen Körper. Die Augen beginnen zu tränen, die Stimme bleibt weg, das Atmen fällt schwer und der Kreislauf spielt verrückt. Lennart hat plötzlich wieder seine Jacke an, denn der Körper wehrt sich mit Schüttelfrost gegen diese Chili-Bedrohung.

Die Vanillemich ist zumindest für einen kurzen Moment ein Lebensretter. Nicht mal nach 2 Flaschen hört das Brennen auf – die Nummer 10 bei Curry & Chili ist eine Ansage. Foto: Lisa Levkic

Currywurst-Trauma: Vanillemilch rettet für einen kurzen Moment, doch die Schärfe schlägt zurück

Überlebensinstinkte äußern sich im notgedrungenen Vernichten der Vanillemilch, die zumindest für einen kurzen Moment zu helfen scheint. Limonade und Bier würden die Schärfe durch die Kohlensäure noch schlimmer machen. Darauf hat in diesem Moment des Schmerzes niemand Lust. Trotzdem lachen wir uns immer wieder an, so gut es eben geht, weil es sich irgendwie schön anfühlt, gemeinsam durch die Hölle zu gehen. Den wirklichen Kampf trägt trotzdem jeder für sich aus. Lennart läuft zappelig umher und versucht sich nervös von der Schärfe abzulenken. Jil muss sich zwischendurch hinsetzen, die Nummer 10 raubt uns die Kräfte und Schwindel setzt ein.

Immerhin kann man sich das Leid teilen. Gemeinsam diese feurige Erfahrung durchzustehen, fühlt sich trotz allem schön an. Bei der 8 war uns noch warm, bei der 10 frieren wir plötzlich in unseren Mänteln. Foto: Lisa Levkic

Nach einigen Minuten ist zumindest das Schlimmste überstanden. Das Brennen im Rachen, ach eigentlich im gesamten Körper, lässt langsam nach. Die Bauchschmerzen und Schwindelgefühle begleiten uns allerdings noch länger. Wir sind albern und blödeln herum, wahrscheinlich weil wir uns insgeheim freuen, überlebt zu haben. Außerdem verspüren wir einen seltsamen Stolz. Natürlich ist die ganze Aktion etwas bescheuert und eine rationale Erklärung für dieses freiwillige Leid zu finden, fällt auch nicht wirklich leicht: Aber wer kann schon behaupten, die schärfste Currywurst Berlins probiert zu haben, ohne umzukippen.

Die schärfste Currywurst Berlins: Das zweite Stück war ein Fehler

Dieses überschwängliche Gefühl, fatale Selbstüberschätzung und ein letzter Rest Ehrgeiz — auch wenn wir uns inzwischen wie ein Team fühlen, waren wir ja ursprünglich Kontrahent:innen — motivieren uns, ein zweites Stück zu essen. Noch schlimmer kann es ja nicht sein und wir wollen an diese verdammte Wand! Ein paar Sekunden später geht das ganze Grauen wieder von vorne los. Beim zweiten Bissen ist es sogar noch schlimmer.

Die Augen tränen, alles tut weh und trotzdem oder gerade deswegen lachen wir und stehen die Hölle gemeinsam durch. Foto: Lisa Levkic

Currywurst bei Curry & Chili: Eine Erfahrung, die wehtut, aber auch verbindet

Als auch der zweite Überlebenskampf langsam überstanden ist, einigen wir uns auf ein Unentschieden. Die gesamte Currywurst zu verspeisen und jedes mal aufs neue durch die Hölle zu gehen, wollen wir uns dann doch nicht antun. Erleichtert liegen wir uns in den Armen, alleine hätten wir es niemals soweit geschafft. Frank Spieß ist auch stolz auf uns. Fürs erste Mal sei das eine beachtliche Leistung gewesen. Warum wir das zweite Stück probiert haben, obwohl wir schon beim ersten zwei Flaschen Vanillemilch vernichten mussten, versteht er allerdings doch nicht so ganz.

Noch nicht ganz auf der Höhe aber irgendwie stolz machen wir uns auf den Heimweg. Vergessen werden wir den Ausflug zu Curry & Chili bestimmt nicht. Foto: Lisa Levkic

Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann an die Wand der kleinen Currybude in Gesundbrunnen. Wir haben sechs Monate Zeit, um es nochmal zu probieren. Vielleicht erinnern wir uns aber auch einfach an diesen seltsamerweise schönen Tag, an dem uns eine bösartig scharfe Currywurst zum Leiden, Weinen und Lachen gebracht hat, und Kontrahent:innen zu einem Team geworden sind.

Hier könnt ihr ein Video des Wettkampfes bei Instagram sehen.

  • Curry & Chili Osloer Straße/Prinzenallee, Gesundbrunnen, Mo-Fr 11-21 Uhr, Sa 11-19, So 13-18, Tel. 0178 6367722, curry-chili.de

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