Party ohne Techno

10 Berliner Clubs abseits von Techno und Elektro

Berlin ist die Partystadt schlechthin, die Berliner Clubs gelten als spektakulär. Die halbe Welt kommt an die Spree um im Berghain und Co. zu feiern. Meist geht es jedoch um elektronische Musik.

Dass hier nur Techno läuft, ist aber ein Missverständnis. Wir haben zehn Berliner Clubs für Euch rausgesucht, wo man sich die Nächte zu Rock, Punk, 80s, Indie oder Reggae um die Ohren schlagen kann

Frannz – ein DDR-Urgestein der Berliner Clubs

imago images / snapshot

Der Berliner Club an der Ecke der Schönhauser Allee/Sredzkistraße ist eine Berliner Institution. Seit 1970 war der noch als „Franz“ firmierende Laden der Szene-Live-Club in Ost-Berlin mit dem Anspruch „365 Konzerte im Jahre“ zu zeigen, und war die Heimat von Jazz-, Rock- und Bluesbands. 1997 war Schluss, 2004 gelang mit dem „Frannz“ der Neustart. Neben einem gemütlichen Restaurant mit deutscher Küche setzten die neuen Betreiber das einstige erfolgreiche Konzept mit Live-Musik und Partys fort, ergänzte es um Lesebühnen und Tanzkurse und ist inzwischen der Club, in dem sich auch „ältere“ Clubgänger wohlfühlen. Neben erfolgreichen Party-Institutionen wie der „Schönen Party“ stehen Berlins erfolgreichste Single-Party „Fisch sucht Fahrrad“ und auch die beste Rockparty der Stadt, der „Star FM Club“, auf dem Programm.

Frannz, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg, www.frannz.eu


Cassiopeia

Cassiopeia
Rae Allen/ Wikimedia Commons/ www.flickr.com/ CC BY 2.0

HipHop, Skatepunk, Alternative Rock und Trashpop – damit lässt sich der Laden mittig auf dem RAW-Gelände musikalisch verorten. Hier ist noch das alternative Clubleben Berlins der 90er-Jahre erlebbar. Leicht angeschmuddelt, immer urig und mit angeschlossener Skate-Halle ist das Cassiopeia noch immer der Treffpunkt der Subkultur, die eher ein kaltes Bier als einen aufgepimpten Cocktail bevorzugen. Neben Punk-, Metal- und HipHop-Konzerte kann man hier entspannt abstürzen.

Cassiopeia, Revaler Straße 99, Friedrichshain, www.cassiopeia-berlin.de


Bar „Zum schmutzigen Hobby“ – Berlins queerer RAW-Club

imago images / PEMAX

Direkt an einem der Eingänge zum RAW-Gelände, wo mehrere Berliner Clubs zu finden sind, gelegen, macht der Laden erst einmal einen heruntergekommenen Eindruck. Doch die Berliner Institution der queeren Szene pfeift auf Schubladendenken und hat man die Bar einmal betreten, findet man vor dem Morgengrauen und stark angeheitert nicht mehr heraus. Hier ist jeder willkommen, der feucht-fröhlich feiern will, sich im 70er-Jahre-Pornobar-Ambiente mit Wohnzimmerflair wohl fühlt und die sexuelle Diversität respektiert. Und Jennifer Rostock-Sängerin, Jennifer Weist, ist hier Stammgast.

Bar „Zum schmutzigen Hobby“, Revaler Str. 99, Friedrichshain


Badehaus

Foto: Imago

Auch dieser Laden auf dem RAW-Gelände lädt zur Zeitreise in die 90er-Jahre ein. Wer als Zu-Spät-Geborener wissen will, in in Berlin nach dem Mauerfall gefeiert wurde, muss hier vorbeischauen. Der in einem Ziegelsteinbau beheimatete, rustikal-eingerichtete Laden ist nichts für Clubgänger mit einem Faible für Hochglanz-Atmo. Hier herrscht der Charme einer typischen Studenten-Kneipe – viel Holz, schlichtes Interieur mit starken Gebrauchsspuren und moderate Preise. Live-Konzerte mit Newcomer der Indie- und Rockszene treffen auf Partys, bei dem zumeist dem Trashpop gehuldigt wird. Die Musikanlage sorgt jedenfalls dafür, dass einem ordentlich die Hosenbeine flattern. Berliner Clubs können laut.

Badehaus, Revaler Straße 99, Friedrichshain, www.badehaus-berlin.com


Duncker

Einst war der in einem hübschen roten Ziegelsteinbau sich befindliche Laden ein Vorzeige-DDR-Jugendclub, der sich aber ab Mitte der 80er-Jahre auch der Subkultur öffnete und zu einer der Anlaufstellen der Jazz- und Punkszene wurde. Und sollten alle Clubs in Berlin irgendwann schließen, der Duncker würde trotzdem weiter offenbleiben. Auch am musikalischen Konzept wurde kaum etwas verändert. Der Club ist nach wie vor einer der wichtigsten Institutionen der Gothic-Szene, lässt die 80er-Jahre-Dekade hochleben, hat einen Schwerpunkt auf Indie und Rock und ist auch Sprungbrett für Nachwuchsbands, die bei freiem Eintritt hier spielen können. Damit ist das Duncker auf jeden Fall einer von 28 unserer Lieblingsorte in Prenzlauer Berg.

Duncker Club, Dunckerstr. 64, Prenzlauer Berg, www.dunckerclub.de


SO36: Aus der Punkszene in die Club-Ewigkeit

Lorie Shaull/ Wikimedia Commons/ https://www.flickr.com/ CC BY-SA 2.0

Der Ruf der Konzert- und Party-Location ist legendär – das SO36 war einer der Hotspots der West-Berliner Punk- und Kunstszene. Und so sieht der Schuppen immer noch aus. Der lange Konzert- und Clubraum saugt den Besucher förmlich in den Laden hinein, die Wände sind vollgepappt mit Aufklebern und Postern. Noch immer treten hier die Punkrock-Helden von einst auf. Mit Diskussionsrunden und Happenings ist der Club auch ein wichtiger Anlaufpunkt für Gentrifizierungsgegner und ist der soziale-engagierte Mittelpunkt rund um die Kreuzberger Oranienstraße. Neben Poetry-Slams, Tanzkursen, der Roller Skate Disco, der Institution Gayhane, der Lesben- und Schwulen-Sause, läuft viel Trashpop auf 80er- und 90er-Partys. Dass das SO36 Bestand unter den Berliner Clubs hat, zeigt sich am Alter. Der 36. Geburtstag wurde 2014 gefeiert, es gibt sogar ein Buch übers SO36.

SO36, Oranienstr. 190, Kreuzberg, www.so36.com


Lido

Sara Suñé/ Wikimedia Commons/ www.flickr.com/ CC BY 2.0

2006 erwachte das ehemalige Kino und die Theaterbühne aus dem Dornröschenschlaf ist seitdem aus dem Kreuzberg Nachtleben nicht mehr wegzudenken. Ob Indie-, Rock-, Rap-, Folk- oder Popbands – das Lido ist einer der wichtigsten Live-Bühnen der Stadt. Der große Konzertraum mit den hohen Wänden und den Dielen verströmt Ballroom-Atmosphäre, unterm Zelt im Außenbereich kann entspannt abgehangen werden. Das kleine Lidolino ist ein gemütlicher Kellerclub und kann auch für Privatfeiern gemietet werden. Mit den „Balkan Beats“, der Electro-Indie-Party „Kiss All Hipsters“ und dem „Paranoid“-Abend lässt sich jedes Geschmäckle abdecken.

Lido, Cuvrystr. 7, Kreuzberg, www.lido-berlin.de


Astra Kulturhaus

imago images / Carsten Thesing

Der Ruf des ehemaligen Kulturhauses des Reichsausbesserungswerks (RAW) ist legendär. Egal, ob Grimes, Sigrid oder The Jesus & Mary Chain – Konzertveranstalter reißen sich um den Laden. Partys wie der rockende Star FM Club, die Trashpop-Disco „Astra! Astra! Party“ Hits“ und die Konfetti-Schlacht „Epic Fail“ leben auch von der herrlich heruntergerockten Atmosphäre aus Plattenbau und Biergarten-Feeling. Und im Foyer hängen originale Lampen aus dem Palast der Republik.

Astra Kulturhaus, Revaler Str. 99, Friedrichshain


Privatclub

imago images / Michael Schulz

Im alten Postamt an der Skalitzer Straße residiert noch zwei Jahre lang der Privatclub, dessen Eingang am rot leuchtenden P leicht zu finden ist. Durch den Verkauf des Gebäudes an die Zalando-Gründer steht dann auch dieser Club vor dem Aus. Im geschmackvoll eingerichteten Laden gibt die sich Singer-Songwriter-Szene die Klinke in die Hand. Mit der „Soul Explosion“, Indie-, Weltmusik, HipHop und Trashpop-Partys findet auch der ältere Clubgänger seine Heimat.

Privatclub, Skalitzer Straße 85-86, Kreuzberg, www.privatclub-berlin.de


Alte Kantine: Hungry Monday einzigartig in Berliner Club-Welt

imago images / Seeliger

Der Laden auf dem Hof der Kulturbrauerei war schon vor 30 Jahren erster Anlaufpunkt für Studierende – und ist es noch jetzt. Der montägliche „Hungry Monday“ mit seinem Buffett lockt noch immer scharenweise Gäste an. Während in den 90er-Jahren die „Test The West“-Partys in dem Backsteinbau für einen ordentlichen Abriss sorgten, wird hier von Donnerstag bis Sonnabend der Trashpop mit 90er-Jahre-Ausrichtung bei einem sehr moderaten Eintritt feuchtfröhlich gefeiert.

Alte Kantine, Knaackstr. 97, Prenzlauer Berg, www.alte-kantine.de


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