Clubkultur

Verbündete am DJ-Pult: Bei der Femme Bass Mafia lernen FLINTA* das Auflegen

Auflegen in Clubs gilt noch immer als notorisch männerdominiertes Business. Das Berliner Kollektiv Femme Bass Mafia will das ändern: Sie schaffen sichere Räume für Frauen, trans und nicht-binäre Menschen, um das DJing zu lernen.

Workshop der Femme Bass Mafia. Foto: Lior Neumeister
Workshop der Femme Bass Mafia. Foto: Lior Neumeister

Auf der Tanzfläche eines Berliner Clubs konnte man früher für gewöhnlich davon ausgehen, dass sich ein weißer Mann hinter dem DJ-Pult befindet. Doch es hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Diskussionen darüber, wer im Nachtleben mitmischen darf, finden öffentlicher statt, und neue Kollektive versuchen, innerhalb der Clubkultur sichere, inklusive Räume für Menschen zu schaffen, die keine weißen cis-Männer sind.

Safer Spaces mit viel Bass

Eines dieser Kollektive nennt sich Femme Bass Mafia. Ihr Ziel: sich zu verbünden und Neulinge im DJ-Business zu unterstützen, statt auf Konkurrenzkampf und Ego zu setzen. Seit 2021 organisiert Femme Bass Mafia ein Mentoring-Programm, das sich explizit an Frauen, trans und nicht-binäre Menschen richtet und ihnen die Möglichkeit gibt, in einem solidarischen Umfeld das Auflegen zu lernen und sich innerhalb der Szene zu vernetzen.

Entstanden ist die Idee – wie so viele andere kreative Projekte auch – im Corona-Lockdown. „Es hat echt einen Nerv getroffen. Wir bekamen sofort viel Zuspruch,“ erinnert sich Gründerin Lilia, die als Dangermami an den Decks unterwegs ist und ihr Wissen in den Femme Bass Mafia-Workshops weitergibt. Sie selbst brachte sich das Auflegen allein zu Hause bei und merkte, dass ihr dabei der Austausch mit Gleichgesinnten fehlte. Die ersten Workshops fanden während der Pandemie in leeren Clubs statt, die Femme Bass Mafia freundlicherweise ihre Räume und Equipment kostenlos zur Verfügung stellten. Mittlerweile wird das Projekt vom Musicboard Berlin gefördert. In regelmäßigen Theorie- und Praxissessions vermitteln die Mentor:innen, die alle selbst als DJs im Berliner Nachtleben aktiv sind, technisches Know-How, geben Tipps für die Track-Sammlung oder Promo auf Social Media, und teilen Erfahrungen, wie man zum Beispiel der Nervosität kurz vor einem Gig entgegenwirken kann. Am Ende steht eine „Graduation Ceremony“: Alle Absolvent:innen dürfen ihr erstes eigenes Set spielen, etwa im berühmt-berüchtigten HÖR-Badezimmer oder beim Neuköllner Community-Radiosender Refuge Worldwide.

Eine Plattform für Austausch

„Meine Graduation-Clubnacht in der Paloma Bar war eine der bestärkendsten Erfahrungen meines Lebens. Es macht so glücklich, die Leute zu deinem eigenen Set tanzen zu sehen“, erzählt Katia aka cut.ya, Absolventin der zweiten Femme Bass Mafia-Generation. Sie hat durch das Mentoring-Programm den Mut gefunden, ihre Leidenschaft für Musik ernsthafter zu verfolgen: „Ich wusste schon immer, dass DJing etwas ist, was mich wirklich interessiert, habe es aber nie als etwas wahrgenommen, das für mich Realität werden könnte. FBM hat mir wirklich viele Möglichkeiten eröffnet, in Clubs in Berlin und sogar in anderen Städten zu spielen.“

Die Femme Bass Mafia hat große Pläne

Dieses Jahr geht bereits die fünfte Generation an den Start. Das Programm erstreckt sich inzwischen über sechs Monate und bietet sechs Teilnehmenden Platz. Für die Aufnahme sind keine Vorkenntnisse notwendig, im Gegenteil: angesprochen werden gezielt Personen, die bisher kaum bis keine Erfahrung gesammelt haben. Die einzige Voraussetzung: eine Leidenschaft für basslastigen Sound und die Bereitschaft, über die gesamte Laufzeit am Ball zu bleiben. Außerdem müssen alle Teilnehmenden der Antidiskriminierungs-Policy des Kollektivs zustimmen, um zu gewährleisten, dass die Workshops einen sicheren Raum für alle darstellen.

Femme Bass Mafia hat noch größere Pläne, verrät Lilia: Aktuell sucht das Kollektiv in Berlin nach einer Location, um dort einen Community Space aufzubauen. Jetzt schon gibt es regelmäßig Femme Bass Mafia-Clubnächte, wie etwa die Partyreihe „Plasma“ im Revier Südost. Seit letztem Jahr wird neben dem DJ-Programm einen Lehrgang in Kooperation mit dem Berliner Musiksoftware-Unternehmen Ableton angeboten, bei dem Teilnehmende das Produzieren lernen. Ganz weit oben auf der Liste steht außerdem die Idee, das Projekt auf andere Städte und Länder auszuweiten, etwa Barcelona, Paris oder die Niederlande.

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