Der verzauberte Pop von Sóley entsteht mit Hilfe der isländischen Regierung – Beerdigungskostüm inklusive
„Berlin! Seid dabei, wenn ich satanische Witze und trauriges Zeug erzähle“, bewirbt Sóley ihr anstehendes Konzert auf Facebook. „Ich habe auch mein Beerdigungskostüm und Geister-T-Shirts dabei.“
Na, wenn das kein Angebot ist. Dazu kündigt die Isländerin einen „soundtrack to the end of the world“ an. In anderen Worten: ihr neues Album, an dem sie gerade arbeitet. 2020 soll es erscheinen, drei Jahre nach ihrem bislang letzten Solo-Album. Dem Titel nach zu urteilen wird darauf wohl ähnlich dunkler, komplexer Indie-Kammer-Pop zu finden sein wie auf ihren älteren Werken.
Dabei gäbe es eigentlich Grund zum Optimismus. Gehört Sóley Stefánsdóttir doch zu den Auserwählten, die in diesem Jahr für einige Monate Geld vom isländischen Staat bekommen haben. Jedes Jahr vergibt die Regierung Stipendien an 300 bis 400 Künstler, damit diese ohne Geldsorgen im Nacken ihrem künstlerischen Schaffen nachgehen können. Wenn man einem isländischen News-Portal glauben darf, beläuft sich die Summe auf 3.000 Euro im Monat (Stand 2017).
Der 33-jährigen Stefánsdóttir hat dieses Geld ermöglicht, in Ruhe an ihrem neuen Album zu arbeiten. Außerdem hat die akademisch ausgebildete Musikerin – Sóley hat an der Kunstakademie Islands in Reykjavík Komposition und Klavier studiert – Stücke für Klassik-Ensembles und Musik für ein Theaterstück geschrieben. In Island sind die Künstlerstipendien dennoch umstritten. Einer Umfrage aus dem Jahr 2017 zufolge sind zwar 53 Prozent der Isländer dafür, aber auch knapp 47 Prozent dagegen.Henrike Möller
Säälchen Holzmarktstr. 25, Friedrichshain, Do 19.12., 20 Uhr, VVK 29,70 € zzgl. Gebühren