Neue Technologien

Wir haben die Musik-KI Udio gebeten, einen Hip-Hop-Song über Berlin zu machen

Nach Bildern und Texten nimmt sich künstliche Intelligenz aktuell die Musikproduktion vor. Eine der führenden Anwendungen in dem Bereich heißt Udio, die derzeit mit einem Song im Stil von Depeche Mode für Furore sorgte. Viele Fans der legendären Band bezeichneten das komplett künstlich erzeugte Werk als bestes Stück der englischen Synthie-Band seit Jahrzehnten. Wir haben die Musik-KI Udio nun gebeten, einen Hip-Hop-Song über Berlin zu machen. Das Ergebnis heißt „Spree Pulsationen“ und ist mehr als erstaunlich.

Eine KI-Illustration zum KI-Song „Spree Pulsationen“. Foto: DeepAI.org 

Spree Pulsationen – Die Berliner Hip-Hop-Geschichte ist lang

„Berlin verändert, es ist laut und wild! Neukölln im Wandel, die Mieten entfacht, ein Kampf um das Bild. Kreuzberger Nächte lang, Politik ist der Klang“, die ersten Zeilen von „Spree Pulsationen“ klingen nach einer ebenso kritischen wie abgebrühten Ansage. Hip-Hop aus dem Urban Jungle. Ein tiefer Beat, jazzige Einsprengsel, hier und da wird gescratcht, mit cooler Stimme rappt sich die Stimme durch die gentrifizierte Wirklichkeit der Stadt. Alles wie immer, so könnte man annehmen, denn politisch abgebrühten Rap aus Berlin gibt es zu genüge: Straßenrap, Aggro Berlin, Sido und Bushido, die Berliner Hip-Hop-Geschichte ist lang.

Doch hinter den „Spree Pulsationen“ steht keine Story, kein Kid aus dem Märkischen Viertel, kein Migrationsschicksal, keine Kreuzberger Mythen oder eine filmreife Coming-of-Age-Erzählung. Hinter dem Track steht die Maschine, eine Künstliche Intelligenz namens Udio, die so wie ChatGPT Texte generiert und Dall-E Bilder erschafft, Songs nach Vorgabe produziert.

Tiefe Bässe unter den Gleisen der Bahn. Die Stadt, sie pulsiert, im Takt zu meinem Plan. Lauter Proteste, durch die Straßen, es schallt. Berlin, du lebst, deine Geschichte erzählt. Tempelhofer Feld, Wowereits Vision

Spree Pulsationen

Die Technik ist ausgereift, mit wenigen Schlagworten, die in ein Textfeld eingegeben werden, lassen sich kurze Soundschnipsel produzieren. Etwa 30 Sekunden lang und in jeweils zwei Versionen. Wenn eine Version den eigenen Vorstellungen entspricht, lässt sie sich verlängern, immer wieder, bis man auf die üblichen drei bis vier Minuten kommt und damit einen fertigen Song hat.

„Tiefe Bässe unter den Gleisen der Bahn. Die Stadt, sie pulsiert, im Takt zu meinem Plan. Lauter Proteste, durch die Straßen, es schallt. Berlin, du lebst, deine Geschichte erzählt. Tempelhofer Feld, Wowereits Vision“, rappt die KI weiter. Die Produktion des gesamten Stück hat keine halbe Stunde gedauert, das Ergebnis ist erschreckend gut. Die Beats, die Lyrics, so kann es funktionieren – vielleicht nicht die absolute Sternstunde des Deutschrap, aber auch nicht der Tiefpunkt des Genres.

Ohne jegliche Kenntnisse lässt sich mit Udio ein mehr als hörbares Lied zu einem recht speziellen Thema wie der Gentrifizierung der Stadt in kürzester Zeit produzieren, kostenlos und mit einfachsten Hausmitteln – einem regulären Computer oder Smartphone. Die KI-Revolution ist im vollen Gange, teilweise wird sie belächelt und als nutzloses Gimmick dargestellt, teilweise als das Ende der Welt, wie wir sie kennen stilisiert. Beides stimmt ein wenig. Wohin soll das aber alles führen, wird der Mensch hinter der Musik abgeschafft, wird künstlich erzeugte Musik in Zukunft über die Streaming-Plattformen wie Spotify vertrieben und der Unterschied zwischen menschlichen und künstlichen Schöpfern verschwimmen? Darüber wird aktuell viel spekuliert, eine genaue Antwort kennt wohl (noch) niemand.

Wir stehen gerade am Anbeginn einer Zeitenwende

Doch eines scheint sicher, wir stehen gerade am Anbeginn einer Zeitenwende. Die KI wird den Musikmarkt verändern, sie wird unseren Umgang mit Musik (und auch anderen Kunstformen) verändern, sie wird die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen Musik erschaffen werden, und sie wird die Urheberrechte verändern. Möglicherweise wird künstliche Intelligenz seit der Erfindung der Tonträger den größten Einfluss auf die Musik insgesamt haben.

„Berlin, die Stadt, die niemals schweigt. Liebe fliegt, Sonnenuntergang so weit. Über’m Wannsee, Farben im Abendkleid. Marzahn erzählt, wo die Mauer noch flüstert, im Dämmerlicht“

Spree Pulsationen
  • Hier kann man die „Spree Pulsationen“ nachhören.

Und hier der Depeche Mode nachempfundene KI-Song:


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