Evergreens reloaded Es ist ja eine häufig verwendete Phrase, aber hier stimmt sie einfach: Ohne Guy Chambers hätte ein ganzes Jahrzehnt Popmusik anders geklungen
Erst die kongeniale Songschreibergemeinschaft mit Chambers machte aus dem Krawallbruder Robbie Williams, damals gerade bei Take That rauskomplimentiert, einen Superstar. Und aus dem introvertierten Chambers, der das Rampenlicht gern dem elf Jahre Jüngeren überließ, immerhin den Co-Komponisten einiger der größten Jahrhundertwende-Evergreens wie „Angels“, „Feel“ oder „Supreme“. Als sich die beiden überwarfen und Robbie Williams ihn mit wenig Fortune durch Stephen Duffy ersetzte, füllten andere Chambers’ Auftragsbücher. Doch keine seiner Arbeiten als Songschreiber und Produzent für Klienten wie Kylie Minogue, Rufus Wainwright oder Tokio Hotel konnte an die Erfolge mit Robbie anknüpfen. Spätere Neuauflagen der Zusammenarbeit ließen die Magie ihrer goldenen Jahre vermissen.
So könnte man Guy Chambers’ im Frühjahr erschienenes Solodebüt „Go Gentle Into The Light“ als musikalische Vergangenheitsbewältigung interpretieren: Der 56-Jährige spielt eine Auswahl der gemeinsamen Hits ganz reduziert und unbegleitet auf dem Klavier. Das ist nicht ohne Erkenntnisgewinn, legt Stärken und Schwächen der Kompositionen offen. Und doch ist es ein wenig so, als würde Quentin Tarantino das Drehbuch von „Pulp Fiction“ vorlesen: Hat was, aber ohne John Travolta und Samuel L. Jackson ist es nicht dasselbe.
Silent Green Gerichtstr. 35, Wedding, So 29.9., 20 Uhr, VVK 38 €