Drei Jahre ist es her, dass HMLTD im Büro eines A&R von Sony Music saßen. Der für „Artist & Repertoire“, also für die Betreuung der Künstler zuständige Manager versprach dem Quintett aus London, sie zur größten Band der Welt machen zu können.
Dieses Versprechen war jedoch eines, bei dem die Vergiftung bereits implementiert war. Das Major-Label hatte sehr genaue Vorstellungen, was es mit den komischen Typen anstellen wollte. Irgendwann stand einer ihrer Manager in der Studiotür, sechs Parkas der von Liam Gallagher gegründeten Modemarke Pretty Green unter dem Arm: „Ich glaube, ihr solltet den Leuten in Nordengland besser gefallen“, sagte er. Feuer kam zeitgleich auch von anderer Seite: Die „Vice“ bezeichnete die Band aufgrund ihres flamboyanten Aussehens als „Queerness Tourists.“ Ein Shitstorm bei Twitter war die Folge.
Gut zweieinhalb Jahre sind seitdem vergangen. In dieser Zeit verloren die Londoner nicht nur ihren üppig dotierten Plattenvertrag, sondern auch den Nimbus, das nächste heiße Ding der britischen Popmusik zu sein. Den Hype haben sie auch nicht nötig. Das nun erschienene Debütalbum „West Of Eden“ steht auch ohne Begleitfanfaren gut da. Songs wie „Loaded“, „The West Is Dead“ und „To The Door“ mischen wild Punk mit Dance mit Artrock.
Das könnte eine 2.0-Variante von Adam & The Ants sein, oder ein gemeinsames Projekt von Scott Walker und den Chemical Brothers, kuratiert von Quentin Tarantino. Zusammengehalten wird all das von Henry Spychalski, einem blitzgescheiten, nun ja, Shouter, der in Interviews damit kokettiert, dass er, einst Hoffnung der Musikindustrie, nun im Dayjob Pizzabäcker ist. Immerhin ein Pizzabäcker, der ein Garant für einen ziemlichen Live-Abriss ist
Urban Spree Revalerstr. 99, Friedrichshain, Fr 28.2., 21 Uhr, VVK 17,70 € zzgl. Gebühren