Manchester – die Stadt von United und City, von Oasis und den sich ewig zankenden Gallagher-Brüder, die Stadt der Rave-o-lution. Fußball, Britpop und Indie zum Tanzen, aber von Jazz aus dem Nordwesten Englands hat man eher selten gehört. Bis Matthew Halsall – noch in seinen frühen Zwanzigern und mit nur knapp tausend Pfund Startkapital – 2008 das Label „Gondwana Records“ gründete. Seitdem bildet die Plattenfirma die lebendige Jazz-Szene der Stadt ab und beweist damit, dass Großbritannien musikalisch noch mehr zu bieten hat als London, das in den letzten Jahren mit einer extrem pulsierenden Jazz-Community die meisten Blicke des Genres auf sich zog.
Halsall studierte in Indien Meditation, liebt die spirituellen Jazz-Platten von Alice Coltrane oder Pharoah Sanders und legte schon immer großen Wert auf Unabhängigkeit. So wurde er mit seinem Label zu einer Art Vorreiter der jungen, lokalen Szene und bringt neben den Werken von GoGoPenguin regelmäßig eigene Alben heraus.
Auf denen bietet er mit nachdenklichen, aber keineswegs verkopften Kompositionen ein musikalisches Gegengewicht zum meist tanzbaren Londoner Club-Jazz an. Dabei überzeugt vor allem die Klarheit seines Sounds und die Ruhe, mit denen die langen Songs allen Mitmusiker*innen Raum für Improvisationen bietet. Letztes Jahr feierte er mit seinem „Gondwana Orchestra“ den Geburtstag des Plattenlabels in Berlin. Dieses Mal kann man den Trompeter in kleinerem Rahmen und zu erschwinglicherem Preis, aber wie gewohnt mit qualitativ hochwertigem Independent-Jazz im Gretchen erleben.
Gretchen Obentrautstr. 19-21, Kreuzberg,
So 24.11. 20.30 Uhr, VVK 17 € zzgl. Gebühren