Sie zieht weiter stoisch-trotzig ihr Ding durch – die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
Kaum jemand hat die Kunst des auf der Stelle Tretens so zur Perfektion entwickelt wie der Hamburger Sänger und Gitarrist Carsten Friedrichs. Schon das Potenzial seiner ersten Band Fünf Freunde kann man getrost als verschenkt bezeichnen.
Mit der Szene-Institution Superpunk, die den Northern-Soul-Pop der ersten Dexys-Midnight-Runners-LP kongenial ins St.-Pauli-Milieu des frühen 21. Jahrhunderts übertrugen, hätte aber der Durchbruch gelingen müssen. Doch das demonstrative Desinteresse an einer Karriere zeitigte Wirkung. Außerhalb eines überschaubaren Zirkels von enthusiastischen Fans wurden Superpunk ignoriert.
Die 2012 von Friedrichs und Bassist Tim Jürgens ins Leben gerufene Nachfolgeband Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen schließt bruchlos an das Superpunk-Oeuvre an – nur eben unter sperrigerem Namen. Auf dem fünften Gentlemen-Album „Fuck Dance, Let’s Art“, das wie alle Vorgänger bei Tapete Records erscheint (Labelchef Gunther Buskies ist praktischerweise Bandmitglied), besingt Friedrichs wieder mit trotziger Emphase urbane Alltagswelten („Der kleine Matratzenmarkt“) oder eskapistische Jungsträume („Der glückliche Spion“).
Und natürlich pfeifen Friedrichs und Co. auf den Pop-Zeitgeist und ziehen ihren nostalgieseligen Garage-Glam-Ska-Soul-Stiefel derart stoisch durch, dass ein Stück wie das dandyeske „Ein Leben in rot mit purpurnen Blitzen“ fast schon gewagt erscheint: mit Discobass, huch! Sollte sich da doch mal was bewegen?
Lido Cuvrystr. 7, Kreuzberg, So 29.12., 20 Uhr, VVK 20 € zzgl. Gebühren